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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ein dummer Junge von zwölf Jahren, als sie mich in sich aufnahm, und ich die Freuden eines Frauenkörpers kennenlernte. Doch in diesem Jahr ging ich lieber auf Walroßfang, als auf ihr zu liegen. Sie verfluchte mich und geiferte, mein Grübchen am Kinn sei ein Zeichen von Odins Fluch.«
    Zarabeth kicherte. »Ich hätte dich auch verflucht. Walroßjagd! Das war nicht sehr freundlich von dir.«
    »Ich war damals erst zwölf Jahre alt, Zarabeth.«
    »Warst du damals schon ein schöner Mann, Magnus?«
    »Einer meiner Söhne, die du zur Welt bringst, sieht mir vermutlich ähnlich, dann wirst du es ja wissen.«
    Zarabeth schwieg. Er sprach so unverblümt mit ihr, daß es ihr den Verstand raubte.
    »Woran denkst du, Liebes?«
    »An dich und daran, welche Wirkung du auf mich hast. Es ist alles so fremdartig, und es verwirrt mich, und das macht mich dumm im Kopf.«
    Seine Fingerspitzen strichen über ihre Wange. »Ich möchte dich glücklich machen, nicht dumm.«
    Er beugte sich über sie und küßte sie sanft. Er versuchte nicht, ihre Lippen zu teilen, küßte sie nur leicht und warm.
    »Ich habe Angst«, sagte sie und schaute ihm auf den feuchten Mund. »Du kommst aus einem Land, das ich nur vom Hörensagen kenne, wo alle Menschen mir fremd sind. Du kommst aus einem Land, in dem es bitterkalte Winter gibt, und in dem die Sonne viele Monate kaum zum Vorschein kommt.«
    Magnus hatte erwogen, sie an Bord der Seewind zu nehmen, änderte aber rasch seine Meinung. Sie fühlte sich sicher bei ihm, einem Mann, den sie erst seit zwei Tagen kannte, den sie heiraten würde. Er lächelte sie an und suchte sie zu beruhigen. »Das Land wird dir nur so lange fremd sein, bis du die Leute kennengelernt hast. Meine Verwandten werden dich lieben, auch unser König Harald Schönhaar. Er kommt aus dem Bezirk Vestfold, hat aber im Augenblick keine königliche Residenz. Er ist ein Vetter meines Vaters. Er wird uns besuchen, und du wirst ihm gefallen.«
    »Ich habe von Harald Schönhaar gehört. Ich habe gehört, daß er grausam ist und alle Menschen unterdrückt. Man sagt, er kenne keine Gnade und Barmherzigkeit.«
    »Ja, und er ist unersättlich in seiner Gier.« Magnus hob die Schultern. »Er verlangt von jedem Kleinkönig und jedem Herzog in Norwegen Gehorsam. Alle Menschen müssen sich seinen Befehlen unterwerfen. Er ist ein Mann, und er ist ein Wikinger. Sein Appetit ist grenzenlos, und seine Macht wächst von Jahr zu Jahr. Er ist stark, obwohl er beinahe so alt ist wie mein Vater. Er hat ein ganzes Reich besiegt und in die Knie gezwungen. Er will immer mehr, wie die meisten Männer in meinem Land.« Grinsend schüttelte er den Kopf. »Die Männer in meinem Land verlassen ihre Heimat und erforschen neues Land, wenn sie sich von ihren Nachbarn bedrängt oder von ihrem König unterdrückt fühlen. Wir lieben unsere Freiheit, und wir lassen uns von niemand Vorschriften machen.«
    »Will er auch deine Ländereien und die deines Vaters an sich reißen? Wirst auch du eines Tages den Wunsch haben, dein Land zu verlassen?«
    »Noch ist es nicht so weit. Aber es würde mich nicht wundern, wenn er unsere Abgaben erhöht; das würde uns das Kreuz brechen. Dann wären wir gezwungen, gegen ihn zu kämpfen, König oder nicht. Entfernter Verwandter oder nicht. Oder wir müßten unser Land verlassen.«
    Sie sah, daß es ihm damit ganz ernst war. Er würde gern in den Krieg ziehen, vermutete sie, und er würde grausam sein, und kein Bedauern empfinden. Ebensowenig würde er vor dem Gedanken zurückschrecken, seine Heimat zu verlassen und in ein fernes Land aufzubrechen. Er würde stets das tun, was getan werden mußte. Auch dieser Zug an ihm gefiel ihr.
    »Es ist auch richtig, daß während der fünf Wintermonate selten die Sonne scheint, und das Land unter einer Schneedecke begraben liegt. Wir halten uns die meiste Zeit im Langhaus auf, doch du wirst dich nicht langweilen. Skalden kommen zu Besuch und tragen ihre Gesänge vor, Sagas, die seit Hunderten von Jahren überliefert werden. Die Skalden dichten auch neue Lieder und geben dem Herrn des Gutshauses das Gefühl, ein König zu sein. Wir machen Spiele und tanzen und trinken, bis uns die Schädel brummen. Und wenn du nicht in meinem Bett liegst oder spielst und tanzt, wirst du das Spinnrad drehen und weben und nähen und kochen und das Gesinde beaufsichtigen. Kannst du Butter rühren, Zarabeth?«
    »Butter?« wiederholte sie, wieder einmal belustigt über seine Gedankensprünge.
    »Ja. Meine Mutter

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