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Im Schatten der Mitternachtssonne

Im Schatten der Mitternachtssonne

Titel: Im Schatten der Mitternachtssonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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blieb er, bis die Sonne am Morgenhimmel stand. Die Götter hatten ihm keine Antwort gegeben, und er wurde weiterhin gequält von dem, was er im Traum gesehen hatte.
    Horkel und Cyra heirateten an diesem Tag und verließen Malek, um auf dem kleinen Hof zu leben, den Magnus seinem treuen Gefährten vermacht hatte. Viele von Magnus' Männern brannte es unter den Fersen; sie wollten auf Handelsfahrt gehen. Es war Hochsommmer, und es war nicht richtig, hier zu bleiben und die Arbeit von Sklaven und Weibern zu verrichten. Sie wollten ihr Glück in der Ferne suchen.
    Doch Magnus wollte Zarabeth nicht allein lassen. Am folgenden Abend trank Ragnar mehr als er vertrug und lamentierte laut: »Wir werden schwach und anfällig wie die Frauen! Wir vergeuden die langen Tage des Sommers, statt Reichtümer anzuhäufen. Was meinst du, Magnus? Ein schneller Raubzug in den Süden, die Seinemündung hinauf. Wir segeln den Fluß hinauf und nehmen uns, was unser Herz begehrt aus den reichen Ortschaften am Ufer. Im September sind wir wieder zurück, reicher denn je.«
    Magnus antwortete nicht. Er dachte an seinen Traum. Er hatte noch nicht mit seinen Männern darüber gesprochen, hatte auch Horkel oder Tostig nichts davon gesagt, aber er mußte unablässig daran denken.
    »Ja«, meinte auch Hakon. »Wir könnten auch nach Birka segeln. Wir haben viele Specksteingefäße, die wir tauschen können.«
    Ragnar nahm noch einen tiefen Schluck. Magnus' Schweigen erbitterte ihn. Er trat an Zarabeth heran, die mit drei anderen Frauen im Hintergrund Erbsen enthülste. »Sag du ihm, er soll losziehen, Herrin. Denn er bleibt nur wegen dir. Vielleicht fürchtet er, du läufst ihm weg. Er kann dir Gold und Silber bringen. Rollo wird es einschmelzen und dir so viel Schmuck daraus fertigen, wie du dir nur wünschen kannst. Das willst du doch? Bei Odin, gib mir Antwort! Wir wissen alle, daß du ihm nichts gibst!«
    Zarabeth hob müde den Blick zu dem Mann, der sie immer noch haßte, weil sie ihn einst überlistet hatte. »Ich will und brauche nichts, Ragnar.«
    »Magnus willst du am allerwenigsten. Ja, ich höre seine Lustschreie, weil ich noch wach liege, aber ich höre nichts von dir, Herrin, nicht einen Laut, nicht das leiseste Stöhnen ... Als er dich zum ersten Mal nahm, ja, da habe ich deine Schreie gehört, dein Stöhnen, als er in dich drang. Und das alles war gelogen und vorgetäuscht, denn du bist kalt und eine Mörderin, und du hast nie etwas für ihn empfunden. Du hast ihn benutzt, wie du mich benutzt hast, und ich habe dir vertraut, Narr, der ich war. Und er ist noch ein größerer Narr.«
    Plötzlich packte Magnus ihn an der Schulter, sein Griff festigte sich so lange, bis Ragnar aufstöhnte.
    »Wie kannst du es wagen?!« zischte Magnus durch die Zähne und zog ihn nahe an sein Gesicht. »Sie ist mein Weib, und du beleidigst sie wie eine gewöhnliche Sklavin.«
    »Sie ist eine Mörderin und war eine ganz gewöhnliche Sklavin, bis sie dich zu ihrem Sklaven gemacht hat!«
    Magnus schlug ihn, und Ragnar ging wie ein Stein zu Boden.
    Die anderen Männer waren sogleich auf den Füßen, umringten die beiden, alle redeten durcheinander. Magnus stand über Ragnar und rieb sich die Knöchel. Ragnar war sein Freund, trotz seiner Heißblütigkeit und seiner Wutanfälle, aber jetzt... Er schüttelte den Kopf. Nun war Hader zwischen sie getreten. Nichts war mehr wie früher. Nichts.
    Tante Eldrid ließ ihre schrille Stimme aus dem Hintergrund vernehmen: »Ihr solltet alle eure Betten aufsuchen. Es ist spät geworden. Ihr laßt mich nicht schlafen, ihr betrunkenen Rüpel!«
    Er nahm sie, schnell diesmal, stumm, denn er hatte sich über Ragnars Worte geärgert. Als er sich ergossen hatte, ließ er von ihr ab. Er wußte, daß er ihr wieder weh getan hatte, wollte sich aber nicht darum kümmern.
    Zarabeth lag da, seine Samenflüssigkeit tropfte von ihren Schenkeln, sie fühlte sich im Innern wund. Sie dachte an die Wut und die Gewalt zwischen Magnus und Ragnar. Sie wußte, die beiden waren Freunde, und sie bedauerte, daß sie zu Feinden wurden. »Man hat mir gesagt, du warst in den Sommermonaten nie auf dem Hof. Du warst mit deinen Männern unterwegs auf Handelsfahrt und bist erst im Herbst zurückgekehrt. Magnus, ich laufe nicht weg, falls das der Grund ist, warum du hier bleibst. Ich schwöre es.«
    »Ich weiß, daß du das nicht tun würdest, Zarabeth. Wo solltest du auch hin? Zurück nach York? Zurück zu Keith und Toki? Um dort wegen deines Verbrechens

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