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Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Mangroven (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Dann blies ein scharfer Wind vom Fluß her durch die Bäume, das unstete Licht flackerte über den Boden wie ein hellgelbes Netz, und als ich auf die Arbeiter zurückblickte, sah ich, wie sie ihre Werkzeuge fallen ließen, die Rücken streckten und die Soldatenmützen mit dem goldenen Emblem wieder auf die Häupter setzten. Sie griffen nach ihren Vorderladern, die in Pyramiden zusammengestellt gewesen waren, und stellten sich in Reih und Glied auf.
    Der General saß auf dem Kutschbock, das Holzbein steif auf einen eisernen Radkranz gestützt, eine Zigarre im Mund, die Krempe des Offiziershutes schräg in die Augen gezogen.
    Er drehte sich mühsam auf dem Kutschbock und hob mir zum Gruße den Hut hoch über den Kopf.
    Schotter donnerte wie Schrotkugeln gegen die Innenseite meines rechten Kotflügels. Ich riß das Steuer herum, um wieder ganz auf den Asphalt zu kommen, und blickte dann noch einmal zurück auf die weitgeschwungene, blätterübersäte Wiese unter den Pecanbäumen. Ein Trupp von Arbeitern senkte gerade ein langes Stück weichen Plastikrohrs wie einen weißen Wurm in den Erdboden.
    Zurück in New Iberia, parkte ich hinter dem Department und wollte hineingehen. Zwei Deputies kamen mir entgegen.
    »Hey, Dave, du bist doch noch krank gemeldet«, sagte einer von ihnen.
    »Bin wieder auf den Beinen.«
    »Klar. Gut schaust du aus.«
    »Ist der Boß da?«
    »Yeah. Klar. Hey, du siehst wirklich prima aus. Ehrlich.«
    Er gab mir ein Daumenhoch-Zeichen.
    Seine Worte waren offensichtlich gut gemeint, aber ich mußte mich daran erinnern, wie man mich behandelt hatte, nachdem ich in Vietnam auf eine Springmine getreten war – mit einer Ehrerbietigkeit und Freundlichkeit, die mich nicht nur von denen trennte, auf deren Leben noch kein Schatten gefallen war, sondern mir auch unaufhörlich ins Gedächtnis rief, daß der Flammenkegel, der meine Knochen in helles Licht getaucht hatte, mich auch zum ewigen Mitglied eines Clubs der Nacht gemacht hatte, dem ich nicht beitreten wollte.
    Auf dem Weg zum Büro des Sheriffs wurde ich vom Dispatcher angehalten. Er wog an die drei Zentner, hatte ein rundes, rotes Gesicht und ein schwaches Herz. Die linke Brusttasche seines Hemdes war prallvoll mit in Zellophanfolie verpackten Zigarren. Er hatte gerade eine Nachricht auf einen rosa Zettel geschrieben. Er faltete ihn zusammen und gab ihn mir.
    »Und noch eine«, sagte er. Er hatte die Stimme gesenkt, und seine Augen waren bedeutungsschwanger trüb.
    »Noch eine was?«
    »Noch eine Nachricht von ein und derselben Person, die mir allmählich auf den Wecker geht.«
    »Welche Person?«
    Seine Augenbrauen gingen steil nach oben.
    »Diese spanische Braut. Oder Mexikanerin. Oder was sie sonst ist.«
    Ich faltete den Zettel auf und blickte darauf. Da stand:
Dave, warum rufst du mich nicht zurück? Ich warte immer noch am selben Ort wie sonst. Hab ich was falsch gemacht?
Unterzeichnet war das Ganze mit
Amber
.
    »Amber?« sagte ich.
    »In deinem Postfach sind acht oder neun von den Dingern«, sagte er.
    »Wer ist sie?«
    »Woher soll ich das wissen? Du bist es, den sie anruft.«
    »In Ordnung, danke, Wally«, sagte ich.
    Ich nahm meine ganze Post aus dem Fach und ging dann die telefonischen Nachrichten auf den rosa Zetteln hintereinander durch.
    Die Botschaften von »Amber« waren in der Tat rätselhaft. Einige Beispiele:
    Ich hab getan, was du wolltest. Ruf bitte zurück
.
    Dave, hinterlaß mir doch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter
.
    Ich bin’s wieder. Soll ich tot umfallen?
    Allmählich werd ich böse. Wenn du nicht willst, daß ich dich weiter belästige, dann sag’s. Langsam bin ich’s leid
.
    Es tut mir leid, Dave. Ich war verletzt, als ich diese Sachen gesagt habe. Aber schlag mir nicht die Tür vor der Nase zu
.
    Ich ging noch einmal zur Telefonzentrale, wo der Dispatcher saß.
    »Da steht nirgends eine Telefonnummer drauf«, sagte ich.
    »Sie hat keine hinterlassen.«
    »Hast du sie nicht danach gefragt?«
    »Nein, ich hatte den Eindruck, daß ihr euch irgendwie gut kennt. Hey, jetzt schau mich nicht so an. Was ist sie, eine Informantin oder so was?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie klingt allerdings, als würd sie gleich Pampelmusen scheißen.«
    »Eine etwas gepflegtere Ausdrucksweise würde dir nicht schaden, Wally.«
    »Sorry.«
    »Wenn sie noch mal anruft, laß dir ihre Nummer geben. Wenn sie sie dir nicht geben will, sag ihr, daß sie nicht mehr anrufen soll.«
    »Wie du willst.«
    Ich knüllte die Zettel zusammen, ließ

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