Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
sie. »Jemand ist durch den Gemüsegarten gerannt. Er hat die Tomatenstöcke niedergetrampelt.«
Die Abdrücke hatten sich tief und breit in die weiche Erde gedrückt. Die Person hatte sich weg von der Straße bewegt, auf die drei Eichen in der Mitte des Grundstücks zu. Einige der Tomaten- und Auberginenpflanzen im Beet waren plattgetreten.
Ein Abschleppwagen kam um die Ecke gebogen und hielt hinter dem Buick. Zwei Männer saßen darin. Der Fahrer stieg aus und befestigte einen Haken am hinteren Ende des Buick. Ein Kriminalbeamter mittleren Alters stieg mit ihm aus, die Polizeimarke am Gürtel. Er trug ein kurzärmliges Hemd. Sein Name war Doobie Patout, ein verkniffener, verrunzelter Mann, der nicht viel für Fremde übrig hatte. Auf seinen Unterarmen waren verblichene blaue Tätowierungen; es gab Leute, die glaubten, er sei einst in Angola der offizielle Scharfrichter gewesen.
Er sagte nichts. Er starrte Rosie und mich durch die Hitze einfach nur an.
»Wie steht’s, Doobie?« sagte ich.
»Was machen Sie hier?« sagte er.
»Wir suchen eine Mordwaffe«, sagte ich.
»Ich hab gehört, die haben Sie suspendiert.«
»So was spricht sich schnell rum.«
»Sie haben am Tatort nichts zu suchen.«
»Ich schau eigentlich nur zu.«
»Wer ist sie?« Er hob einen Finger in Rosies Richtung.
»Special Agent Gomez«, sagte Rosie. »Dies ist Teil einer Untersuchung des FBI. Haben Sie damit ein Problem?«
» Sie müssen das mit den städtischen Behörden absprechen«, sagte er.
»Nein, muß ich nicht«, sagte sie.
Der Fahrer des Abschleppwagens drehte an der Seilwinde. Langsam hoben sich die Hinterräder des Buick vom Boden.
»Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht länger hier aufhalten«, sagte Doobie zu mir.
»Warum nicht?« sagte Rosie.
»Weil er hier von Rechts wegen nichts verloren hat. Weil er einen Fehler gemacht hat, aus dem ihm hier wahrscheinlich keiner einen Strick drehen wird. Warum müssen Sie alle Leute gegen sich aufbringen, Robicheaux?«
»Was wollen Sie damit sagen, Doobie?«
»Okay, Sie müssen sich vor Ihrem eigenen Department verantworten. Das bedeutet noch lange nicht, daß man in Lafayette Parish Anklage gegen Sie erheben wird. Warum müssen Sie mit dem Stock in der Scheiße rühren und ihn dann anderen unter die Nase halten?«
Hinter uns trat eine ältere, dicke Mulattin in einem gemusterten Kleid auf ihre Veranda und gestikulierte in unsere Richtung. Doobie Patout registrierte sie mit einem kurzen Blick. Dann öffnete er die Beifahrertür des Abschleppwagens und verhielt kurz, bevor er einstieg.
»Von mir aus können Sie Spinat aus diesem Graben rechen, bis Sie schwarz werden«, sagte er. »Ich bin gestern nacht mit einem Metalldetektor drüber. Da ist keine Waffe drin. Also gehen Sie mir nicht zurück nach New Iberia und erzählen dort, daß man Ihnen hier übel mitgespielt hat.«
»Hey, Sie, und was ist mit meinem Garten?« rief die Frau auf der Veranda.
Der Abschleppwagen fuhr los, der Buick ruckelte am Abschleppseil hinterher. An der Ecke bog der Abschleppwagen ab, und eine Radkappe des Buick löste sich und trudelte auf eigene Faust die leere unbefestigte Straße hinunter.
»Mannomann, was für ein gräßlicher kleiner Kerl«, sagte Rosie.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder den Abdrücken in dem Gemüsegarten zu. Sie führten hinaus ins hohe Gras, wo sie völlig verschwanden. Wir gingen in den Schatten der Eichen und blickten von dort zurück auf die Straße. Kleine Glassplitter blinkten auf der Erde wie Zähne, und die Sonne brannte grell auf den Parkplatz mit seinem weißen Muschelbelag. Ich fühlte eine Müdigkeit, für die ich keine Worte finden konnte.
»Gehen wir und reden mit ein paar Anwohnern, dann lassen wir’s gut sein«, sagte ich.
Wir mußten nicht weit gehen. Die ältere Frau, der wir keine Aufmerksamkeit geschenkt hatten, mühte sich am Stock die Treppen ihrer Veranda herunter und näherte sich uns wie ein zielstrebiger Krebs. Ihre Beine waren krumm und mit Krampfadern überzogen, ihr Körper von Fettringen überzogen, ihre Haut goldfarben und haarlos. Ihre türkisfarbenen Augen funkelten vor Empörung.
»Wo ist der andere abgeblieben?« sagte sie.
»Welcher andere?« sagte ich.
»Der Mann von der Polizei, mit dem Sie grad noch geredet haben.«
»Der ist wieder zurück in sein Revier.«
»Und wer kommt mir für den Schaden an meinem Garten auf?« fragte sie. »Was mach ich denn mit den kaputten Tomaten? Und mit den zerquetschten Auberginen?«
»Haben
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