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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Wie’s aussieht, hat mich jemand beim Kiwanis-Club verpfiffen.«
    »Bei dem Haufen hab ich wenig zu bestellen. Wenn du mit denen Probleme hast, mußt du mit Mikey Goldman reden.«
    »Du verwendest alles, was Wirkung zeigt, Julie.«
    »Hey, komm mal zurück auf den Boden der Tatsachen, Dave. Wenn ich jemandem eine Nachricht senden will, dann doch nicht durch so einen Kleinstadtkomiker.«
    Draußen drückte der Fahrer des Abschleppwagens aufs Gaspedal, zog in die Mitte der Straße und schleppte die Limousine am vorderen Fenster vorbei. Die beiden Vorderreifen der Limousine, aus denen alle Luft gewichen war und die schlaff auf dem Asphalt lagen, wurden von den Felgen in Fetzen gerissen.
    Cholos Mund, voll mit Rührei, stand offen.
    »Hey, der Kerl hat unseren Wagen! Da fährt irgend so ein Kerl mit der Scheißlimousine weg, Julie!« sagte er.
    Julie sah zu, wie der Abschleppwagen und die Limousine auf der Straße verschwanden. Er schob seinen Teller mit dem Daumen ein paar Zentimeter weg. Ein Mundwinkel sackte ein wenig herab, und er drückte die Serviette darauf.
    »Setz dich hin«, sagte er.
    Jetzt hatten alle aufgehört zu essen. Eine Kellnerin kam mit einem Krug Eiswasser an den Tisch und wollte die Gläser nachfüllen. Dann kam sie ins Zögern und verzog sich wieder hinter den Tresen. Ich zog mir einen Stuhl heraus und nahm an der Ecke des Tisches Platz, keinen halben Meter von Julies Ellenbogen entfernt.
    »Du bist wegen was sauer und läßt deshalb meinen Scheißwagen abschleppen?« sagte er.
    »Es ist verboten, vor einem Hydranten zu parken.«
    »Einem Hydranten?«
    »Genau.«
    »Du kommst mir mit so einer Scheiße wegen eines beschissenen Hydranten?«
    »Nein, Julie, mir geht was anderes im Kopf rum. Was für ein Interesse haben du und Cholo an einer Teenagernutte aus einer Kleinstadt? Habt ihr daheim in New Orleans nicht genug Frischfleisch?«
    »Was?«
    »Cherry LeBlanc«, sagte ich.
    »Wer zum Teufel ist Cherry LeBlanc?«
    »Jetzt mach mal halblang und hör auf, dich so aufzuführen, als wärst du gerade auf die Welt gekommen.«
    Er faltete seine Serviette zusammen, plazierte sie sorgfältig neben seinem Teller, fischte eine Nelke aus der Blumenvase und knickte den Stiel ab.
    »Willst du mich einen Zuhälter nennen?« sagte er. »Willst du mich vor allen Leuten lächerlich machen? Ist es das, worum’s dir geht?«
    »Du hast mir nicht zugehört. Wir haben gerade ein weiteres ermordetes Mädchen gefunden. Cholo hat gewußt, wer das LeBlanc-Mädchen war, und er sagt, du hast es auch gewußt. Nur daß du mich belogen hast, als ich sie dir gegenüber erwähnte.«
    Sein Blick wanderte träge zu Cholos Gesicht. Cholo drückte die Hände gegen die Gelenke.
    »Ich weiß gar nicht, worum’s hier geht. Ich –« fing er an.
    »Weißt du, wo das eigentliche Problem liegt, Dave?« sagte Julie. Er schnippte die Nelke auf die Tischdecke. »Du hast nie begriffen, wie’s in dieser Stadt hier läuft. Erinnerst du dich daran, daß sich jemals jemand über die Bordelle auf der Railroad Street und der Hopkins Street beschwert hätte? Oder über die Spielautomaten, die in jeder Bar und in jedem Restaurant der Stadt sind? Niemand hat sich beschwert, weil mein Alter nämlich am Ende jedes Monats bestimmten Leuten einen Umschlag überreichte. Aber genau dieselben Leute haben unsere Familie wie feuchten Dreck behandelt.
    Du und diese FBI-Braut, ihr seid also durch die Stadt gezogen und habt ein bißchen Wirbel bei den Korinthenkackern gemacht, ihnen mit einem Besenstiel ein bißchen die Kimme geliftet, worauf dein Boß dich zu sich bestellt hat, um dir mal die harten Tatsachen des Lebens zu verklickern. Klar macht das keinen Spaß, wenn man feststellen muß, daß die Typen, für die man arbeitet, nur ungern ein paar Millionen Dollar aus ihrer schönen Stadt verscheuchen wollen. Also vergreifst du dich an meinem Wagen und machst mir in aller Öffentlichkeit eine Szene. Weißt du, was ich denke? Vielleicht solltest du wieder zurück nach New Orleans gehen. Vielleicht färbt dieses Scheißloch hier allmählich auf dich ab.«
    Der Geschäftsführer war hinter dem gläsernen Kassentresen hervorgekommen und stand jetzt keinen Meter entfernt von Julie und mir, die Ansteckfliege schief, mit der Zunge die Lippen befeuchtend. »Sir, könnten die Gentlemen vielleicht, ich meine, wäre es Ihnen vielleicht möglich, etwas weniger, mit Ihrer Wortwahl –« begann er.
    Julies Augen, in denen ein schwarzes Licht funkelte, fuhren hoch zum Gesicht

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