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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Verlust lag nicht in dem Krieg«
, sagte er.
»Der kam erst später.«
    Er drehte sich langsam zu mir und sah mir ins Gesicht.
»Das Gelbfieber kostete nicht nur mich das Leben, sondern auch das meiner Frau und meiner Tochter, Mr. Robicheaux.«
    Er wartete. Der Regen war auf meiner Haut wie taumelndes Konfetti. Ich blickte forschend in seine Augen, und mein Herz schlug heftig gegen die Rippen.
    »Meine Familie?«
sagte ich.
    »Wenn ein Mann tapfer und ehrenhaft ist und die Feinde ihn nicht persönlich zerstören können, werden sie danach trachten, das zu zerstören, was er liebt.«
Er winkte mit der Krücke einem Sergeanten zu, der einen gesattelten weißen Wallach an der Tribünenseite heranführte.
    »Einen Moment noch, General. Das reicht nicht aus«
, sagte ich.
    »Mehr kann ich Ihnen nicht geben«
, antwortete er, jetzt schon im Sattel, hoch aufrecht sitzend, die Zügel um die behandschuhte Faust geschlungen.
    »Wer sollte ihnen was antun wollen? Was hätten die dadurch zu gewinnen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber behalten Sie den jungen Sykes bei sich. Der ist vom rechten Holz. Sie werden sich erinnern, was Robert Lee mal gesagt hat: ›Auf die Texaner ist Verlaß.‹ Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch, Lieutenant. Es ist an der Zeit, daß wir uns aufmachen, um Bonnie Nate Banks in diesem Teil von Louisiana willkommen zu heißen.«
Dann gab er seinem Pferd mit dem linken Stiefel die Sporen, galoppierte an die Spitze seiner Infanterie und rief mit heller Stimme:
»Hideeho, Boys! Ein schöner Tag wartet auf uns! Wollen wir den Burschen doch mal die nötige Gottesfurcht beibringen!«
    Einige Zeit später rappelte ich mich im Regen auf dem Boden auf. Meine Kleider waren triefnaß, die Markierungsplatte lag in meinem Schoß, und einige Zentimeter hinter meinem Ohr war eine pochende Beule, die so hart und rund wie eine 50-Cent-Münze war. Ein älterer schwarzer Platzwart stand über mich gebeugt, einen sorgenvollen Ausdruck im Gesicht. Hinten auf der Straße konnte ich einen Krankenwagen sehen, der durch den Regen auf mich zukam.
    »Sind Sie okay, Mister?« sagte der Schwarze.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Ich hab Sie da so liegen gesehen und Sie erst mal für ’nen Betrunkenen gehalten. Aber wie’s aussieht, hat Ihnen ja wohl einer eins auf den Schädel verpaßt.«
    »Ob Sie mir mal bitte kurz aufhelfen?«
    »Klar. Geht’s Ihnen wirklich gut?«
    »Ja, ja, doch. Haben Sie einen Mann auf einem Pferd gesehen?«
    »Der Eismann ist vorbeigekommen. Sein kleiner Wagen hat ’n Pferd. Meinen Sie das?«
    Er half mir, mich auf die unterste Bank der Tribüne zu setzen. Der Regen wurde jetzt stärker, aber unmittelbar neben mir, da, wo der General gesessen hatte, war das Holz hell und trocken und so warm anzufassen wie Gewebe aus Fleisch und Blut.

15
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Himmel klar, und ich hörte graue Eichhörnchen, die sich auf den Baumrinden der Bäume vor meinem Fenster wilde Rennen lieferten. Der Eisbeutel, den ich auf die Beule hinter meinem Ohr gelegt hatte, fiel auf den Boden, als ich mich aus dem Bett wuchtete, um ans Telefon zu gehen.
    »Ich hab bei dir im Büro angerufen und mußte feststellen, daß du immer noch suspendiert bist«, sagte Lou Girard. »Was ist denn da im Gange?«
    »Nichts weiter. Ich bin halt immer noch suspendiert.«
    »Klingt so, als ob da jemand schwer auf deinen Arsch aus ist, Dave. Wie auch immer, ich hab mit dieser FBI-Agentin gesprochen, wie hieß sie doch gleich, Gomez, und mit deinem Boß auch. Wir haben den Buick abgesaugt. Und rate mal, was wir gefunden haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Papierreste. Und zwar von der Art, wie man es an Platzpatronen findet. Wie’s aussieht, hat jemand mit einer Starterpistole auf dich geschossen. Wahrscheinlich hat er sich durchs Beifahrerfenster in den Wagen hineingebeugt, zweimal geschossen, dann ist er abgehauen.«
    »Was hat der Sheriff gesagt, als du ihm das gesagt hast?«
    »Nicht viel. Ich hatte den Eindruck, daß ihm vielleicht ein bißchen unwohl zumute war. Klar, es wirft kein besonders gutes Licht auf ihn, wenn erst ein Cop und ein. Pathologe aus einem anderen Bezirk kommen müssen, um einen seiner eigenen Männer von einem so schweren Verdacht zu befreien, oder? Mir war schon so, als ob da im Hintergrund ein bißchen Wasser in das Waschbecken des Pontius Pilatus laufen würde.«
    »Er ist eigentlich immer ganz in Ordnung gewesen. Er ist einfach nur einigen Schleimbeuteln in der Handelskammer zu nahe

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