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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Frauen ziehen.
    »Er wird mich vergewaltigen, Ingunn. Du weißt, daß er es tut. Willst du, daß das passiert?«
    »Schweig. Ich höre nicht auf dich. Beeil dich, oder er kommt hinter uns her.«
    »Du hast Angst vor ihm. Es stimmt etwas nicht mit ihm, Ingunn. Das siehst auch du.«
    »Mach schnell!«
    Doch er war ihnen nachgegangen und sah zu, wie die beiden Frauen ihre Gewänder glattstrichen.
    »Es ist Zeit für Zarabeths Bestrafung. Möchtest du Zusehen, Ingunn?«
    »Wirst du sie schlagen?«
    Er schüttelte den Kopf und lächelte, dieses seltsam sanfte Lächeln. Seine Augen funkelten im fahlen Licht der Mitternachtssonne.
    »Was hast du mit ihr vor?«
    »Kol wird sie besteigen. Ist das Strafe genug?«
    »Kol ist krank von dem Schlag, den sie ihm versetzt hat.«
    »Tja, dann Bein.«
    »Er kann nicht. Er hat die andere Sklavin gehabt. Er ist alt und hat keine Kraft mehr in den Lenden.«
    »Dann bin ich der einzige, der übrigbleibt. Sie muß bestraft werden. Geh zurück ins Lager, Ingunn. Ich bringe Zarabeth, wenn ich mit ihr fertig bin.«
    Magnus wußte, daß sie nahe waren, aber nicht nahe genug. Orm und seine Männer würden bereits sein Boot besteigen. Vielleicht legten seine Männer sich eben in diesem Augenblick in die Ruder und stachen in See. Vielleicht segelten sie bereits in Richtung Süden nach Hedeby. Er schloß die Augen vor Schmerz über ihren Verlust. Es war zuviel. Unerträglich viel. Wohin würde Orm sie bringen? Magnus machte sich Vorwürfe, sie nicht ausreichend beschützt zu haben, wie er versprochen hatte.
    »Bei Thor, ich glaube es nicht!« schrie Gunnar.
    Magnus fuhr herum.
    »Komm Magnus! Sieh dir das an! Sie sind nicht weit, nicht mehr als drei Stunden von hier. Sieh dir diese Spuren an! Ist der Mann ein Narr?«
    »Ja«, stimmte Ragnar zu. »Ein vollkommener Narr. Hält er es nicht für möglich, daß ihm jemand folgt? Hält er dich für einen Feigling? Hat er den Verstand verloren?«
    Magnus fühlte neue Zuversicht in sich aufsteigen.
    Ragnar sagte mit ruhiger Stimme hinter ihm: »Ingunn ist bei ihm.«
    »Ja, ich weiß. Unsere Pferde sind erschöpft. Wir gönnen ihnen eine Rast, aber nicht länger als eine Stunde.«
    Sie waren alle erschöpft, die Muskeln verspannt und steif vom langen Ritt, doch keiner der Männer beklagte sich. Sie lagerten und aßen Trockenfleisch und getrocknete Brotfladen.
    »Was wirst du mit Ingunn tun?« fragte Ragnar und kaute an dem zähen Fleisch.
    »Ich werde sie meinem Vater übergeben. Er soll entscheiden, was mit ihr geschieht.«
    Ragnar sah ihn an, und seine Stimme war fest und entschieden: »Ich nehme sie, Magnus, wenn dein Vater damit einverstanden ist. Wenn sie nicht pariert, bezieht sie von mir Prügel. Ich werde schon mit ihr fertig.«
    Magnus lächelte seinen Freund an. »Ich glaube, du bist derjenige, der den Verstand verloren hat, Ragnar.«
    Zarabeth stand Orm im Abstand von zwei Armlängen gegenüber. Ihr Gewand war zerknittert und schmutzig. Ihr Haar hing ihr verfilzt und strähnig über den Rücken. Sie fühlte sich völlig hilflos und hatte noch nie im Leben solche Angst gehabt. Ingunn entfernte sich mit gesenktem Kopf.
    »Ingunn, nein! Geh nicht weg!«
    Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um.
    »Ich bin kein häßliches Ungeheuer, Zarabeth. Was hast du gegen mich?«
    Sein Gesicht war fragend und ungläubig. Beinahe hätte sie gelacht. Seine Augen glänzten warm, seine Stimme klang sanft. Keinerlei Anzeichen von Irrsinn. Und dennoch jagte er ihr Entsetzen ein. Er öffnete den breiten Ledergürtel und ließ sie nicht aus den Augen.
    »Wenn du mich vergewaltigst, bringe ich dich um.«
    Er lächelte. »Du bist eine Frau, und du redest dummes Zeug. Es gefällt mir nicht, daß du mir drohst, Zarabeth. Wenn du nicht meinen Gürtel auf deinem Rücken spüren möchtest, hüte deine Zunge.« Er hielt den breiten Gürtel mit dem Schwert in der. Scheide hoch.
    Ihre Augen hielten seinem bohrenden Blick stand, und sie wiederholte: »Wenn du mich vergewaltigst, bringe ich dich um. Du wirst mich töten müssen, um vor mir sicher zu sein. Das schwöre ich bei meinem christlichen Gott und bei deinen Wikingergöttern.«
    Er war bei ihr, bevor sie eine Bewegung machen konnte. Er schlug hart zu. Sie taumelte rückwärts gegen einen Baum und sackte auf die Knie. Er stand über ihr, blickte auf sie herunter, rieb sich die Hände.
    Sie wischte sich das Haar aus dem Gesicht. Ihr Atem ging pfeifend, ihre Wange brannte wie Feuer. Sie sollte ihn einfach gewähren

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