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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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seltsamen Hirngespinste. Jetzt wirst du gebadet, und dann werde ich dich an meinem Bett festbinden. Dort bleibst du, bis ich dir erlaube, aufzustehen.«
    »Ich kann nicht«, sagte sie leise und entzog sich ihm. Sie versuchte, die Schultern zu straffen, doch der
    Schmerz in ihrem Rücken ließ es nicht zu. Und sie stand vor ihm mit eingefallenen Schultern wie eine gebückte, alte Frau. »Ich bin nur eine Sklavin. Deine Sklavin. Du kannst nicht zulassen, daß ich träge und faul herumliege.«
    »Du irrst. Ich kann mit dir machen, was mir gefällt. Ich rate dir, mir zu glauben und keinem anderen Menschen.« Er hob sie in seine Arme. Sie zuckte vor Schmerz zusammen. Er versuchte, sie so vorsichtig wie möglich auf seine Schulter zu legen. »Halt dich an mir fest.«
    Ingunn sagte kein Wort, als Magnus das Langhaus betrat und saubere Tücher verlangte. Sie sagte kein Wort, als er später Zarabeth hereintrug, sauber gebadet und in die Tücher gehüllt und mit ihr in seiner Kammer verschwand. Wut und Ohnmacht drohten sie zu übermannen. Sie konnte gegen diese Frau nichts ausrichten. Es sei denn, sie brachte die Fremde um.
    Sie musterte Cyra abschätzend. Ja, Cyra würde dem Weib mit Freuden ein Messer zwischen die Rippen stoßen. Was war zu tun?
    Und dann wußte sie es. Der Gedanke ließ sie erschauern, und dennoch war sie wild entschlossen, ihr Vorhaben auszuführen. Sie würde nicht hier bleiben. Sie würde nicht zusehen, wie diese elende Schlampe ihren Platz einnahm. Ingunn lächelte böse.

17
    »Halt still!«
    Es fiel ihr schwer, nicht unter seinen Händen zu zucken. Der Schmerz war groß, und es fehlte ihr die Kraft, um sich zusammenzunehmen.
    Magnus trug die Salbe, die seine Mutter geschickt hatte, auf ihre Wunden auf. Er hatte sie eigenhändig gebadet, von den verfilzten Haaren bis zu den schmutzverkrusteten Füßen.
    Sie hatte alles klaglos über sich ergehen lassen. Vorsichtig rieb er ihr Haar trocken und kämmte es aus ihrem Gesicht. Nun stand er auf und blickte auf sie hinunter. Er hatte ihr die Decke bis zu den Hüften hochgezogen. »Dein Stolz ist lächerlich, Zarabeth, wenn er dich treibt, solche Dummheiten zu begehen. Ich bin es langsam leid, die Folgen deines Hochmuts zu tragen.«
    »Dann laß es«, sagte sie.
    Er grinste. Ihre Stimme war schnippisch und trotzig. Das gefiel ihm. »Aber wer wird dir dann zu Hilfe kommen?«
    Sie richtete sich auf und stützte sich auf die Ellbogen. Farbe kam in ihre Wangen. »Ich bin nicht hochmütig. Du bläst dich vor mir und all deinen Leuten auf und brüllst herum, daß du der Herr bist und keinen Widerspruch duldest!«
    »Ich muß mich nicht aufblasen. Alle wissen, daß ich der Herr bin, und auch du wirst das akzeptieren.«
    Sie versuchte, nach ihm zu schlagen, doch er nahm grinsend ihr Handgelenk und drückte sie auf das Kissen zurück. »Sei nicht dumm. Bleib ruhig liegen. Oder schrei, solange dir der Sinn danach steht. Aber bleib ruhig liegen.«
    »Ich hasse dich.«
    »Nein, du haßt mich nicht. Wenn dein Rücken verheilt ist, lege ich mich auf dich und komme wieder in dich. Es hat dir gefallen, Zarabeth, wie ich mich in dir bewegt habe, wie ich dich berührt habe und dich ausgefüllt habe.«
    »Schweig, Magnus!«
    Seine Fingerspitzen glitten zärtlich über ihre Wangen. »Ich habe nie zuvor eine Frau so sehr begehrt, wie ich dich begehre. Ich begehre dich unaufhörlich. Glaubst du, ich könnte deiner je müde werden?«
    Sie drückte ihr Gesicht in das Kissen. »Du willst mich gar nicht, du behältst mich nur in deinem Bett, weil du nicht möchtest, daß man dich für grausam hält.«
    »Bei Thors Hammer, das ist der größte Blödsinn, den du je von dir gegeben hast. Du liegst in meinem Bett, weil ich möchte, daß du bald gesund wirst.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. Irgendwie mußte Ingunn ihr eingeredet haben, er habe das Interesse an ihr verloren. »Nein, Liebling. Alles wird bald gut. Glaube mir.«
    Sie sah ihn an. Ihr Gesicht war ohne Ausdruck wie eine Maske. »Wirst du mich verkaufen?«
    »Wieso soll ich dich verkaufen?«
    »Du wirst mich nicht verkaufen und Lotti behalten, nicht wahr? Das würdest du nicht tun, Magnus. Auch wenn du mich noch so sehr haßt.«
    Sie hatte es endlich geschafft, ihn zu verärgern. Er erhob sich schweigend. Wie konnte sie glauben, daß er dazu fähig wäre? Er stand vor ihr, die Beine leicht gespreizt, die Hände zu Fäusten geballt. »Wer würde dich schon kaufen? Schau dich doch an — ein Häufchen Elend.

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