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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nie mehr tun, Dave.«
    Sie grinste jetzt wieder. Tex, ihr Appaloosa, war stahlgrau, mit weißen Beinen und einem schwarzweiß getupften Leib. Letzte Woche hatte Tripod sich mit den Pfoten in Tex festgekrallt, und Alafair war abgeworfen worden und kopfüber in den Tomaten gelandet.
    »Wo ist Bootsie?«
    »In der Stadt, einkaufen.«
    »Wie wär’s, wenn du Tex in den Stall stellst und reinkommst, um ein Eis zu essen? Meinst du, das schaffst du, Kleines?«
    »Ja, das ist eine ziemlich gute Idee, Dave«, sagte sie, als hätten wir gerade gemeinsam mittels angestrengten Nachdenkens ein Problem bewältigt. Sie blickte mich weiter an, funkelndes Licht in den dunklen Augen. »Was ist mit Tripod?«
    »Wie ich es sehe, braucht Tripod wohl auch ein bißchen Eis.«
    Sie strahlte. Sie setzte Tripod auf den Kaninchenställen ab, dann rutschte sie vom Pferd direkt auf den schlammigen Boden. Ich beobachtete sie, wie sie Tripod an seiner Kette festhakte und Tex zurück zur Koppel führte. Sie war jetzt elf Jahre alt. Ihr Körper war rund und hart und voller Energie, das indianerschwarze Haar so glänzend wie der Flügel eines Raben; wenn sie lächelte, schlossen sich ihre Augen fast. Vor sechs Jahren hatte ich sie aus einer wabernden Luftblase im untergegangenen Wrack eines zweimotorigen Flugzeugs draußen auf dem Meer gezogen.
    Sie machte Tripods Kette an der rückwärtigen Veranda fest und ging in ihr Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ich gab eine kleine Portion Eiskrem in zwei Schalen und stellte sie auf den Tisch. Auf der schwarzen Tafel über dem Küchentresen, die wir für Nachrichten verwendeten, stand eine Telefonnummer. Alafair kam wieder in die Küche, sich den Kopf mit einem Handtuch reibend. Sie trug jetzt ihre Slipper, eine Bluejeans mit Stretchverschluß und ein T-Shirt der University of Southwestern Louisiana, das ein paar Nummern zu groß war. Immer wieder blies sie sich den Pony aus den Augen.
    »Versprichst du mir, daß du ordentlich zu Abend ißt?« sagte ich.
    »Na klar. Was macht es schon für einen Unterschied, wenn man Eis vor dem Abendessen ißt oder danach? Manchmal sagst du dumme Sachen, Dave.«
    »Ah ja.«
    »Manchmal hast du echt komische Ideen.«
    »Du wächst mir über den Kopf.«
    »Was?«
    »Vergiß es.«
    Sie holte Tripods Napf von der Veranda und gab einen großen Löffel Eiskrem hinein. Der Regen hatte nachgelassen, und über dem Zuckerrohr auf der rückwärtigen Seite meines Grundstücks konnte ich die Abendsonne den Nebel durchbrechen sehen, wie eine Oblate in leuchtendem Rosa.
    »Oh, das hatte ich ganz vergessen, ein Mann hat angerufen«, sagte sie. »Das ist seine Nummer.«
    »Wer war das?«
    »Er hat gesagt, er ist ein Freund von dir. Ich hab’s nicht richtig mitgekriegt, weil da soviel Lärm war.«
    »Das nächste Mal läßt du dir den Namen buchstabieren und schreibst ihn dann neben der Nummer auf die Tafel, Alf.«
    »Er hat gesagt, er will mit dir über so ’nen Mann mit einem Arm und einem Bein reden.«
    »Was?«
    »Ein Soldat, hat er gesagt. Seine Worte waren ein ziemliches Durcheinander. Ich konnte ihn nicht verstehen.«
    »Was für ein Soldat? Richtig schlau werde ich da nicht draus, Alf.«
    »Er hat immer aufstoßen müssen, während er geredet hat. Er hat gesagt, sein Großvater ist ein Texas Ranger gewesen. Was ist ein Texas Ranger?«
    Ach herrje, dachte ich.
    »Ist es vielleicht Elrod T. Sykes gewesen?« sagte ich.
    »Ja, genau, der war’s.«
    Zeit für eine Geheimnummer, dachte ich bei mir.
    »Wovon hat er geredet, Dave?«
    »Er war wahrscheinlich betrunken. Du darfst nicht auf das achten, was Betrunkene sagen. Wenn er noch mal so anruft, wenn Bootsie und ich nicht hier sind, sag ihm, ich rufe ihn zurück, und leg dann auf.«
    »Magst du ihn nicht?«
    »Wenn jemand trinkt, ist er krank, Alafair. Wenn man mit so jemandem redet, während er betrunken ist, wird man auf eine komische Art wie er. Keine Sorge, ich werde später mit ihm reden.«
    »Er hat nichts Schlimmes gesagt, Dave.«
    »Aber er sollte nicht hier anrufen und kleine Leute belästigen« , sagte ich und blinzelte ihr zu. Ich beobachtete die Sorge in ihrem Gesicht. Ihre Mundwinkel zeigten nach unten, und ihre Augen blickten in einen leeren Raum über der Eiskremschale. »Du hast recht, Kleines. Es ist nicht recht, auf andere Menschen böse zu sein. Ich glaube, daß Elrod Sykes wahrscheinlich ganz in Ordnung ist. Er macht wohl nur manchmal zu viele Flaschen an einem einzigen Tag auf.«
    Sie lächelte wieder. Sie hatte

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