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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Tempel an der hinteren Umzäunung des Gehöftes, der von einem niederen, runden Zaun umfriedet war. Sie kannte die religiösen Rituale der Wikinger nicht, niemand hatte sie darüber aufgeklärt, ob das, was sie tat, richtig oder falsch war. Ihr diente der kleine Tempel aus Holz als Ersatz für eine christliche Kirche. Sie kniete in der Mitte nieder und betete.
    Das gab ihr Frieden. Sie wünschte, sie könnte mit Magnus darüber sprechen. Doch er war ihr fremd, hielt sich von ihr fern, und wenn er in ihrer Nähe war, war er einsilbig und verschlossen. Es wurde nicht viel gelacht auf Malek in diesen Tagen.
    Er wollte ihr Trost geben, das entnahm sie seinem Schweigen, den zarten Berührungen, wenn er ihr die Hand auf die Schulter legte, als wisse er, wann die schwarze Verzweiflung wieder Besitz von ihr ergriff.
    Er berührte sie nur, um ihr Trost und Rückhalt zu geben. Dafür war sie ihm dankbar, doch ihr fehlten die Worte, um ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen.
    Sie war seit zwei Wochen seine Ehefrau. Und eines Morgens stellte Magnus fest, daß seine Lust zurückkehrte und sein Geschlecht schwoll, als er seine Blicke auf ihr ruhen ließ. Er begehrte sie. Er sah ihr zu, wie sie sich streckte, um einen Eisentopf vom Haken zu nehmen. Die Bewegung spannte das Kleid um ihre Brüste. Dabei spürte er das vertraute Anschwellen seiner Männlichkeit.
    Er holte tief Luft und erhob sich langsam aus seinem Stuhl.

20
    Zarabeth wandte sich nach ihm um. Ohne sich dessen bewußt zu sein, lächelte sie ihn an.
    Magnus blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Lächeln erwärmte sein Herz, und er erwiderte es. Plötzlich schien sie sich ihres Lächelns bewußt zu werden, erkannte, daß sie nicht lächeln durfte, denn Lotti und Egill waren tot, und das Lächeln erstarb. Ihr Gesicht war wieder leer und ohne Ausdruck.
    Er schüttelte den Kopf und trat auf sie zu, hob den schweren Zopf und küßte ihren Nacken. Ihre Haut war feucht von der Hitze des Feuers und duftete süß. Das Sklavenband war weg. Ihre Haut war wieder weich und zart. Sie entzog sich ihm, denn es waren viele Menschen im Raum, und sie haßte den Gedanken, daß sie zusahen, wie Magnus zärtlich zu ihr war. Und sie wollte seine Berührung nicht.
    »Entzieh dich nicht«, sagte er an ihrem Hals und küßte sie wieder.
    Sie hörte auf, im Topf zu rühren und ließ den langstieligen Kochlöffel los.
    Abwartend ertrug sie seine Berührung. Er ließ von ihr ab und legte die Stirn an ihre Schläfe. Dann hob er den Kopf und blickte sie an, als wolle er eine Entscheidung treffen, als versuche er, etwas zu formulieren. Sie wartete ab.
    »Du bist meine Frau«, sagte er und küßte sie auf den Mund. »Vergiß das nicht, Zarabeth.« Er küßte sie noch einmal, leicht und zart, ohne ihre Lippen zu teilen, dann gab er sie frei. Sie wich zurück, mit bleichem Gesicht, ihre Hände in Abwehrhaltung. Er schwieg.
    Am Abend, als Magnus und seine Männer mit einem erlegten Wildschwein zurückkehrten, begab er sich wie gewohnt ins Badehaus. Als er später das Langhaus betrat, ging er direkt auf sie zu und nahm sie in die Arme. Er küßte sie vor seinen Leuten, und falls er bemerkte, wie steif und ablehnend sie reagierte, ließ er es sich nicht anmerken. Sie ertrug seine Nähe, seine Berührung. Er küßte ihre Augenbrauen, ihre Nase, ihre Wangen. Dann gab er sie frei, machte ein ernstes Gesicht, sagte aber nichts.
    Während des Nachtmahls, als er den Saft von gebratenem Rehfleisch mit frischem Brot auftunkte, fragte Magnus: »Was hast du heute gemacht?«
    Sie sah ihn an. Welch eine belanglose Frage. Die Erkenntnis, daß das Leben weiterging wie früher, als habe das Schicksal nicht so grauenhaft zugeschlagen, als seien die Kinder noch am Leben, erschütterte sie bis ins Mark. Sie gab lange keine Antwort.
    »Das Essen schmeckt gut. Du hast gut gekocht.«
    »Danke. Deine Tante Eldrid hat mir bei den Kräutern geholfen. Ich . . . ich habe heute Flickarbeiten gemacht. Einige deiner Tuniken mußten ausgebessert werden. Eine andere war mit Blut befleckt, das ich ausgewaschen habe. Deine Mutter hat mir gezeigt, wie man Blutflecken entfernt.«
    Er lächelte und aß erneut von dem Rehfleisch.
    »Ich habe Haki aufgetragen, eine Puppe aus Stroh zu machen, ihr alte Kleider anzuziehen und sie auf einem Holzpfahl zu befestigen, um die Vögel zu erschrecken. Sie picken alle Äpfel an, wenn man nichts dagegen unternimmt. Vielleicht soll man solche Vogelscheuchen auch in den Feldern aufstellen. Ich habe von einem

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