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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sie hier?
« fragte ich.
    »Schieben Sie nicht die Menschen, die Sie lieben, vor, um eine unehrenhafte Tat zu rechtfertigen.«
    »Das ist doch nur Gerede.«
    »Sie haben Sykes genau dasselbe geraten.«
    »Sie waren es, der mir sagte, ich solle es notfalls unter schwarzer Flagge tun. Wissen Sie noch? Diesmal heizen wir dem Feind tüchtig ein, General.«
    »Dann müssen Sie das auf sich alleine gestellt tun, Sir, denn auf mich können Sie nicht zählen.«
    Der Pickup machte einen Satz, als die Vorderräder ein Schlagloch erwischten. Dreckiges Wasser spritzte über die Windschutzscheibe, Dann hatte ich sie auf einmal hinter mir gelassen, die Weide und die Pferde, die im Mondlicht im Kreis gerannt waren. Wir waren jetzt tief in den küstennahen Ausläufern des Sumpflandes, zu beiden Seiten unter Wasser stehende Waldungen, Blaureiher segelten mit ausgestreckten Flügeln aus den Kanälen hoch in die Luft, und die feuchte Luft klatschte einem den Geruch von Salz und Erdgas ins Gesicht, das bei Ölbohrungen draußen in den Sümpfen freigesetzt wurde.
    Die Straße führte in einem Bogen aus den Bäumen heraus, und vor mir öffnete sich eine weite Landschaft aus Riedgras und Schlammzonen, die sich bis in die Bucht ausdehnte. Sie wurde zerschnitten von einem Netzwerk von Kanälen, die die Ölgesellschaften gegraben hatten und die jetzt langsam das Sumpfland mit Salzwasser vergifteten. Rosie war wieder aufgewacht. Sie rieb sich die Augen mit dem Knöchel eines Fingers, das Gesicht noch ganz steif vor Müdigkeit.
    »Es tut mir leid. Ich wollte nicht einschlafen«, sagte sie.
    »Ist ein langer Tag gewesen.«
    »Wo ist die Hütte?«
    »Da unten bei dieser Landzunge sind ein paar Bretterbuden, aber die sehen verlassen aus.« Ich fuhr an den Straßenrand und machte das Licht aus. Es war Ebbe, und die Bucht wirkte flach und grau. Meeresvögel pickten im Mondlicht Schellfische aus dem nassen Sand. Dann kam von Süden her eine Windbö. Sie blies so heftig, daß sie eine Gruppe von Trauerweiden beugte, die auf einem kleinen Erdhügel zwischen der Marsch und der Bucht stand.
    »Dave, dahinten in den Bäumen, da ist ein Licht«, sagte Rosie.
    Dann sah ich es auch, am Ende eines breiten Sandwegs, der sich zwischen den Weiden hindurch und über den Erdhügel wand.
    »Okay, los geht’s«, sagte ich und drückte am Türgriff.
    »Dave, bevor wir da reingehen, will ich Ihnen noch was sagen. Wenn’s schiefgeht, wenn Alafair nicht okay ist, dann nicht, weil Sie was falsch gemacht haben. Das ist wichtig, daß Sie das jetzt bereits akzeptieren. Wenn ich an Ihrer Stelle gewesen wäre, ich hätte alles ganz genauso gemacht.«
    Ich drückte ihre Hand.
    »Einen besseren Partner als Rosie Gomez kann sich ein Cop nicht wünschen«, sagte ich.
    Wir stiegen aus dem Wagen. Die Türen ließen wir offenstehen, um unnötigen Lärm zu vermeiden, dann gingen wir durch den Sand hoch zu den Bäumen. Ich hörte die schrillen Rufe der Möwen, die über uns kreisten, und den einsamen Schrei eines Sumpfbibers tief in der Marsch. Der Weg war rechts und links von Müllhaufen gesäumt, und ich brauchte eine Weile, bis ich darauf kam, daß es sich um Krankenhausabfälle handelte -Verbandsmaterial, Spritzen und Ampullen, fest gewordene Gelatinebeutel, Bettwäsche, die von irgendwelchen getrockneten Flüssigkeiten ganz steif war.
    Wir gingen seitlich vom Weg ab und schlugen uns in die Bäume. Ich hielt die Flinte schräg vor meinem Körper, und die .45er hing schwer in meiner rechten Manteltasche. Rosie hielt die verchromte .357er Magnum mit beiden Händen, den Lauf nach oben gerichtet, dicht an der rechten Wange. Dann bogen sich die Bäume noch einmal im Wind, der einen Regen feuchter Blätter auf eine Lichtung wehte, wo wir eine Hütte mit Blechdach sehen konnten. Sie hatte eine kleine Veranda, die mit Angelruten, Krebsfallen und kleinen Sportnetzen vollstand. Auf einem Holztisch im Innern der Hütte stand eine Petroleumlampe, die weiß vor sich hin zischte. Auf der Rückseite waren eine Außentoilette und ein Einbaum, umgekehrt auf Holzböcke gelegt, und hinter der Außentoilette stand der blaue Mercury von Murphy Doucet.
    Ein Schatten bewegte sich am Fenster, dann setzte sich ein Mann an den Tisch, mit dem Rücken zu uns. In seinen Händen hielt er eine Kaffeekanne und eine große weiße Tasse. Selbst durch den verrosteten Fliegenschutz konnte ich das steife, graue, militärisch kurz geschnittene Haar sehen und die tiefgebräunte Haut im Nacken, deren Farbton und

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