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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihren Hinterbacken, und er zerrte an ihrem Hemd, um sie völlig nackt zu haben.
    »So schön«, ächzte er, dann blickte er in ihr bleiches Gesicht. »Du willst mich nicht haben, Zarabeth, aber du wirst lernen, dich an mich zu gewöhnen. Jetzt werde ich dir meine Männlichkeit zeigen, und du wirst mir helfen, sie aufzurichten.«
    Er entblößte sich, und sie sah sein dünnes Geschlecht, schlaffe Hautfalten inmitten von grau gesträhntem Kraushaar.
    Sie sah, wie er sich berührte, wie er sich verzweifelt bemühte, sich selbst zum Leben zu erwecken, doch seine schlaffe Männlichkeit wollte ihm nicht gehorchen.
    Dann blickte er hoch und sah den Ekel in ihrem Gesicht, den Abscheu, den sie nicht zu verbergen vermochte. Wut und Enttäuschung überkamen ihn. »Hat dieser verfluchte Wikinger dir nicht sein Geschlecht gezeigt? Hast du ihn nicht berührt, ihn mit deinen Fingern gestreichelt, ihn nicht in den Mund genommen? War sein Schwanz sehr groß, Zarabeth? Ja, er ist jung und kraftvoll, aber ich sage dir, auch sein Geschlecht ist manchmal so wie dieses. Faß mich an, verfluchtes Weib!«
    Sie trat einen Schritt zurück und noch einen. Sie schüttelte den Kopf, bedeckte ihre Brüste mit den Händen. »Bitte, Olav, ich kann nicht. Ich bin noch Jungfrau. Ich habe nie zuvor das Geschlecht eines Mannes gesehen. Auch nicht das des Wikingers. Bitte, du kannst nicht verlangen, daß ich dich jetzt liebkose . . . nicht auf diese Weise.«
    Er starrte an sich hinunter; es hatte keinen Sinn. Er war geschrumpft und leblos. Dann sah er zu ihr hoch, sah, daß sie sich ihr Nachthemd wieder hochgezogen hatte. Und er lachte über sich und die Ironie des Schicksals.
    »Eine schöne, junge Frau ... sieh dich nur an, dein feuriges Haar, deinen Körper, herrlich jung und weich, deine weiße Haut, und ich kann dich nur anschauen. Ja, du bist eine Jungfrau, Zarabeth, und ich beleidige dich, indem ich dir meine schlaffe Männlichkeit zeige. Geh zu Bett. Ich möchte schlafen. Ich werde meine Kräfte wieder erlangen, du wirst sehen. Ich werde mich auf dich legen und in dich stoßen, und du wirst mich nie wieder so sehen wie jetzt. Ja, ich werde wieder zum Mann, und du wirst dich meinen Wünschen beugen.«
    Sie floh, vor Erleichterung wie betäubt.
    Magnus stand auf dem hohen Wall vor seinem befestigten Gutshof Malek und blickte nach Westen zum oberen Ende des Gravaktales. Es war Hochsommer, und es gab viel Arbeit auf den Feldern. Bald war Erntezeit, und er würde mit allen seinen Männern und Frauen von Morgengrauen bis zur Abenddämmerung die Ernte einbringen, bis alle erschöpft auf die Strohsäcke sanken. Er blickte zu den steilen, bewaldeten Hängen des Fjordes. Es war ein unbeschreiblich schönes Land, das sanft zum Wasser abfiel, an vielen Stellen steil zum Meer abstürzte, hunderte von Meter tief. Die dicht bewaldeten Berge hoben sich leuchtendgrün gegen das kristallblaue Wasser ab. Seine Heimat! Es gab kein schöneres Land für ihn. Er kehrte jedesmal mit großen Glücksgefühlen in das Tal seiner Geburt zurück, das seit vielen Generationen im Besitz seiner Familie war. Es hatten sich viele Menschen in dem Tal angesiedelt, und bald würden wieder viele Menschen in See stechen, um neues Land zu ernähren. Noch aber war das Land fruchtbar, und das Wetter hatte die Bewohner mit ausreichend Regen und Sonne gesegnet; Weizen, Roggen und Gerste standen hoch und kräftig. Vielleicht würde sein Sohn einmal das Tal verlassen, um neue Länder zu erobern und fremde Menschen zu beherrschen.
    Seit seiner letzten Rückkehr hatte sein Reichtum sich erneut vermehrt, doch er hatte keine Freude daran; in ihm war eine düstere Leere, und wilder Zorn stieg in ihm hoch. Er trat nun an den Rand der steilen Felsenklippen, die sein Gehöft begrenzten. Bei Odins Wunden, was war mit ihm nicht in Ordnung, daß sie ihn mit solcher Verachtung strafte? Was war so abstoßend an ihm? War sein Körper häßlich und unansehnlich, daß sie das Lager nicht mit ihm teilen wollte? Vielleicht lag der Grund für ihre Ablehnung auch nur darin, daß sie ihre Heimat nicht verlassen wollte, um in ein unbekanntes, fremdes Land zu reisen. Vielleicht hatte sie ihm nur zu wenig Vertrauen geschenkt. Oder sie hatte ihn von Anfang an belogen.
    Er schlug sich mit der Faust gegen den Schenkel und rieb die schmerzende Stelle hinterher. Er verfluchte das Weib! Er hätte sie einfach auf sein Schiff schleppen und in See stechen sollen. Er hatte ihr Zeit gegeben, und sie hatte ihn hintergangen.

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