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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gehorchen. Hast du verstanden?«
    Sie zog die Stirn kraus, versteifte sich bei seinem Ton
    fall, der hart und befehlend war. Doch in diesem Fall hatte er wirklich recht. »Gut. Tut mir leid, wenn ich deine Nachtruhe gestört habe.«
    »Törichtes Frauenzimmer«, sagte er und nahm sie bei der Hand. Vier seiner Männer waren von Bord gesprungen und standen nun in knappem Abstand hinter ihm. Er nickte beifällig.
    Er paßte seine langen Schritte ihrem Gang an. »Ich hätte dich lieber in meine Kabine gebracht, dich ausgezogen und dich auf meinem Lager genommen. Es ist kein bequemes Lager, nur ein abgetrennter Teil an Deck der Seewind.« Er seufzte. »Aber das muß warten, bis wir verheiratet sind. Dann Zarabeth, werde ich dich so oft besteigen, bis wir beide zu erschöpft sind, um etwas anderes tun zu können, als zu schlafen.«
    Sie blickte grinsend zu ihm auf, ihr Herz hämmerte wie der Flügelschlag eines aufgeregten Vogels in ihrer Brust. »Und wer wird dein Boot steuern, wenn wir in deinem Bett liegen?«
    »Ich werde das Steuer meinen Männern übergeben und sie hinlänglich beschäftigen, damit sie uns nicht ständig in unserem Liebesspiel stören.«
    »Ich glaube, ich werde dich früher entkräften als du mich, mein Gebieter.«
    »Glaubst du, mein Liebes? Obwohl du nicht weißt, was wir tun werden?« Er lachte leise und faßte ihr leicht unter das Kinn.
    Zarabeth lächelte noch, als sie die Stimme ihres Stiefvaters hörte, der von fern brüllte wie ein Stier. »Da ist sie! Und mit ihr der räuberische Wikinger. Er hat meine Stieftochter entführt! Tötet ihn! Tötet ihn!«
    »Er ist ein sehr törichter Mann«, sagte Magnus völlig ruhig. »Sehr töricht.«
    »Was wirst du tun?« Sie drehte sich um und sah die vier Männer hinter Magnus aufrücken, mit gezogenen Schwertern. Drei von ihnen trugen neben dem Schwert eine Axt. Sie machten einen grimmigen, furchterregenden Eindruck. Magnus zog sein Schwert nicht aus der Scheide. Er wartete gelassen ab.
    »Mal sehen, was er vorhat«, war alles, was er dazu äußerte. »Rühr dich nicht vom Fleck, Zarabeth. Bleib neben mir. Hier bist du in Sicherheit.«
    Es blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten, bis die sechs Männer, allesamt Freunde ihres Stiefvaters, auf sie zustürmten, die gezückten Schwerter in den Händen und wilde Flüche ausstoßend.
    Nun trat Magnus vor und hob beide Arme. »Halt!«
    Die Angreifer blieben erschrocken stehen. Olav, schwer keuchend vor Anstrengung, hielt sich hinter einem der Männer.
    »Tötet ihn, ihr Feiglinge! Tötet den Wikinger!«
    »Schweig, Olav! Oder ich schneide dir deine verfluchte Zunge heraus. Zarabeth hat mich heute abend besucht. Das war nicht sehr klug von ihr, und ich bringe sie zu deinem Haus zurück. Es ist ihr nichts geschehen, und ich rate dir, sie gut zu behandeln und sie nicht zu schelten, denn sie wird bald meine Frau sein. Behandle sie freundlich, oder es wird dir leid tun.«
    Olav wußte, daß seine Kumpane den Wikinger nicht angreifen würden. Sie waren Händler und Handwerker. Sie waren zwar tapfer und konnten kämpfen, aber sie waren keine Krieger, und selbst alle sechs hätten keine Chance gegen diesen Mann. Es wäre glatter Selbstmord. Allein der Gedanke tröstete ihn, daß er sein Mündel verprügeln würde, sobald sie zu Hause war. Er lächelte Zarabeth an.
    Es war, als lese der Wikinger seine Gedanken.
    »Nein, Olav, tu nicht, was du vorhast. Ich bin ein Mann, der zu seinem Wort steht, ein ehrenhafter Mann, du kannst mir Glauben schenken. Du wirst ihr kein Leid antun, sonst wirst du es bitter bereuen. Ich werde dich töten.«
    Olav spürte kalten Haß in seinen Eingeweiden, der wie Säure brannte. »Komm«, sagte er knapp zu Zarabeth. »Du hast mir genug Sorgen bereitet, Mädchen.«
    »Ich weiß, und es tut mir leid, Olav.«
    »Deine schwachsinnige Schwester windet sich auf dem Fußboden und versucht zu schreien. Es macht mich krank, ihr zuzusehen und ihr idiotisches Gestammel zu hören. Scher dich nach Hause und kümmere dich um sie, bevor ich sie aus der Stadt bringe und sie in den Bergen aussetze. Das hätte ich längst tun sollen.«
    Magnus sah, wie Zarabeth versteinerte. Er begriff Olavs giftigen Haß gegen seine kleine Tochter nicht. Der Wikinger berührte sanft Zarabeths Arm. »Geh, Liebes. Ich seh dich morgen am Brunnen auf dem Platz.«
    »Ja. Danke«, sagte sie, raffte die Röcke und ging ihrem Stiefvater entgegen.

6
    Olav strich sich den Bart und sah Zarabeth an. Er hatte sich und die

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