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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Aluminiumrost tropfte, die vorgemischten Zutaten für einen Tom Collins und die Schalen mit Kirschen und Limonen- und Orangenscheiben, all das gehörte für mich jetzt der Vergangenheit an, sagte ich mir und schluckte schwer. Das gehört jetzt der höheren Macht, der du dich verschrieben hast. Genau wie eine ehemalige Freundin, die dir eines Tages auf der Straße zuzwinkert, dachte ich. Du hast schon Schluß gemacht. Jetzt geh einfach an ihr vorbei. So leicht ist das.
    Aber denk nur nicht drüber nach, denk nur nicht drüber nach, denk nur nicht drüber nach.
    Der Besitzer war ein sehr beschäftigter Mann, der sich das schwarze Haar auf dem schmalen Kopf gerade nach hinten kämmte und den Kamm in der Brusttasche seines Hemdes trug. Die Quittungen und Whiskeyrechnungen auf seinem Schreibtisch zogen seine Augen magnetisch an. Meine Fragen konnten da nicht mithalten. Immer wieder fuhr er sich hinten mit der Zunge über die Zähne, während ich sprach.
    »Sie wissen also gar nichts über ihre Freunde?« sagte ich.
    »Nein, Sir. Sie ist grad mal drei Wochen hiergewesen. Die kommen und gehen. So ist’s nun mal. Ich weiß nicht, was ich Ihnen sonst noch sagen soll.«
    »Ihre Barkeeper, wissen Sie denn über die was?«
    Sein Blick fixierte einen Punkt irgendwo im Rauch seiner Zigarette.
    »Ich verstehe nicht recht«, sagte er.
    »Heuern Sie einen Barkeeper an, dessen Kumpels lauter Ex-Sträflinge sind oder der bis über beide Ohren verschuldet ist? Ich möchte mal annehmen, daß Sie das nicht tun. Weil solche Typen nämlich gern ihre Freunde mit Doppelten auf Kosten des Hauses freihalten und es auch nicht immer so genau nehmen, wenn es darum geht, Beträge in die Kasse einzutippen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Haben Sie gewußt, daß sie wegen Prostitution verhaftet worden war?«
    »Das habe ich nicht gewußt.«
    »Sie haben sie angestellt, weil Sie sie für eine Stipendiatin der USL gehalten haben?«
    In seinem Mundwinkel zeichnete sich der schwache Anflug eines Lächelns ab. Er rührte mit der Zigarettenspitze im vollen Aschenbecher.
    »Ich lasse Ihnen mal meine Karte und was zum Nachdenken da, Mr. Trajan. Wir kriegen den Kerl, der sie umgebracht hat, so oder so. Wenn er in der Zwischenzeit aber noch jemanden tötet, und ich finde heraus, daß Sie mir was verschwiegen haben, dann steh ich hier mit einem Haftbefehl auf der Matte.«
    »Ihr Ton gefällt mir nicht.«
    Ich verließ sein Büro, ohne zu antworten, und ging wieder durchs Lokal. Die schwarze Frau war jetzt draußen, wo sie die Scheibe putzte. Sie legte die Bürste weg, kippte den ganzen Eimer mit Seifenwasser aufs Glas, das sie dann mit einem Schlauch abzuspritzen begann. Ihre Haut hatte die Farbe von verbranntem Ziegel, die Augen waren türkisfarben, und die Brüste hingen in dem billigen Baumwollkleid nach unten wie wassergefüllte Ballons. Ich klappte die Polizeimarke in der Handfläche auf.
    »Haben Sie das weiße Mädchen Cherry LeBlanc gekannt?« fragte ich.
    »Die hat hier gearbeitet, oder?« Sie kniff die Augen zusammen, weil Wasser von der Scheibe spritzte.
    »Wissen Sie zufällig, ob sie einen Freund hatte,
tante

    »Wenn Sie das so nennen wollen.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte ich, obwohl ich bereits wußte, daß die Antwort kommen würde, die ich nicht hören wollte.
    »Sie hat angeschafft.«
    »So richtig?«
    »Wie will man das sonst nennen, wenn man seine Haut zu Markte trägt?«
    »Steckt Mr. Trajan da drin?«
    »Tun Sie ihn doch fragen.«
    »Ich glaub’s nicht, sonst würden Sie mir wohl kaum diese Sachen erzählen,
tante
.« Ich lächelte sie an.
    Sie ließ frisches Wasser in den Eimer laufen. Mit einemmal wirkte sie müde.
    »Ein trauriges Mädchen ist sie gewesen«, sagte sie. Sie wischte sich den Schweiß mit der Handfläche vom runden Gesicht und blickte auf den Handteller. »Ich hab’s ihr gesagt, da tut ihr nicht noch soviel Geld noch helfen, wenn sie sich von so ’nem Kerl was holt. Ich hab ihr gesagt, ein hübsches weißes Mädchen wie sie, die kann doch alles haben, was sie will – zur Schule gehen, ’n Auto, einen Ehemann mit ’nem guten Job auf ’nem Ölboot. Wenn die sich rausgeputzt hat, hat sie wie ein Filmstar ausgesehen. ›Jennifer, manche Menschen sollen nur das haben, was ihnen andere Menschen lassen‹, hat sie gesagt. Guter Gott, in ihrem Alter und weiß, und dann glaubt sie so was.«
    »Wer war ihr Zuhälter, Jennifer?«
    »Sie haben sie hier geholt.«
    »Wer?«
    »Die Männer. Wenn sie sie haben

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