Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Gegend da draußen ein kleineres Scharmützel zwischen Unionstruppen und Konföderierten gegeben. Dann riß er die Überreste des Fußbodens auf, und in einer kleinen Nische, tief hinten in den Ziegeln, lag dieser Remington-Revolver Kaliber .44.«
Als mein Vater die Waffe fand, war sie von Rost und Spinnweben überzogen, Trommel und Hahn am Rahmen festgefressen, die hölzernen Griff schalen von Schimmel und Insekten zersetzt, aber ich legte sie eine Woche lang in Benzin und polierte den Stahl mit Schmirgelpapier und Lappen, bis er den matten Glanz einer alten Fünfcentmünze hatte.
»Es ist nur eine antike Pistole, die dir dein Vater geschenkt hat, Dave«, sagte sie. »Vielleicht hast du sie irgendwann Elrod gegenüber erwähnt. Dann hat er sich betrunken und sie in irgendeine seiner Phantastereien reingewoben.«
»Nein, er hat den Namen des Offiziers genannt.«Ich öffnete die Nachttischschublade und holte eine kleine Lupe heraus. »Er hat gesagt, sie habe einem Major Moss gehört.«
»Na und?«
»Boots, in den Abzugsbügel ist ein Name eingraviert. Ich habe seit Jahren nicht mehr daran gedacht. Ich hätte es ihm gegenüber gar nicht erwähnen können.«
Ich legte den Revolver auf meine Oberschenkel und bückte durch das Vergrößerungsglas auf den Messingbügel um den Abzug, in dem sich matt das Licht der Lampe spiegelte. Der Stahl lag kalt und ölglatt auf meinen Beinen.
»Schau her«, sagte ich und reichte ihr die Lupe und den Revolver.
Sie ging in den Schneidersitz und blickte mit einem zusammengekniffenen Auge durch die Lupe.
»Da steht ›CSA‹«, sagte sie.
»Falsche Stelle. Auf der Rückseite des Bügels.«
Sie hielt die Waffe näher ans Vergrößerungsglas. Dann sah sie mich an. Auf ihrer Wange waren weiße Flecken.
»J. Moss.« Ihre Stimme war trocken, als sie es sagte. Dann wiederholte sie den Namen noch einmal. »Da steht J. Moss.«
»Das steht da in der Tat.«
Sie wickelte das geschwärzte Öltuch um die Waffe und legte es wieder in den Schuhkarton. Sie legte ihre Hand in meine und drückte sie fest.
»Dave?«
»Ja?«
»Ich finde Elrod Sykes nicht unsympathisch, aber hierher kommt er mir nicht mehr.«
Sie schaltete das Licht aus, legte sich zurück aufs Kissen und blickte nach draußen auf das Mondlicht in den Pecanbäumen. Ihr Gesicht war erfüllt von privaten, sorgenvollen Gedanken, wie ein Käfig, in dem ein Vogel lautlos mit den Flügeln schlägt.
5
Früh am nächsten Morgen hielt mich der Sheriff im Flur an, als ich auf dem Weg in mein Büro war.
»Special Agent Gomez ist da«, sagte er. Ein Lächeln zeichnete sich in seinem Mundwinkel ab.
»Wo?«
»In Ihrem Büro.«
»Und?«
»Ich finde es gut, daß das FBI mit uns in dieser Sache zusammenarbeitet.«
»Das haben Sie mir bereits gesagt.«
»Yeah, das hab ich allerdings.« Seine Augen strahlten, dann blickte er weg und lachte laut auf.
»Was ist hier so witzig?« fragte ich.
»Gar nichts.« Er rieb sich die Lippen mit den Fingerknöcheln. Um seine Augen zogen sich immer noch kleine Fältchen.
»Wenn Sie sich zwischen den ganzen Insiderwitzen mal einkriegen, muß ich Sie mal was fragen«, sagte ich. »Warum schaltet sich das FBI in so einem frühen Stadium in diesen Fall ein? Haben die mit dem organisierten Verbrechen in New Orleans nicht genug zu tun?«
»Das ist eine gute Frage, Dave. Stellen Sie sie Agent Gomez und halten dann später Rücksprache mit mir.« Er zog ab, verschmitzt in sich hineinlächelnd. Auch uniformierte Deputies im Flur suchten mit einem Lächeln seinen Blick.
Ich holte meine Post, trat durch die Tür zu meinem Büro und starrte verdutzt die Frau an, die auf meinem Stuhl saß und in mein Telefon sprach. Während sie redete, betrachtete sie durchs Fenster eine Drossel, die auf einem Ast saß. Sie drehte mir den Kopf lange genug zu, um auf einen Stuhl zu deuten, wo ich Platz nehmen könne, wenn mir danach wäre.
Sie war klein und dunkelhäutig, und ihr dichtes schwarzes Haar war entlang des Halses radikal gerade geschnitten. Die weiße Jacke ihres Kostüms war über die Lehne meines Bürostuhls gehängt. An ihrer Bluse trug sie eine riesige Seidenschleife, die Bugs Bunny zur Ehre gereicht hätte.
Ihr Blick streifte mich wieder, und sie nahm den Telefonhörer vom Ohr und hielt eine Hand über die Sprechmuschel.
»Setzen Sie sich doch. Ich bin gleich für Sie da«, sagte sie.
»Danke«, sägte ich.
Ich setzte mich, ging beiläufig meine Post durch, und einen Augenblick später hörte ich sie
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