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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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unwiderruflich in ihr Leben eindrang und wieder verschwand, ohne einen Hinweis auf seine Identität zu hinterlassen.
    Ich bekam zusehends Hochachtung vor den Fähigkeiten von Rosie Gomez.
    Als sie wieder zur Tür hereinkam, befestigte sie zwei Schlüssel an einem Schlüsselring.
    »Sollen wir weiterreden, während wir zum Spanish Lake rausfahren?« sagte ich.
    »Was gibt’s dort?«
    »Einen Filmregisseur, den ich gerne aufsuchen würde.«
    »Was hat das mit unserem Fall zu tun?«
    »Wahrscheinlich gar nichts. Ist aber immer noch besser, als hier drinnen zu hocken.«
    »Klar. Ich muß nur noch kurz meine Dienststelle anrufen, dann komme ich gleich.«
    »Darf ich Sie mal was fragen, das nichts mit unserem Fall zu tun hat?« sagte ich.
    »Sicher.«
    »Gesetzt den Fall, Sie würden die Überreste eines Mannes mit schwarzer Hautfarbe finden, und in seiner Hose steckte kein Gürtel und in seinen Stiefeln keine Schnürsenkel, welche Schlüsse über ihn würden Sie daraus ziehen?«
    Sie blickte mich mit einem fragenden Lächeln an.
    »Daß er arm war?« sagte sie.
    »Könnte sein. Tatsächlich hat mir jemand anders in weniger gewählten Worten so was Ähnliches gesagt.«
    »Nein«, sagte sie. Sie blickte gedankenverloren ins Nichts, blies erst eine Wange auf, dann die andere, wie ein Backenhörnchen. »Nein, ich würde sagen, er ist im Gefängnis gewesen, in einer Haftzelle in irgendeinem Bezirks- oder Stadtgefängnis, wo sie befürchteten, daß er sich selbst was antut.«
    »Nicht schlecht«, sagte ich. Gar nicht schlecht, dachte ich bei mir. »Okay, fahren wir los.«
    Ich wartete draußen im Schatten des Gebäudes auf sie. Ich schwitzte in meinem Hemd, und die gleißende Sonne auf dem betonierten Parkplatz trieb mir das Wasser in die Augen. Zwei der uniformierten Deputies, die vorher durch die Scheibe zu meinem Büro gegrinst hatten, kamen mit Clipboards in den Händen zur Tür heraus. Als sie mich sahen, machten sie halt. Der größere der beiden, ein Mann namens Rufus Arcenaux, nahm ein Streichholz aus dem Mund und lächelte mich durch seine Sonnenbrille hindurch an.
    »Hey, Dave«, sagte er, »trägt die Kleine an jeder Titte einen Briefbeschwerer, oder hat sie nur ein bißchen viel Holz vor der Hütte?«
    Sie grinsten jetzt beide. Über einem Eisenrost im Schatten des Gebäudes hörte ich Schmeißfliegen summen.
    »Jungs, nehmt’s, wie es ist«, sagte ich. »Und macht mir deswegen keine Vorwürfe, nur weil ich einen höheren Rang als ihr hab oder so was. Okay?«
    »Muß man erst zum Detective befördert werden, bevor man an die Muschis vom FBI kommt?« sagte Arcenaux und steckte sich das Streichholz wieder in den Mundwinkel.
    Ich setzte meine Sonnenbrille auf, legte das Seersucker-Jackett gefaltet über den Arm und sah auf die andere Straßenseite, wo ein Schwarzer von der geöffneten Ladefläche eines Pickups hinunter Wassermelonen verkaufte.
    »Wenn ihr in aller Öffentlichkeit den Clown spielen wollt, ist das eure Sache«, sagte ich. »Aber die blöden Gesichter schminkt ihr euch besser ab, wenn meine Partnerin in der Nähe ist. Und wenn ich euch Bemerkungen über sie machen höre, entweder mir gegenüber oder zu irgend jemand anderem, dann kracht’s, und zwar gewaltig. Habt ihr verstanden?«
    Arcenaux ließ seinen Kopf kreisen, dann zog er die Hemdbrust mit den Fingerspitzen von der feuchtgeschwitzten Haut.
    »Junge, das ist vielleicht eine Hitze«, sagte er. »Ich glaube, heute nachmittag mach ich mal kurz Pause und nehme eine kalte Dusche. Das solltest du auch versuchen, Dave. Eine kalte Dusche, da kommst du nicht auf falsche Gedanken.«
    Sie gingen weiter in die flirrende Hitze, und die Lederholster und Munitionsgürtel an ihren Hüften knarrten, Schweißtupfer zeichneten sich auf ihren Hemdrücken ab.
    Rosie Gomez und ich bogen in meinem Pickup von der Überlandstraße ab und fuhren auf der unbefestigten Straße durch das Pecanwäldchen auf den Spanish Lake zu, wo wir die Silhouetten sahen, die die erhöhten Kamerabühnen und -galgen gegen das Spiegelbild der Sonne im Wasser warfen. Eine Kette war zwischen einem Pfosten und der einen Wand der hölzernen Wachkabine quer über die Straße gespannt. Der Wächter, der drahtige Mann mit der weißen Narbe, die sich wie ein Hühnerfuß über seinen Hals zog, trat an mein Fenster. Im Schatten seiner Schirmmütze wirkte sein Gesicht verkniffen und erhitzt.
    Ich zeigte ihm meine Marke.
    »Yeah, fahren Sie nur rein«, sagte er. »Erinnern Sie sich noch an mich,

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