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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hätte nicht Vortäuschen müssen, daß sie ihn zusammenschlägt, um mit dir zu fliehen.«
    »Ich war überzeugt, daß sie ihn heftig geschlagen hat, Helgi. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Aber sie schien völlig aus dem Häuschen zu sein, als er vortäuschte, er begehre mich und nicht sie. Er hat sie damit gequält. Ich glaubte, sie schlug ihn, um ihn zu strafen, nicht um mich zu retten. Sie wollte ihm damit heimzahlen, daß er sie gedemütigt hat. Aber das habe ich wohl zu dem Zeitpunkt nicht durchschaut.«
    »Aber warum diese Täuschungsmanöver, um nach Malek zurückzukehren? Warum?«
    »Ich sage dir den Grund, Mutter.« Magnus stand mit versteinertem Gesicht vor seiner Mutter. »Orm kam zu der Überzeugung, daß Zarabeth ihm zu große Scherereien machte. Sie würde sich ihm nie freiwillig ausliefern. Er hätte sie töten müssen. Und es ging ihm eigentlich darum, Rache an mir zu nehmen, nicht, sie zu vergewaltigen oder zu töten. Er wollte auch mehr Reichtum, bevor er Norwegen verließ. Er muß uns knapp auf den Fersen geblieben sein. Ich habe mir keine großen Gedanken gemacht, warum er nicht gegen mich gekämpft hat, denn er hatte schließlich nur zwei Männer bei sich und ich fünf. Er mag verrückt sein, aber er ist kein Dummkopf. Er hatte nie den Plan, gegen mich zu kämpfen. Entweder er hat Kontakt zu Ingunn aufgenommen, als wir bereits wieder in Malek waren — oder es war alles ein Täuschungsmanöver und im voraus sorgfältig geplant.«
    »Aus welchem Grund nahm er nicht den direkten Weg zum Fjord und zu seinem Boot? Ich weiß es nicht. Zarabeth sagte, daß Ingunn ihn ständig drängte, sich zu beeilen, weil ich hinter ihm her sei. Es gibt zu viele Fragen und keine Antworten. Noch nicht. Aber ich weiß, daß all meine Juwelen gestohlen sind. Mein Gold- und Silberschmuck und sämtliche Münzen sind verschwunden. Ich hatte sie in einer Schatulle hinter einem ausgehöhlten Balken im Langhaus aufbewahrt. Ingunn brauchte nur so lange abzuwarten, bis bei der Feuersbrunst allgemeine Panik ausgebrochen war, um dann seelenruhig die Schatulle aus ihrem Versteck zu holen. Hätte jemand sie gefragt, was sie dort zu schaffen habe, hätte sie nur antworten müssen, sie bringe die Schatulle für mich in Sicherheit.«
    »Aber ihr hättet alle zu Tode kommen können!« Helgi wandte sich ab, Scham und Zorn waren ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Und Orm wartete draußen vor der Umzäunung auf die Juwelen und Münzen, die sie ihm brachte. Er tötete
    Hollvard und hat auch die anderen ermordeten Männer auf dem Gewissen.«
    Seine Mutter stand immer noch fassungslos da, und Magnus nahm sie in die Arme. »Wir können von Glück sagen, daß Orm nicht versuchte, Zarabeth ein zweites Mal zu entführen. Vielleicht wartete er auf einen günstigen Augenblick, als die Häuser lichterloh brannten, ob sie sich von mir entfernte. Doch das geschah nicht. Der Schweinehund hat in aller Ruhe zugesehen, wie mein Anwesen in Schutt und Asche sank. Ingunn muß dafür bestraft werden. Sie ist nicht mehr meine Schwester. Sie ist ebenso mein Feind, wie Orm es ist. Den Göttern sei Dank, mein Boot haben sie nicht in Brand gesteckt. Etwa ein Dutzend Männer arbeiten immer noch daran. Deshalb hatte Orm keine Chance, das Schiff zu zerstören. Ich schwöre, daß ich die Bestie umbringe, ehe der Sommer zur Neige geht.«
    Zarabeth fühlte sich bedrückt von seinem Haß, seinem Schwur, der unerschütterlichen Ausdauer, die er bei den Aufräumarbeiten an den Tag legte. Er packte zu wie kein Zweiter.
    Am Abend eines sehr langen Tages, als alle um die Feuerstelle im Freien saßen, warm eingepackt in die Decken, die Helgi mitgebracht hatte, fühlte Zarabeth sich so erschöpft wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie konnte nicht reden vor Müdigkeit. Sie legte sich hin, den Kopf auf Magnus' Oberschenkel gebettet und hörte den Gesprächen zu.
    Sie spürte seine starken Muskeln unter ihrer Wange und dachte daran, was er vor wenigen Stunden mit ihr gemacht hatte. Er hatte ihr die Lust einer Frau verschafft, und ihre Gefühle loderten wild auf, rissen alle Schranken ein, die sie gegen ihn aufgebaut hatte. Doch in ihre Lustschreie hatten sich die Angstschreie der Menschen gemischt . . . Sie schauderte. Magnus streichelte ihr sanft den Arm, während er seinem Vater zuhörte.
    »Ein solches Leid dürfen Kinder ihrem Vater nicht antun«, sagte Harald. »Wie viele Männer wirst du nach Danelagh mitnehmen, Magnus?«
    »Ich kann die Verfolgung noch nicht

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