Im Schatten der Mitternachtssonne
Händler in York davon gehört. Die Bauern in Wessex schützen damit ihre Ernten.«
Früher mußte jemand vom Gesinde im Obstgarten sitzen und auf eine Kupferplatte schlagen, um die Vögel zu vertreiben. Mit dieser Methode konnte der Mann anderweitig eingesetzt werden, wenn die Vogelscheuche die gewünschte Wirkung zeigte. »Das ist eine gute Idee. Wir werden sehen, ob die Vögel damit zu vertreiben sind. Ich esse Äpfel sehr gern. Wirst du im Herbst Apfelgelee für den Winter einkochen?«
Sie nickte.
Sind die Vorbereitungen für Horkel und Cyra getroffen?«
»Ja. Tante Eldrid braut noch mehr von ihrem Spezialbier.«
Magnus nickte zustimmend.
»Was hast du heute getan?«
»Ich habe einen wilden Eber erlegt.« Er machte eine kurze Pause und häufte Erbsen auf seinen Löffel. »Ich habe einige Frauen damit beauftragt, ihn auszuweiden und zu zerkleinern.«
Bevor sie Einspruch erheben konnte, fügte er hinzu: »Du hast keine Erfahrung darin. Später wirst du dich darum kümmern.«
Er wollte sie schonen. Seufzend trank sie einen Schluck Milch.
Nach dem Mahl gab sie den Frauen Anweisungen für ihre Arbeiten und hörte den Männern zerstreut zu, die über die Jagd des vergangenen Tages sprachen.
Plötzlich hörte sie Ragnars wütende Stimme: »Es war Orm — selbst sein Vater weiß es und hat ihn verstoßen. Eine junge Frau hat das Massaker auf dem Hof von Ingolfsson überlebt. Auf der nächsten Versammlung des Thing wird sie gegen ihn Klage erheben. Der Bann wird über ihn gesprochen, wenn ihn nicht vorher Ingolfssons Männer töten und seinen gesamten Besitz beschlagnahmen.«
Sie redeten von dem Mann, den Ingunn heiraten wollte, dachte Zarabeth, von Orm Ottarsson. Zarabeth bemühte sich vergeblich, Mitleid für Magnus' Schwester zu empfinden.
Die anderen Männer tauschten ihre Gedanken und Meinungen aus — und davon gab es reichlich, denn sie hatten genügend Bier getrunken — bis einer von ihnen, ein hagerer Kerl namens Hakon, der ständig die Stirn furchte, sagte: »Magnus, du stimmst dem doch zu, oder? Du nimmst auch am Thing teil, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Magnus nach einer Weile. »Ich muß wohl. Mein Vater hat mich darum gebeten.«
Ragnar gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Er hört kaum, was du sagst, Hakon, weil er nur Augen und Ohren für die Frau hat.«
Magnus ließ sich seinen Zorn nicht anmerken. Lächelnd erhob er sich. »Du sprichst die Wahrheit, Ragnar. Sie ist schön, und sie ist sanft, und sie ist meine Frau.«
Zarabeth saß an der entfernten Wand, mit einer Näharbeit beschäftigt. Plötzlich stand er vor ihr.
»Es ist Schlafenszeit. Komm.«
Sie nickte, legte den blauen Wollstoff beiseite, erhob sich und folgte ihm in seine Kammer. Sie dachte an seinen begehrlichen Kuß am Morgen und versteifte sich.
Der Raum lag im Halbdunkel.
»Zarabeth? Komm zu mir.«
Sie zögerte. Sie wollte nicht daran erinnert werden, daß sie aus Fleisch und Blut war, daß ihr Körper zu Gefühlen fähig war, daß sie einst tiefe Leidenschaft für ihn empfunden hatte, als sie noch Gefühle hatte. Sie wollte zwar leben, aber sie wollte sich nicht an einen anderen Menschen verlieren . . . nein, sie wollte nicht, daß er sie berührte, daß er in sie drang.
»Zarabeth, ich sage es nicht noch einmal.«
Sie hatte keine Wahl. Sie zog ihr Kleid aus, behielt aber das Unterhemd an, das ihr bis zu den Knien reichte.
Sie legte sich auf den Rücken und sah ihn in der Dunkelheit an. Magnus sagte nichts, stützte sich auf den Ellbogen und beugte sich über sie. »Ich möchte dich jetzt nehmen, Zarabeth. Es ist Zeit. Wir beide begehren einander. Ich möchte dir Lust bereiten.«
Sie bewegte sich nicht. Sie spürte, wie sein Mund ihre Wange berührte, ihre Lippen. Sanft versuchte seine Zunge in ihren Mund einzudringen.
Magnus erkannte sehr schnell, daß sie sich vor ihm verschloß. Und das machte ihn zornig. Er küßte sie wilder, zwang sie nun, ärgerlich, weil sie kalt wie Stein war. Und er war so heiß, seine Lippen brannten, sein Geschlecht pochte vor Verlangen an ihrem Schenkel. Warum tat sie ihm das an? Er war ihr Ehemann.
Zart berührte er ihre Brust mit den Fingerspitzen und sein Zorn wuchs, als er den Stoff ihres Unterhemds spürte. Am liebsten hätte er es ihr heruntergerissen, doch er bezwang seinen Unmut.
Er war erstaunt über die Ruhe in seiner Stimme, als er sagte: »Zieh das Hemd aus, Zarabeth. Heute nacht darf nichts zwischen uns sein.«
Als sie ihm nicht sogleich gehorchte, zog er sie in
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