Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
auf einer Holzbank, Elrod neben sich, im Hintergrund der schimmernde See. Sie war angezogen wie ein Straßenmädchen aus dem neunzehnten Jahrhundert.
»Was ist denn mit deinen Kleidern passiert?« fragte ich.
»Ich spiel in dem Film mit, Dave!« sagte sie. »In dieser Szene mit Hogman und Elrod. Wir gehen die Straße runter, und hinter uns brennt die Plantage, und die Yankees wollen in die Stadt einmarschieren.«
»Mal ganz im Ernst, Dave«, sagte Elrod. Er trug ein graues Hemd ohne Kragen, gestreifte Offiziershosen und schwarze Hosenträger. »Sie ist ein Naturtalent. Mikey sagt das auch. Sie sieht aus jedem Kamerawinkel gut aus. Ist gar kein Problem gewesen, sie in die Szene zu integrieren.«
»Was ist mit Tripod?« fragte ich.
»Der spielt auch mit«, sagte Alafair.
»Im Ernst?«
»Wir sind schon dabei, ihn als Mitglied der Screen Actors Guild eintragen zu lassen«, fragte Elrod.
Elrod goß mir in einen hohen Pappbecher Eistee ein. Der Wind blies Blätter aus den Bäumen und bewegte die Ecken der karierten Tischdecken. Zum ersten Mal an diesem Tag konnte ich Salz in der Luft schmecken.
»Sie scheinen hier ein angenehmes Leben zu führen«, sagte ich.
»Sagen Sie das nicht so schnell«, sagte Elrod. »Wenn man in Südkalifornien gesund lebt, dann heißt das, daß man morgens drei Meilen am Strand joggt, den ganzen Tag über nur Sojasprossen ißt und jede Nacht zum Ausgleich Koks für fünfhundert Eier in die Nase schiebt.«
Die anderen Schauspieler verschwanden nach und nach vom Tisch, um wieder an die Arbeit zu gehen. Tripods Kette war an einem Baum festgemacht, wo er gerade ein Hühnerbein verspeiste. Neben ihm im Gras lag das Modell eines deutschen Messerschmitt-Flugzeugs, der hölzerne Rumpf in glänzendem Silber lackiert, die rot umrahmten Insignien der deutschen Wehrmacht und der Nazis auf eine finstere Art reizvoll wie das Funkeln im Auge einer Schlange.
»Das hat sie von mir. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen«, sagte Elrod.
»Und wo haben Sie’s her?«
»Von Murph, dem Typ da oben in der Wachkabine. Leider scheint er zu denken, daß ich ihm einen Job bei Mikey besorgen kann, Requisiten bauen oder so was. Irgendwie ’ne traurige Gestalt, finde ich, Sie nicht?«
»Ich weiß kaum was über ihn.«
»Alafair, kannst du Hogman suchen und ihm sagen, daß wir in ungefähr fünfzehn Minuten diese Szene noch mal machen müssen?« fragte Elrod.
»Klar, El«, sagte sie, schwang die Beine über die Bank, packte die Kette und nahm Tripod auf die Schulter, dann rannte sie durch die Bäume davon.
»Hören Sie, El, es ist nett von Ihnen, daß Sie Alafair in den Film reingebracht haben, aber offen gestanden ist es mir nicht recht, daß sie hier ist, solange Julie Balboni sich hier herumtreibt.«
»Ich hab gedacht, Sie wissen es schon.«
»Was?«
»Mikey hat einen gerichtlichen Vergleich angemeldet. Er drängt die Schmalzlocken aus der Produktion. Das letzte, was diese Typen wollen, ist eine gerichtliche Untersuchung ihrer Finanzen. Er hat Balboni heute morgen vor dem ganzen Team Bescheid gestoßen.«
»Was meinen Sie mit ›Bescheid gestoßen‹?«
»Na ja, er hat gesagt, Balboni solle nie wieder einen Finger an einen von Mikeys Leuten legen. Er hat ihm gesagt, er soll sich seinen Pornostar und seine Schläger und seine billigen Flittchen nehmen und machen, daß er wieder zurück nach New Orleans kommt. Ich war richtig stolz auf Mikey ... Was ist denn los?«
»Wie hat Julie darauf reagiert?«
»Er hat mit einem Zahnstocher seine Fingernägel gesäubert, dann ist er runter an den See gegangen und hat dort mit irgend jemandem am Mobiltelefon gesprochen und mit Steinen nach den Enten auf dem Wasser geworfen.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er ist mit der ganzen Mannschaft in seiner Limousine abgerauscht.«
»Ich möchte mit Mr. Goldman reden.«
»Der ist auf der anderen Seite des Sees.«
»Sagen Sie ihm, daß er mich anrufen soll, ja? Wenn er mich im Department nicht erreicht, kann er auch heute abend zu Hause anrufen.«
»Er muß in ein paar Minuten wieder dasein, um die Szene mit mir und Hogman und Alafair zu drehen.«
»Da sind wir schon nicht mehr hier.«
»Sie erlauben ihr nicht, im Film mitzuspielen?«
»Niemand putzt Julie Balboni vor anderen Leuten runter, El. Ich weiß nicht, was er tun wird, aber ich will auf keinen Fall, daß Alafair hier ist, wenn er es tut.«
Der Wind hatte sich gedreht und blies jetzt heiß durch die Bäume, als wir zurück zu meinem Wagen gingen. Die Luft roch
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