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Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Im Schatten der Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Marwood
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stumm, mit maskenhaftem Gesicht verfolgt sie die Bilder.
    » Oh mein Gott!«, ruft Jim. » Ich fasse es nicht! Sie hat mir letzte Woche wirklich leidgetan. Guter Gott, sogar gestern hat sie mir noch leidgetan. Habe ich doch gesagt, Kirsty? Hab ich das nicht gesagt?«
    Jim stellt seinen Becher ab. Er fühlt sich, als wäre alles, woran er je geglaubt hat– all seine liberalen Ansichten, sein lockerer christlicher Glaube an die Begleichung einer Schuld, seine feste Überzeugung, dass man ein Kind nicht als böse bezeichnen kann, wie abscheulich seine Taten auch sein mögen– mit einem Vorschlaghammer zertrümmert worden. Wie konnte sie? denkt er. Wie konnte sie nur?
    » Großer Gott«, wiederholt er, überrascht von der Stärke seiner Empfindungen. Er kommt sich vor, als sei er höchstpersönlich betrogen worden, als sei Amber Gordon aufgetaucht und hätte ihm leibhaftig ins Gesicht geschlagen. » Ich weiß nicht, was ich noch denken soll. Wirklich nicht. Wie kann man von uns erwarten, für die angeborene Integrität der menschlichen Seele einzutreten, wenn Leute wie sie… Wie konnte sie nur?«
    Er sieht zu, wie ein Polizist eine weibliche Gestalt unter einer Decke grob die Treppenstufen zum Polizeirevier von Whitmouth hinaufbugsiert. Sie gehen unsanft mit ihr um, und die Menschenmenge ist kaum unter Kontrolle. Er sieht sie auf der ersten Stufe stolpern, dann wird sie hochgerissen und praktisch durch die Tür hineingeworfen.
    » Also, wenn das wahr ist«, erklärt er, » dann zerplatzt alles, woran ich je geglaubt habe. Ich nehme an, ich werde akzeptieren müssen, dass es zutrifft. Dass manche Menschen böse geboren werden, wie man so sagt. Es ist wohl möglich. Ich habe es nie glauben wollen. Aber, Herrgott– Gleich und Gleich gesellt sich gern, vermute ich. Hindley und Bradey. Fred und Rose. Sie und Cantrell– guter Gott!«
    Er wirft einen Blick auf seine Frau, erstaunt, dass sie so schweigsam ist. Normalerweise würde sie bei so einer Geschichte genauso viel und schnell reden wie er. Er ist bestürzt, als er sieht, dass ihr Gesicht tränenüberströmt ist. Unaufhaltsam laufen sie ihr über die Wangen, aber ihr Mund ist geschlossen, und sie starrt weiter mit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm.
    » Ach du liebe Güte, Süße«, sagt er und nimmt ihren starren Körper in die Arme. » Tut mir leid. Ich weiß, dass du auf ihrer Seite warst. Aber so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Du bist todmüde. Ist schon gut, Kirsty. Ich hätte dafür sorgen sollen, dass du dich hinlegst. Komm, hoch mit dir. Lass uns schlafen gehen. Du brauchst ein bisschen Schlaf.
    Glaub mir, morgen früh sieht die Welt schon wieder viel besser aus.«

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