Im Schatten der Leidenschaft
wandte er sich mit einem bösen Lächeln auf den Lippen an Hugo.
»Dreitausend Pfund. Da ich festgestellt habe, daß ich jetzt nicht mehr mit diesem Betrag rechnen kann ...«
»Allerdings«, sagte Hugo voller Verständnis. Er hatte Elizabeths Zahlungen an Jasper eingestellt und sollte nun dafür aufkommen. Chloes zarte Schulter unter seiner Hand war verkrampft, und er spürte deutlich ihren Zorn. Offensichtlich verstand auch sie, was ihr Bruder verlangte; aber wenn er erwartet hatte, daß sie bei dieser Erkenntnis unüberlegt reagieren würde, hatte er sich getäuscht.
»Wir müssen uns ihre Mutter ansehen«, sagte sie ebenso ruhig, wie sie vorher eindringlich gewesen war. »Ich kenne Sheriff, aber Red Queen würde ich gern näher betrachten.«
Jasper neigte zustimmend den Kopf. »Crispin, bring Chloe zum Stall und zeig ihr die Queen. Ich bin sicher, daß sie zufrieden sein wird.« Er wandte sich wieder Hugo zu. »Sollen wir diese Sache in meinem Schreibzimmer zu Ende führen?«
»Ich bezweifle, daß sich eine solche Sache so leicht regeln läßt«, meinte Hugo mit einem flüchtigen Lächeln. »Aber die genaueren Bedingungen sollten wir in jedem Fall besprechen. Sie werden jedoch einsehen, daß ich Ihre Gastfreundschaft nicht annehmen kann. Da ich Ihnen die meine nicht anbieten wollte, wäre das wohl auch etwas heuchlerisch, nicht wahr?«
Er wandte sich seinem Mündel zu, das noch keine Neigung zeigte, Crispin zum Stall zu begleiten. »Chloe, wenn du die Mutterstute genauer sehen willst, schlage ich vor, daß du das jetzt tust.«
Er und Jasper warteten, bis sie mit Crispin um die Hausecke verschwunden war.
»Sie war immer schon eine schlecht erzogene Göre«, sagte Jasper mit hörbarem Widerwillen.
Hugo hob eine Augenbraue und sagte ruhig: »Zu schlecht erzogen, als daß sie eine passende Frau für Ihren Stiefsohn abgeben könnte, Jasper? Oder würde ihr Vermögen ausreichen, um ihre Charakterfehler auszugleichen?«
Jaspers dunkle Gesichtsfarbe wurde noch dunkler, aber sein Blick war beinah undurchsichtig, als er Hugos direktem Blick auswich. »Wollen Sie damit etwas Bestimmtes sagen, Lattimer?«
Hugo schüttelte den Kopf. »Was sollte ich denn sagen wollen, Jasper?«
Jasper lächelte noch einmal sein weiches Lächeln und bemerkte mit hörbarer Spitze: »Irgend etwas scheint Sie ja ernüchtert zu haben, Hugo. Ich frage mich, wie lange das wohl andauern wird.«
»Lange genug, um Sie in die Hölle zu schicken«, antwortete er vergnügt. Er wandte ihm den Rücken zu und stieg wieder auf sein Pferd. »Ich bin nicht daran interessiert, die Stute zu irgendeinem Preis zu kaufen. Ich möchte eigentlich überhaupt nichts mit Ihnen zu tun haben, Jasper ... außer wenn Sie so unvernünftig sind, mir noch einmal in die Quere zu kommen, indem Sie sich in meine Angelegenheiten einmischen.«
Jaspers Zunge fuhr kurz über seine Lippen. »Sie täuschen sich, Hugo. Sie sind es, der sich in meine Angelegenheiten mischt. Das haben Sie schon einmal gemacht, und ich werde mich doppelt rächen, täuschen Sie sich da nur nicht.«
Hugo nickte. »Also verstehen wir einander. Es ist immer gut, das zu wissen.«
Chloe und Crispin erschienen wieder, und er rief sie laut zu sich.
Sie kam herbeigeeilt. »Gehen wir schon?«
»Ja, aber ohne die Stute.« Er hielt ihr seine Hand hin. »Komm herauf. Stell’ einen Fuß auf meinen Stiefel.«
Chloe zeigte angesichts dieser unerwarteten Entwicklung weder Enttäuschung noch Überraschung. Sie nahm seine Hand, stellte ihren Fuß auf den seinen und sprang hinauf, während er sie zog. Sie setzte sich vor ihm auf den Sattel.
»Guten Tag, Jasper ... Crispin.« Sie lächelte sie so freundlich an, daß man geglaubt hätte, nur Höflichkeiten wären zwischen ihnen ausgetauscht worden. »Vielen Dank, daß ihr mir Maid Marion geliehen habt ... und Red Queen ist auch wirklich sehr schön.«
»Wenn man bedenkt, daß dein Bruder dich eine schlecht erzogene Göre genannt hat«, stellte Hugo mit einem trockenen Lächeln fest, als sie losgeritten waren. »Wenn du Lust dazu hast, kannst du wirklich unglaublich höflich sein.«
Chloe kicherte. »Ich will ihnen nicht das befriedigende Gefühl geben, mich enttäuscht zu haben. Es tut mir leid wegen Maid Marion, aber dreitausend hätte ich ganz sicher nicht für sie bezahlt.«
»Es erleichtert mich, das zu hören, denn ich hatte auch nicht die Absicht.«
»Wollte er nicht mit sich handeln lassen?« Eine Spur von Mutwillen klang in ihrer Stimme
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