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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Adjutanten, Major Moss.‹.... Hey, Mr. Robicheaux, ich hab nichts Falsches sagen wollen.«
    Ich nagte kurz an meiner Lippe und wartete einen Augenblick, bevor ich wieder etwas sagte.
    »Elrod, ich habe so das Gefühl, daß Sie mir hier mit einem ganz faulen Zauber kommen wollen«, sagte ich. »Vielleicht geht’s darum, daß Sie Werbung für Ihren Film machen wollen, vielleicht ist es aber auch nur so, daß da jemand wirklich sein Gehirn zu lange in Alkohol konserviert hat. Aber wie man’s auch dreht, eins muß ich klarstellen: Niemand, und damit meine ich niemand, Partner, sollte versuchen, ein Mitglied meiner Familie dazu zu verwenden, mich an der Nase rumzuführen.«
    Er drehte die Handflächen nach oben, und seine langen Wimpern flatterten.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bitte Sie um Entschuldigung, Sir«, sagte er. Dann schweifte sein Blick ins Nichts, und er kniff mit der Hand den Mund zusammen, als quetschte er eine trockene Zitrone aus.
    Um elf Uhr nachts zog ich mich aus und legte mich neben Bootsie aufs Bett. Der Ventilator im Fenster blähte die Vorhänge auf und ließ die Abendluft von draußen herein, und ich roch Wassermelonen und Jasmin, der jetzt draußen im Mondlicht in Blüte stand. Die Tür zum Wandschrank stand offen, und ich starrte auf die hölzerne Feldkiste, die hinter den aufgehängten Hemden und Hosen verstaut war. Bootsie drehte den Kopf auf dem Kissen und streifte mit den Fingern über mein Gesicht.
    »Bist du sauer auf mich?« fragte sie.
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Sie scheinen wirklich nett zu sein. Es wäre nicht recht gewesen, sie nicht reinzubitten.«
    »Ja, sie sind okay.«
    »Aber als du mit Elrod wieder reingekommen bist, da hast du ausgesehen, als sei dir eine Laus über die Leber gelaufen. Ist was vorgefallen?«
    »Er behauptet, Gespräche mit Toten zu führen. Vielleicht ist er verrückt. Ich weiß nicht, Boots, ich –«
    »Was ist, Dave?« Sie stützte sich auf dem Ellenbogen auf und sah mir ins Gesicht.
    »Er hat gesagt, dieser tote Südstaatengeneral hätte ihm erzählt, mein Vater habe den Revolver seines Adjutanten genommen.«
    »Er hat zuviel getrunken, das ist alles.«
    Ich fuhr fort, auf den Schrank zu starren. Sie lächelte mich an und drückte ihren Körper gegen mich.
    »Du hast einen langen Tag gehabt. Du bist müde«, sagte sie. »Er hat’s nicht bös gemeint. Morgen wird er sich wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern, was er gesagt hat.«
    »Du verstehst nicht, Boots«, sagte ich und setzte mich am Bettrand auf.
    »Was verstehe ich nicht?« Sie legte die Hand auf meinen nackten Rücken. »Dave, deine Muskeln sind total verspannt und hart wie Eisen. Was ist los?«
    »Einen Augenblick.«
    Ich wollte weder blankem Aberglauben noch meinen eigenen Phantasien oder gar den Manipulationen von Elrod Sykes anheimfallen. Aber ich tat es doch. Ich knipste die Tischlampe an und zog meine alte Feldkiste aus dem Schrank. Auf ihrem Boden befanden sich in einem halben Dutzend Schuhkartons die Erinnerungsstücke meiner Kindheitstage mit meinem Vater in den vierziger Jahren: eine Sammlung von Baseball-Karten, indianischen Bannersteinen und Pfeilspitzen aus Quarz, und die Minié-Kugeln, die wir nach dem ersten Regen immer aus den frischgepflügten Zuckerrohrfeldern gepickt hatten.
    Ich holte einen eingedrückten Schuhkarton heraus, der mit Drachenschnur zugebunden war, und setzte mich damit wieder aufs Bett. Ich entfernte die Schnur, nahm den Deckel ab und stellte die Schachtel auf den Nachttisch.
    »Das ist das tollste Geschenk gewesen, das mir mein Vater je gemacht hat«, sagte ich. »Wenn mein Bruder und ich Geburtstag hatten, hat er immer
cush-cush
und Würstchen zum Frühstück gemacht, und neben dem Teller haben wir dann immer ein ungewöhnliches Geschenk gefunden. Das habe ich zu meinem zwölften Geburtstag bekommen.«
    Ich hob den schweren Revolver aus dem Karton und wickelte ihn aus dem schwarzbefleckten Öltuch.
    »Er hatte seinen Job auf den Ölfeldern verloren und eine Arbeit angenommen, wo sie alte Sklavenquartiere auf einer Zuckerrohrplantage ungefähr zehn Meilen tiefer im Bayou abreißen mußten. Da war eine Hütte, die stand ein Stück abgerückt von den anderen. Sie hatte ein Ziegelfundament, und wie er es sah, mußte sie wohl dem Aufseher gehört haben. Wie auch immer, als er sich daranmachte, die Bretter aus den Wänden zu brechen, hat er im Holz ein paar flachgedrückte Minié-Kugeln gefunden. Er wußte, daß man sagte, es hätte in der

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