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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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des Geschäftsführers.
    »Verpiß dich«, sagte er.
    »Sir –« sagte der Geschäftsführer.
    »Schon okay, Mr. Meaux. Ich gehe sofort«, sagte ich.
    »Oh, das betrübt uns aber«, sagte die Frau, Margot. Die anderen Schläger am Tisch, Cholo ausgenommen, lächelten über ihren Humor. Sie trug ein Sommerkleid, und ihr Haar, das zur Farbe von Asche gebleicht war, war straff nach hinten gekämmt. Sie rauchte eine Zigarette, und ihre Arme waren mit Sommersprossen übersät.
    »Willst du mal bei mir im Büro vorbeischauen und dir ein paar Bilder aus der Leichenhalle ansehen? Ich halte das für eine gute Idee«, sagte ich. »Bring deine Freundin mit, wenn du willst.«
    »Ich sag’s nur einmal. Ich kenne keins dieser Mädchen, ich habe nichts mit deinen Problemen zu schaffen, kannst du mir folgen? Du hast da ein paar häßliche Sachen zu mir gesagt, Dave, aber wir sind alte Freunde, und ich will es dabei bewenden lassen. Ich ruf uns ein paar Taxis, ich bezahle mein Bußgeld, ich kauf mir neue Reifen, und ich werde alles vergessen, was du zu mir gesagt hast. Aber versuche nie wieder, mich in der Öffentlichkeit zum Affen zu machen.«
    Einer seiner Schläger stand auf, schob den Stuhl zurück, um auf die Toilette zu gehen.
    Ich klappte die Sonnenbrille zusammen, steckte sie in die Hemdtasche und rieb mir mit Daumen und Zeigefinger die brennenden Augen.
    »Feet, du redest mehr Scheiße, als eine öffentliche Toilette verkraften kann«, sagte ich leise.
    Der Gangster legte mir eine Hand auf die Schulter. Er war vielleicht achtundzwanzig oder dreißig, wendig und mit olivfarbenem Teint, das dunkle Haar nackenlang. Eine lange rosafarbene Narbe, so dick wie ein Strohhalm, zog sich an der Innenseite eines Arms entlang.
    »Bis jetzt sind hier alle hübsch höflich gewesen«, sagte er.
    Ich blickte auf seine Hand und in sein Gesicht. Ich konnte den schwachen Anflug von Schweiß durch sein Deodorant riechen, das Nikotin auf seinen Fingerrücken.
    »Aber Sie hören einfach nicht auf mit den Beleidigungen«, sagte er. Er hob die Handfläche kurz, ließ sie dann wieder auf meine Schulter sinken.
    »Machen Sie Ihren Tag nicht komplizierter, als er schon ist«, sagte ich.
    »Es ist an der Zeit, andere Leute in Frieden zu lassen, Mr. Robicheaux«, sagte er. Dann begann er, meine Schulter zu massieren, wie es ein Mannschaftskamerad beim Pitcher tun mochte.
    Ich fühlte, wie ein rotschwarzer Ballon aus meiner Brust hoch in meinen Kopf stieg, vernahm hinter meinen Augen ein Geräusch wie das Zerreißen nassen Zeitungspapiers, und aus unerfindlichem Grund erschien vor meinen Augen ein kaleidoskopisches Bild des blonden Mädchens in dem schwarzen Leichensack, eine lange Strähne algenverschmierten Haars auf die graue Haut an ihrer Stirn gepappt.
    Ich schlug ihm so hart in den Bauch, daß meine Faust direkt unter dem Brustbein bis zum Handgelenk verschwand, und Speichel spritzte aus seinem Mund auf den Tisch. Dann schoß ich vom Stuhl hoch und verpaßte ihm einen Haken aufs Auge, sah, wie die Haut am Knochen platzte und Blut herausquoll. Er rappelte sich auf und kämpfte um sein Gleichgewicht und startete einen wilden Schwinger in Richtung meines Gesichts, aber ich packte ihn, drehte ihn seitwärts, schlug ihm in die Nieren und zwang ihn zwischen zwei Hockern am Tresen auf die Knie. Ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn auf den Mund geschlagen zu haben, aber von seiner Unterlippe rann Blut auf die Hemdbrust.
    Ich wollte nicht aufhören. Ich hörte Wind rauschen – wie Meeresmuscheln –, das langsame Knirschen der Zahnräder eines verrosteten Motors. Dann sah ich Cholo vor mir, die großen, eckigen Hände besänftigend erhoben, der Mund klein, Laute von sich gebend.
    »Was?« sagte ich.
    »Ist nicht Ihr Stil, Lieut«, wisperte er mit heiserer Stimme. »Lassen Sie’s gut sein, der Typ ist neu, er kennt die Regeln nicht, Lieut. Lassen Sie’s gut sein, das hier nützt doch keinem.«
    Meine Knöchel waren aufgeschürft, die Handflächen brannten. In der entgeisterten Stille hörte ich Glassplitter unter meiner Schuhsohle, und ich blickte wie betäubt zu Boden auf meine zerbrochene Sonnenbrille, wie ein Mann, der nach einem Blackout wieder zu sich kommt.
    Julie Balboni schob seinen Stuhl zurück, zog einen goldenen Geldclip aus der Hosentasche und zählte eine Reihe von Zehndollarscheinen auf den Tisch.
    Er hob nicht einmal den Kopf, als er zu mir sprach. Aber jeder im Restaurant hörte, was er sagte. »Ich glaube, dir brennen allmählich

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