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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den Hörer auflegen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte sie.
    »Gut möglich. Ich heiße Dave Robicheaux. Das hier ist mein Büro.«
    Blut stieg ihr ins Gesicht.
    »Sie müssen mich entschuldigen«, sagte sie. »Da war ein Anruf für mich auf Ihrer Leitung, und ich habe mich ganz automatisch an Ihren Tisch gesetzt.«
    »Schon okay.«
    Sie stand auf und zog die Schultern gerade. Ihre Brüste wirkten unnatürlich groß und schwer für eine Frau ihrer Körpergröße. Sie nahm ihre Handtasche und ging um den Tisch herum.
    »Ich bin Special Agent Rosa Gomez«, sagte sie. Dann streckte sie die Hand aus, als ob sie Schwierigkeiten damit hätte, Muskeln und Worte miteinander zu koordinieren.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte ich.
    »Ich glaube, die werden einen zusätzlichen Tisch für mich hier reinstellen.«
    »Ach ja?«
    »Macht’s Ihnen was aus?«
    »Nein, gar nicht. Schön, daß Sie da sind.«
    Sie blieb stehen, beide Hände auf der Handtasche, die Schultern so steif wie ein Kleiderbügel.
    »Warum nehmen Sie nicht Platz, Mrs.... Agent Gomez?«
    »Nennen Sie mich Rosie. Alle nennen mich Rosie.«
    Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch, bemerkte dann, daß sie mein Profil ansah. Unwillkürlich faßte ich mir ins Haar.
    »Sind Sie schon lange beim FBI?« sagte ich.
    »Eigentlich nicht.«
    »Also erst seit relativ kurzer Zeit?«
    »Na ja, nur was diese Art von Auftrag betrifft. Ich meine die Arbeit vor Ort, im Außendienst, sozusagen.« Auf der großen Tasche wirkten ihre Hände klein. Ich glaube, sie kämpfte mit letzter Anstrengung dagegen an, sich vor Nervosität an der Tasche festzukrallen. Dann blieb ihr Blick wieder an der Seite meines Kopfes haften.
    »Ich habe eine weiße Stelle im Haar«, sagte ich.
    Peinlich betreten schloß sie die Augen, öffnete sie dann wieder.
    »Jemand hat mir mal gesagt, daß ich wohl Stinktierblut in mir haben muß«, sagte ich.
    »Ich glaube, ich lasse heute morgen wohl keinen Fettnapf aus«, sagte sie.
    »Nein, das stimmt nicht.«
    Aber auf irgendeinen Idioten beim FBI wird’s schon zutreffen, dachte ich.
    Dann saß sie mit stocksteifem Rücken auf ihrem Stuhl und konzentrierte ihren Blick auf einen Punkt außerhalb des Fensters, bis ihr Gesicht wieder gefaßt war.
    »Der Sheriff sagte, daß Sie nicht glauben, wir haben es mit einem Serienmörder oder einem Zufallsverbrechen zu tun«, sagte sie.
    »Ganz so hab ich’s nicht gesagt. Ich habe ihm gesagt, daß sie meiner Meinung nach den Mörder gekannt hat.«
    »Warum?«
    »Ihr Vater scheint sich an Kindern vergangen zu haben. Sie ist selbst ganz schön rumgekommen. Als sie sechzehn war, haben sie sie wegen Prostitution hopsgenommen. Gestern fand ich heraus, daß sie immer noch anschaffte – von einem Nachtlokal in St. Martinville aus. So ein Mädchen läßt sich für gewöhnlich nicht gewaltsam vor einer knallvollen Kneipe in ein Auto zerren.«
    »Vielleicht ist sie mit einem Freier mitgegangen.«
    »Nicht ohne ihre Handtasche. Sie hat sie am Tisch gelassen. Wir fanden darin –«
    »Kondome«, sagte sie.
    »Genau. Ich denke also nicht, daß es ein Freier war. In ihrem Auto haben wir eine Stange Zigaretten, eine brandneue Haarbürste und im Kofferraum in einem Plastikbeutel ein halbes Dutzend Joints gefunden. Ich glaube, sie ist rausgegangen, um sich Zigaretten, einen Joint oder die Bürste zu holen, hat dann jemanden gesehen, den sie kannte, ist in seinen Wagen gestiegen und kam niemals wieder.«
    »Vielleicht war es ein alter Kunde, jemand, dem sie vertraut hat. Vielleicht hat er ihr gesagt, er will mit ihr nur für später etwas abmachen.«
    »Das paßt nicht. Ein Freier, der einmal zahlt und dann beim nächsten Mal mit einem Rasiermesser oder einem Skalpell wiederkommt, das haut nicht hin.«
    Sie steckte den Daumennagel zwischen die Zähne. Ihre Augen waren braun, und kleine Lichtfunken sprühten in ihnen.
    »Dann glauben Sie also, daß der Mörder hier aus der Gegend ist, daß sie ihn kannte und ihm soweit vertraute, daß sie zu ihm in den Wagen gestiegen ist?«
    »Ich glaube, so in der Art hat es sich abgespielt.«
    »Wir glauben, er ist ein Psychopath, möglicherweise ein Serienmörder.«
    »Wir?«
    »Na ja, genauer gesagt ich. Ich habe ein psychologisches Verhaltensprofil anfertigen lassen. Jede seiner Aktionen deutet auf ein Persönlichkeitsbild hin, das Kontrolle und Dominanz sucht. Während der Entführung, der Vergewaltigung und dem eigentlichen Mord kontrollierte er die Situation zu jedem Zeitpunkt

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