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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Freund noch genannt?« fragte sie.
    »Das Extra für alle Fälle. Manchmal nennen Cops so was auch Wegwerfknarre. Für gewöhnlich eine .22er oder ein anderes Stück Schrott, wo man die Seriennummer weggefeilt hat.« Ich raffte mich auf und öffnete den Kofferraum. Dort fand ich ein Abzieheisen. Ich stieß das breite Ende in die Verschalung der Hintertür auf der Fahrerseite.
    »Was machen Sie da?« sagte Rosie.
    Ich brach die Innenverkleidung aus Kunststoff weg, so daß man den Schieberahmen und den Mechanismus sah, auf dem die Fensterscheibe montiert gewesen war.
    »Ich will Ihnen mal was zeigen«, sagte ich und verfuhr mit der Innenverkleidung der Fahrertür genauso. »Sehen Sie, auf dieser Seite des Fahrzeugs waren beide Fenster teilweise hochgekurbelt. Deswegen haben meine ersten Schüsse das ganze Glas hier rumsplittern lassen.«
    »Ja und?«
    »Warum um alles in der Welt sollte der Schütze versuchen, durch ein Fenster zu schießen, das nur einen Spalt offensteht?«
    »Gute Frage.«
    Ich ging um den Buick herum zur Beifahrerseite. Auf dem Bodenbezug war ein getrockneter brauner Fleck, und eine Küchenschabe vom Ausmaß meines Daumens krabbelte über die festgewordenen Fasern.
    »Aber dieses Fenster hier ist ganz runtergekurbelt«, sagte ich. »Das macht keinen Sinn. Es regnete doch schon. Warum sollte diese Frau bei Regen mit geöffnetem Fenster dasitzen, und dann noch auf dem Beifahrersitz ihres eigenen Wagens?«
    »Der Wagen läuft auf Amber Martinez?«
    »Ja. Lou Girard zufolge war sie eine Nutte, die die Nase voll von diesem Leben hatte. Außerdem nahm sie Heroin und Kokain und brachte kaum mehr als vierzig Kilo auf die Matte. Klingt das für Sie nach einem Profikiller?«
    »Warum ist sie dann im Wagen gewesen? Was hatte sie hier zu suchen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was hat der Beamte von der Mordkommission gestern nacht noch dazu zu sagen gehabt?«
    »Der hat gesagt: ›Eins ist mal sicher, eine .45er macht ein anständiges Loch.‹«
    »Und was noch?«
    »Er hat gesagt: ›Mußten Sie unbedingt hier nach Lafayette kommen, um in die Scheiße zu treten?‹«
    »Schauen Sie mich mal an«, sagte sie.
    »Wie?«
    »Wieviel Schlaf haben Sie gestern nacht noch bekommen?«
    »Zwei oder drei Stunden.«
    Ich warf das Abzieheisen auf den Vordersitz des Buick.
    »Was geht jetzt in Ihnen vor?« sagte sie.
    »Wie meinen Sie das?« Ich war überrascht, wie scharf meine Stimme klang.
    »Sie wissen genau, wie ich das meine.«
    Meine Augen brannten und trübten sich in der dunstigen Hitze. Die drei Eichen auf dem leerstehenden Grundstück verschwammen mir zusehends vor den Augen, als ob ich sie durch einen Wassertropfen betrachtete.
    »Alle denken sie, ich hätte eine unbewaffnete Frau getötet. Was, meinen Sie, geht in mir vor?« sagte ich. Ich mußte schlucken, als ich das sagte.
    »Es war eine Falle, Dave. Das wissen wir beide.«
    »Wenn das so ist, wo ist dann die Waffe? Warum sind nirgends in dem Lokal Einschußspuren?«
    »Weil der Kerl, der sich das ausgedacht hat, ein verdammt schlaues Bürschchen ist. Er hat eine Frau, wahrscheinlich eine Prostituierte, dazu gebracht, mehrmals bei Ihnen in der Einsatzzentrale anzurufen, um dort den Eindruck zu erwecken, daß Sie die Hose nicht anbehalten können, aber dann hat er Sie in den Zuständigkeitsbereich einer anderen Behörde gelockt und Sie in den Tod einer weiteren Prostituierten verwickelt. Wie ich es sehe, ist dieser Bursche ein Meister darin, eine Situation völlig im Griff zu haben.«
    »Irgendwie wird mir davon kaum besser zumute, Rosie.«
    Ich blickte auf den Fleck auf dem Bodenbelag des Buick. Die Hitze stieg jetzt dampfend vom Erdboden hoch, und ich bildete mir ein, einen salzigen Geruch riechen zu können, wie toten Fisch. Ich schloß die Beifahrertür.
    »Ich bin da wirklich blind reingelaufen, stimmt’s?« sagte ich.
    »Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen. Den Kerl, der dahintersteckt, den werden wir uns schnappen, und dann werfen wir den Schlüssel weg.« Ein Lächeln stand in ihren Augen, und sie blinzelte mir zu.
    Ich hatte einen Gartenrechen von zu Hause mitgebracht. Ich holte ihn aus Rosies Wagen und fischte damit vom Grunde des Abflußgrabens neben dem Buick einen ganzen Haufen Schlamm und aufgeweichter Unkräuter. Dann sagte Rosie: »Dave, kommen Sie mal her. Das müssen Sie sich ansehen.«
    Sie stand neben einem Gemüsebeet am Rande des leerstehenden Grundstücks. Sie deutete auf die Erde.
    »Schauen Sie sich diese Fußabdrücke an«, sagte

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