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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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beteiligen.«
    Für einen kurzen Moment wich der Schmerz aus seinen Augen. Er brachte sogar ein Lächeln zustande, strich ihr über das leuchtendrote Haar. »Nein, du bleibst hier. Gehorche mir, Zarabeth.« Und zu Helgi gewandt: »Paß auf sie auf, Mutter. Sie darf den Palisadenzaun nicht verlassen.«
    Damit drehte er sich um und ging, seine Brüder und sein Vater folgten ihm. Die restlichen Männer eilten hinterher.
    Helgi nahm ihre neue Schwiegertochter in die Arme. »Sei nicht bekümmert, Zarabeth. Sie werden den Jungen finden.«
    »Er ist fortgelaufen, weil er sich schuldig fühlte.« Zarabeth seufzte tief. »Er darf nicht sterben, nur weil Lotti gestorben ist.«
    »Magnus wird seinen Sohn finden. Dein großes Herz für den Jungen gefällt mir, und es gefällt Magnus. Aber du mußt verstehen, daß deinem Gemahl deine Sicherheit sehr am Herzen liegt.«
    Zarabeth rang die Hände. »Aber Egill trägt doch keine Schuld. Wenn ich ihn nur finden und mit ihm reden könnte.«
    »Das geht nicht. Du wartest hier, wie dein Gemahl es wünscht, und dabei bleibt es.«
    Ingunn stellte sich neben die Mutter, und ihre ganze Aufmerksamkeit galt der Frau, die ihr alles weggenommen hatte. Von der sie von Anfang an wußte, sie würde ihr alles wegnehmen, schon als sie zum ersten Mal hinter Magnus den Weg vom Wasser heraufgekommen war, mit ihrem roten Haar und dem Sklavenband um den Hals. Ja, sie hatte es damals schon gewußt. Magnus war ein Narr. Zu ihrer Mutter gewandt, forderte sie mit Nachdruck: »Ich möchte Malek auf der Stelle verlassen. Ich möchte diesen Hof nie wieder betreten. Mein Bruder sieht nicht, was das für eine ist, und nun hat er dieser Hure auch noch die Treue geschworen, dieser Giftmörderin. Wahrscheinlich ist sein Sohn tot, nur wegen diesem Frauenzimmer und dem schwachsinnigen Balg.«
    Die zerbrechliche Fassung, die Zarabeth mühsam wahrte, zersprang. Sie knurrte wie ein wildes Tier und warf sich auf Ingunn, ihre Hände umkrallten ihre Kehle. »Du giftspeiende Natter! Ich würde dir am liebsten die Zunge herausschneiden. Du bist gemein und bösartig. Du solltest da draußen in den Wäldern herumirren, nicht Egill, nicht der unschuldige, kleine Junge!«
    Zarabeth spürte, wie kraftvolle Hände an ihren Handgelenken zerrten. Und sie hörte Helgis beschwichtigende Worte: »Genug, Zarabeth. Laß sie zufrieden! Laß sie los! So ist es gut. Beruhige dich.«
    Zarabeths Finger lösten sich von Ingunn. Sie zitterte vor Wut. Ingunn griff sich an den Hals, massierte ihn keuchend. Zarabeth wandte sich von ihr ab, um den tödlichen Haß in den Augen ihrer Feindin nicht zu sehen.
    Helgi blickte von einer zur anderen. »Ich dulde deine Beschimpfungen nicht länger, Ingunn. Es gibt keinen Grund für deinen Haß. Dein Bruder hat Zarabeth zur Frau genommen. Du wußtest, daß er sich irgendwann eine Frau nehmen würde, und daß deine Stellung an seinem Hof nicht von Dauer ist. Warum hast du diesen Weg gewählt? Es war ohnehin eine falsche Entscheidung und weder dir noch deinem Bruder gerecht. Das ist nun aus und vorbei. Und du mußt es akzeptieren. Du wirst deiner Arbeit nachgehen, und du wirst deine Gemeinheiten für dich behalten.«
    »Aber . . .«
    »Genug! Wir werden einen Ehemann für dich finden, einen anständigen Mann, und du wirst Orm vergessen. Nein, ich will nichts mehr von ihm hören! Es geht das Gerücht, er und seine Männer hätten die Söhne von Ingolfsson umgebracht und die Frauen geschändet. Willst du dich an einen solchen Mann wegwerfen? Er ist ein Bandit, eine Bestie.«
    »Das ist nicht wahr! So etwas würde Orm nie im Leben tun! Es ist eine Lüge! Nur mein Vater kann so etwas behaupten, weil er neidisch auf Orm ist!«
    Helgi überhörte die letzte Beleidigung Ingunns gegen ihren Vater. »Es ist Zeit, daß du heiratest und Kinder bekommst, Ingunn. Dann wirst du Orm vergessen. Ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
    Ingunn senkte den Kopf. Zarabeths Zorn legte sich, dennoch zitterte sie am ganzen Körper.
    Helgi führte Zarabeth zu einer der Holzbänke, setzte sich neben sie und blickte ihr forschend ins Gesicht.
    »Gibst du Egill wirklich keine Schuld an Lottis Tod?«
    Zarabeth schüttelte den Kopf. »Er ist ein Kind. Er war eifersüchtig auf Lotti, weil Magnus sich mit ihr beschäftigte. Es war mein Fehler zu glauben, daß er ihr wirklich etwas antun könnte. Aber etwas in mir ist einfach zersprungen . . .«
    »Ich weiß«, nickte Helgi und klopfte ihrer Schwiegertochter auf die Schulter. »Warum setzt

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