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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Fahrt«, sagte ich.
    Ich wartete, bis die Hecklichter des Cadillacs in den Bäumen verschwunden waren, dann stieg ich die paar Stufen am Eingang des Wohnwagens hoch, drückte die Klinke und riß die Tür so heftig auf, daß sie gegen den Wagen knallte.
    Ein Mädchen von höchstens neunzehn, das nur Höschen und einen rosa BH trug, zwängte sich neben zwei Campingbetten, die in der Raummitte zusammengeschoben worden waren, in eine enge Jeans. Ihr langes Haar war ungleichmäßig gebleicht, auf den sommersprossenübersäten Schultern sah es aus wie fließender Honig; ich weiß nicht, warum, aber der schief aufgetragene Lippenstift an ihrem Mund ließ mich an einen kleinen roten Schmetterling denken. Julie Balboni stand vor einem Aluminiumwaschbecken, nur in einem Minislip aus schwarzer Seide. Die graubraunen Locken hingen ihm in die Augen, und feine schwarze Härchen bedeckten seinen ganzen Körper. Er hielt in der Bewegung inne, in seiner Hand eine rechteckige Flasche mit Scotch über einem Glas mit kleingestoßenem Eis. Sein Blick senkte sich zu der Flinte, die in meiner rechten Hand baumelte.
    »Drehst du jetzt endgültig durch, Dave?« fragte er.
    Ich nahm die Bluse des Mädchens vom Bett und gab sie ihr.
    »Sind Sie aus New Iberia?« fragte ich.
    »Jawohl, Sir«, sagte sie und starrte mich wie gebannt an, als sie in ihre Pumps stieg.
    »Bleiben Sie weg von diesem Mann«, sagte ich. »Frauen, die sich mit ihm abgeben, leben nicht lange.«
    Ihr verängstigtes Gesicht blickte erst Julie an, dann mich.
    Rosie legte die Hände auf die Schultern des Mädchens und drängte sie zur Tür.
    »Sie können jetzt gehen«, sagte sie. »Sie sollten beherzigen, was Ihnen Detective Robicheaux gerade gesagt hat. Zum Film wird dieser Mann Sie nicht bringen, es sei denn, Sie sind scharf drauf, beim Porno zu landen. Sind Sie okay?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Hier ist Ihre Handtasche. Machen Sie sich keine Gedanken über das, was hier vor sich geht. Es hat nichts mit Ihnen zu tun. Halten Sie sich nur von diesem Mann fern. Er hat Riesenprobleme«, sagte Rosie.
    Das Mädchen blickte noch einmal kurz zu Julie, dann huschte sie aus der Tür und verschwand in der Dunkelheit. Julie zog jetzt seine Hosen an, mit dem Rücken zu uns. An den Wänden hingen plüschige Wandteppiche, die rotmäulige Tiger und Boa constrictors zeigten, die sich um verzweifelte Einhörner wanden. Neben der Tür lag die Leinentasche mit den Basebällen, den Fanghandschuhen und den Aluminiumschlägern. Im Licht der Lavalampe auf dem Nachttisch wirkte Julies Haut braun und frisch geölt.
    »Sieht aus, als hättest du bei Mikey Goldmans Wohnwagen ganze Arbeit geleistet«, sagte ich.
    Er zog den Reißverschluß an seiner Hose hoch. »Da liegst du falsch, wie meistens«, sagte er. »Ich geh doch nicht los und lege hier Feuer auf meinem eigenen Filmset. Cholo Manelli ist das gewesen.«
    »Was hat er gegen Mikey Goldman?«
    »Gar nichts. Er hat gedacht, daß es mein Trailer ist. Er ist ziemlich sauer, weil er sich einbildet, ich hab ihm irgendwie unrecht getan. Er spinnt. Der Kerl hat den Arsch offen. Ihr würdet gut zusammenpassen.«
    »Was meinst du, warum ich hier bin, Julie?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen? Ich werde aus keiner deiner Aktionen mehr schlau, Dave. Willst du den Wagen auseinandernehmen, weil du hoffst, daß die kleine Nutte ’n paar Downer im Bett vergessen hat?«
    »Du meinst also, es ist der übliche Kleinkram, ja? Reine Schikane wegen nichts, Julie?«
    Er streifte sich mit den Fingern die Locken nach hinten. Über der Hose sah sein Nabel wie ein schwarzer Haarwust aus.
    »Du nimmst dich zu ernst«, sagte er.
    »Murphy Doucet hat meine Tochter.« Ich beobachtete sein Gesicht. Er pulte sich mit dem Daumennagel in den Zähnen, um irgendeinen Speiserest rauszupicken. »Hast du mich gehört?«
    Er goß sich drei Fingerbreit Scotch ins Glas und ließ ein Stück Zitronenschale hineinfallen. Sein Gesicht war gefaßt, und er warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, als in der Ferne ein Blitz aufflackerte.
    »Wie unangenehm«, sagte er.
    »Wie unangenehm?«
    »Yeah. Ich hör so was nicht gern. So was geht mir an die Nieren.«
    »Ach, so was geht dir an die Nieren, ja?«
    »Yeah. Deswegen schau ich auch nicht diese Fernsehsendung an, wo sie verschollene Menschen suchen. Das geht mir auch an die Nieren. Hey, du kannst ja ihr Bild auf so ’ner Milchtüte abdrucken lassen.«
    Als er seinen Highball trank, konnte ich sehen, wie ein Mundwinkel leicht nach oben

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