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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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hier tagtäglich entsorgen, müssten die Zahlen eigentlich ganz ordentlich sein.«
    Suzanne sieht sie nicht an. Ist sie meinem Blick schon immer so ausgewichen?, fragt sich Amber. War ich einfach so scharf darauf, ihr zu gefallen, dass ich es nicht bemerkt habe? Suzanne blättert die Seite um, während sie spricht. » Ja, schon, aber diese Morde sind kurze Highlights in einem allgemeinen Abwärtstrend. Wir können uns nicht für immer darauf verlassen.«
    Amber macht Stielaugen. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten hat sie die Morde bisher nicht betrachtet. » Nein, vermutlich nicht«, erwidert sie.
    » Vor allem, da Innfinnityland außer Betrieb ist«, fährt Suzanne fort. » Totalverlust eines Aktivpostens. Wir müssen Kapital investieren, um die Lücke zu füllen.«
    Ja, denkt Amber. Dieser Würger ist wirklich ein egoistisches Arschloch. Sie wartet, während Suzanne mit den Fingernägeln auf die Tischplatte trommelt, und ist gespannt, was als Nächstes kommt.
    » Sechsundzwanzig Reinigungsleute«, sagt sie schließlich. » Das ist eine ganze Menge.«
    » Die meisten von ihnen kriegen nur den Mindestlohn«, stellt Amber klar.
    » Das macht…« Sie dreht sich zum Tischrechner um und tippt Zahlen ein. » Etwas über dreiundzwanzigtausend Pfund im Monat. Ganz schön viel, was wir da fürs Saubermachen ausgeben.«
    » Es ist aber auch jede Menge zu tun«, gibt Amber zurück. » Cola und Eis kriegt man nicht so leicht weg.«
    » Trotzdem«, erklärt Suzanne. » Wir drucken unser Geld nicht selber.« Sie fummelt an der Perlenkette an ihrem Hals herum und sieht Amber von oben herab an. » Sie machen gerade Bekanntschaft mit den Schattenseiten einer Leitungsposition, fürchte ich«, sagt sie. » Manchmal müssen Sie schwierige Entscheidungen treffen. Dafür bezahlen wir Sie.«
    Nicht ausreichend, denkt Amber. » Kann ich einfach… Sagen Sie doch, worauf Sie hinauswollen, Suzanne.«
    Sie lächelt schmallippig. » Oh«, sagt sie. » Ich würde sagen– zwanzig Prozent?«
    Amber hat das Gefühl, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen. » Zwanzig Prozent? Von den Lohnkosten abziehen?«
    » Aber nein«, meint Suzanne leichthin. » Sparen Sie sie ein, wo immer Sie wollen.«
    Ihre Gedanken überschlagen sich. » Sie meinen, im Gesamtbudget?«
    Suzanne Oddie wirft ihr einen eisigen Blick zu. » Genau, Amber. Das meine ich.«
    Gütiger Gott. Sie will, dass ich hunderttausend Pfund einspare, obwohl das Budget doch schon jetzt hinten und vorne nicht reicht. Ich kaufe ohnehin schon von allem das Billigste. Meine Reinigungsmittel sind nirgends billiger zu kriegen, es sein denn, ich gehe höchstpersönlich nach China und bringe sie zu Fuß her.
    » Suzanne…«, setzt sie an.
    Wieder dieses Lächeln. » Ja?«
    » Ich… Das ist viel verlangt, so aus heiterem Himmel.«
    » Ach, das geht schon«, meint Suzanne. » Ich verlange ja nicht, dass Sie es bis morgen hinkriegen. Aber im Laufe des Jahres.«
    » Ja, aber– zwanzig Prozent?«
    Suzanne sieht auf ihren Schreibblock. » Und wie viel zahlen wir Ihnen noch mal?«
    Amber schießt das Blut in die Wangen. An ihr eigenes Einkommen hat sie in diesem Zusammenhang gar nicht gedacht. » Zweiundzwanzigtausendfünfhundert.«
    » Hmmm.« Suzanne macht sich eine Notiz.
    Martin fühlt sich stark, energiegeladen, souverän. So hätte er sich immer schon fühlen sollen. Es ist, als hätte ihm Samstagnacht intravenös eine große Spritze Selbstwertgefühl verpasst. Er verlässt das Haus selten vor Mittag, aber heute schreitet er schon seit neun Uhr morgens durch die Straßen von Whitmouth, lauscht den Gesprächen der Menschen, die sich durch die Straßen bewegen, und suhlt sich im Gefühl seiner Großartigkeit. Jetzt existiere ich, denkt er. So richtig. Alle fragen sich, wer ich bin.
    Er schlendert die Mare Street hoch, vorbei am Schauplatz seines Triumphs, und registriert mit stolzgeschwellter Brust das im Wind flatternde gelbe Absperrband. Überlässt sich einen Moment lang seiner lustvollen Erinnerung– die Nutte, wie sie hin und her torkelt, die Hand verzweifelt an die blutende Wunde gepresst. Ein paarmal musste er ihr ausweichen, um keine Blutspritzer auf seine neuen Turnschuhe zu bekommen. Ich muss vorsichtiger sein, denkt er. So geht das nicht, wenn man nicht geschnappt werden will. Ich muss mir ein, zwei Dinge bei dem anderen Kerl abkucken. Das nächste Mal muss ich etwas ausprobieren, das weniger Dreck macht.
    Allerdings kann er sich damit Zeit lassen. Das hier ist das Beste, was er je

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