Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
schaffen?«
    »Fragen Sie sie.«
    »Ich habe so das Gefühl, sie ist dorthin geschickt worden.«
    »Sie überprüfte, inwieweit die Teamster mit Goldman und Julie Balboni zu tun haben.«
    »Was hat das mit unserer Untersuchung zu tun?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht gar nichts. Weswegen hat dieser Twinky Lemoyne angerufen?«
    »Ihm gehört zusammen mit einem Kerl namens Murphy Doucet ein Sicherheitsdienst. Lemoyne hat gesagt, daß Rosie in seiner Fabrik aufgekreuzt sei, ihm Fragen gestellt hätte, die sie nichts angingen, und ihm geraten hätte, er solle es sich doch besser zweimal überlegen, bevor er sich auf Geschäfte mit der Mafia einläßt. Wissen Sie, wer Twinky Lemoyne ist?«
    »Eher nicht.«
    »Er ist ein wohlhabender und in Lafayette hochgeachteter Mann. Tatsache ist, er ist ein anständiger Kerl. Was führen Sie im Schilde, Dave?«
    »Sie haben mich losgeschickt, Julie Balboni freundlich zu bitten, wieder aus der Stadt zu verschwinden. Und jetzt müssen wir feststellen, daß Julie ein wichtiger Teil der einheimischen Wirtschaft ist. Ich glaube, da liegt das Problem, Sheriff, nicht bei mir und Rosie.«
    Er rieb sich die Barthaare mit dem Fingerrücken.
    »Vielleicht ist dem so«, sagte er schließlich, »aber es gibt verschiedene Arten, eine Sache anzupacken.«
    »Was sollten wir denn Ihrer Ansicht nach anders tun?«
    Seine Augen betrachteten emsig einen Truthahngeier, der sich von den heißen Luftströmen über der Marsch tragen ließ.
    »Konzentrieren Sie sich drauf, diesen Psychopathen zu erwischen. Vergessen Sie Balboni für den Augenblick«, sagte er. Als er sprach, sah er mir dabei nicht in die Augen.
    »Vielleicht steckt Julie in der Sache mit drin.«
    »Das tut er nicht. Julie tut gar nichts, wenn’s nicht um Geld geht. Das wissen Sie.«
    »Mich beschleicht der Eindruck, daß das Gebiet um den Spanish Lake allmählich zur Tabuzone wird.«
    »Nein, das habe ich nicht gesagt, Es ist eine Frage der Prioritäten. Damit kommen wir zu einem weiteren Thema – die Überreste dieses Schwarzen, die Sie draußen im Atchafalaya-Becken gefunden haben.«
    »Ja?«
    »Das fällt unter die Jurisdiktion des St. Mary Parish. Sollen die den Fall bearbeiten. Wir haben selbst genug zu tun.«
    »Die werden keinen Finger rühren.«
    »Dann ist das deren Entscheidung.«
    Einen Augenblick lang sagte ich gar nichts. Das Dämmerlicht war jetzt fast verschwunden. Die Luft war schwer und feucht und voller Insekten, und draußen in den Zypressen hörte ich Enten, die über die Wasseroberfläche flatterten.
    »Möchten Sie noch was zu trinken?« fragte ich.
    »Nein danke, das reicht«, antwortete er.
    »Dann geh ich mal besser und helfe Batist, den Laden zuzumachen. Bis dann, Sheriff«, sagte ich und ging in den Laden. Ich kam erst wieder heraus, als ich seinen Motor starten hörte und ihn auf der unbefestigten Straße davonfahren sah.
    Sam »Hogman« Patin hatte sich getäuscht. Der Mörder von Cherry LeBlanc würde nicht erst in naher Zukunft ein weiteres Opfer finden. Er hatte es bereits getan.

7
    Der Anruf kam um elf Uhr abends. Ein Angler, der tief unten am äußeren Rand des Vermilion Parish, fast schon am Meer, eine große Halteleine gespannt hatte, hatte ein umgekipptes offenes Ölfaß zwischen den Rohrkolben aus dem Wasser ragen sehen. Dem hätte er wenig Bedeutung beigemessen, wären ihm nicht die ganzen Hornhechte aufgefallen, deren Rücken im Mondlicht aus dem Wasser hervorstanden, als sie an etwas in dem Faß herumzerrten.
    Ich fuhr die schmale unbefestigte Straße oben auf dem Damm entlang, links und rechts von mir meilenweit unter Wasser stehendes Riedgras, das schließlich in den Golf mündete. Schwarze Wolkenstreifen bewegten sich vor dem Mond, und vor mir erblickte ich einen Krankenwagen und eine Ansammlung von Fahrzeugen des Sheriff’s Departments. Sie waren auf dem Damm geparkt, in einem rotweißen Lichtermeer aus Suchscheinwerfern, Markierungslampen und den blinkenden Rotlichtern auf den Dächern der Fahrzeuge.
    Das Mädchen lag bereits in einem Leichensack im Krankenwagen. Der Leichenbeschauer war ein übermüdeter, übergewichtiger Jude mit Lungenemphysem, der furchtbar nach Zigarettentabak stank. Ich kannte ihn schon seit vielen Jahren. Unter seinen Augen waren tiefe Ringe, und er schmierte sich dauernd Moskitoschutz aufs Gesicht und die dicken Arme.
    Unten an der Uferböschung vernahm ein Kriminalbeamter aus Vermilion Parish den Angler, dessen unrasiertes Gesicht im harten Licht der

Weitere Kostenlose Bücher