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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zuzubinden. Wenn wir damit hier aus dem Schneideraum kommen, wird’s verdammtes pures Gold sein. Kriegt ihr das alle in euren Schädel? Wir machen hier einen großen Film. Ihr könnt mir’s glauben, diesmal werden die sich richtig in die Hose machen.«
    Das Gesicht mit den angespannten Zügen war wie ein weißer Ballon, der im Begriff war zu platzen. Aber selbst während das Schauspiel, das er da abzog, immer ehrfurchterregendere Dimensionen annahm und seine Zuhörer zu stummer Unterwürfigkeit vergatterte, schweifte sein Blick zu mir und Rosie, und ich hatte so eine Ahnung, daß Murphy Doucet, der Wächter, doch noch zum Walkie-Talkie gegriffen hatte.
    Als wir uns vorstellten und auswiesen, sagte er: »Haben Sie da, wo Sie arbeiten, Telefone?«
    »Wie bitte?« sagte ich.
    »Haben Sie Telefon an Ihrem Arbeitsplatz? Haben Sie vielleicht auch Leute, die wissen, wie man Termine für Sie abmacht?«
    »Vielleicht verstehen Sie nicht ganz, Mr. Goldman. Während der Ermittlungen an Verbrechen machen wir keine Termine im voraus, wenn wir mit jemandem reden wollen.«
    Sein Gesicht dehnte sich, als wäre es aus weißem Gummi.
    »Sie sagen, Sie sind hier draußen, weil Sie ein Verbrechen untersuchen? Was für ein Verbrechen soll das denn sein?« sagte er. »Sehen Sie hier irgendwo ein Verbrechen?« Er beschrieb einen Kreis mit dem Kopf. »Ich seh keins.«
    »Wenn Sie wünschen, können wir auch gern im Büro des Sheriffs reden«, sagte Rosie.
    Er starrte sie an, als wäre sie gerade durch einen Dimensionenriß in seine Welt getreten.
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, was es kostet, einhundertfünfzig Menschen rumstehen zu lassen, während ich mit irgendeiner gottverdammten Polizeiuntersuchung rumwichse?« sagte er.
    »Sie haben gehört, was sie gesagt hat. Was darf’s sein, Partner?« fragte ich.
    »Partner?«
sagte er und blickte hinaus auf den See, eine Art melancholischer Ungläubigkeit im Gesicht. »In einer früheren Inkarnation muß ich schwere Scheiße gebaut haben. Wahrscheinlich war ich verantwortlich für den Untergang der Titanic oder den Mord an Erzherzog Ferdinand. So muß es wohl sein.«
    Dann stand er auf und stellte sich mir gegenüber mit dem stieren Blick eines Boxers, der darauf wartet, daß der Ringrichter endlich fertig ist mit seinen Anweisungen vor dem Kampf.
    »Wollen wir einen Spaziergang machen oder uns in meinen Trailer setzen?« sagte er. »Die Klimaanlage in meinem Trailer ist kaputt. Auf dem Toilettensitz kann man Spiegeleier braten. Was ist Ihnen lieber?«
    »Das hier tut’s vollkommen«, sagte ich.
    »Vollkommen, ja?« sagte er, wie aus einem tiefen Fundus zynischer privater Erkenntnis in seinem Innern schöpfend. »Was brennt Ihnen auf der Zunge, Mr. Robicheaux?«
    Wir gingen an der Uferböschung des Sees entlang, dichtes Haar quoll wie bronzefarbener Draht aus seinem Polohemd. Die weißen Tennisshorts schienen jeden Augenblick von seinen muskulösen Lenden und Schenkeln gesprengt zu werden.
    »Ich habe gehört, daß Sie einige Ihrer Leute davor gewarnt haben, sich mit mir einzulassen. Stimmt das?« sagte ich.
    »Was für Leute? Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Ich glaube, Sie wissen sehr wohl, wovon ich rede.«
    »Elrod und seine Stimmen im Nebel? Elrod und seine Skelette in der Sandbank? Meinen Sie etwa, ich zerbreche mir den Kopf über solchen Kram? Meinen Sie allen Ernstes, daß ich mir damit den Kopf schwermache, wenn ich einen Film drehe?« Er stoppte und fuchtelte mit einem dicken Finger in meine Richtung. »He, versuchen Sie mal folgendes zu verstehen. Ich lebe mit permanentem Feuer unterm Arsch. Das ist eine Sache der Einstellung. Ich habe keinerlei Interesse an irgendwelchen Problemen an einem gewissen Ort, ganz zu schweigen, daß ich was damit zu schaffen hätte. Soll das etwa schlimm sein? Ist es in Ordnung, wenn ich meinen Schauspielern meine Meinung sage? Befinden wir uns hier überhaupt noch auf dem Boden der Verfassung?«
    Eine Gruppe von Schauspielern in schweißbefleckten grauen und blauen Uniformen, die aus Styroporbehältern Hamburger aßen, ging an uns vorbei. Ich drehte mich um und merkte mit einem Mal, daß Rosie nicht länger bei uns war.
    »Sie ist wahrscheinlich in ein Loch gefallen«, sagte Goldman.
    »Ich glaube, Sie haben tatsächlich schwer an was zu knabbern, Mr. Goldman. Und ich glaube, daß wir beide wissen, worum es sich da handelt.«
    Er holte tief Luft. Sonnenlicht schien durch die Eichenäste über seinem Kopf und warf unstete Schattenmuster auf sein

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