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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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hatte.«
    »Und was steht in diesen SMS?«, fragte Massimo.
    »Und was, zum Teufel, sind diese ESSEMMESS?«, wollte Ampelio wissen, der Angst hatte, das Wichtigste zu verpassen.
    »SMS«, erklärte Dr. Carli, »sind geschriebene Nachrichten, die man vom Handy, Computer oder auch vom Telefon zu Hause sendet, falls man einen geeigneten Apparat hat. Junge Leute machen davon reichlich Gebrauch, vor allem weil es billiger ist, als zu telefonieren. Außerdem ist es in.«
    Ampelio machte eine abfällige Kinnbewegung und brummte etwas vor sich hin: »Schöne Zeiten sind das. Als ich jung war, ging es Gott sei Dank noch zur Sache …«
    »Jedenfalls«, fuhr der Arzt fort, ohne auf Ampelios wehmütiges Schwelgen in der Vergangenheit Rücksicht zu nehmen, »lautete die erste der drei Nachrichten, die Alina an das Mädchen geschickt hat, dass sie mit einem Typen zum Abendessen verabredet war. In der zweiten, die an den Jungen, fragte sie ihn, ob er Zeit habe, sie zum Abendessen zu treffen, sie müsse mit ihm reden. In der dritten SMS schrieb sie, dass er sie um zehn zu Hause abholen solle, weil ihre Eltern nicht da seien. Arianna und ihr Mann waren übrigens auf derselben Party wie ich. Wir haben bei den Marchesi Calvelli schmarotzt.«
    »Und was ist mit den eingegangenen SMS?«, fragte Massimo. Er stellte sich den Dottore im Smoking vor und wie er die alte Marchesa Ermenegilda Calvelli-Storani anlächelte und für sie unhörbar murmelte: »Hoffentlich ist der Scheiß hier bald vorbei, du dicke Kuh«, während er einen Handkuss hinhauchte.
    »Wie gesagt, alle vier eingegangenen Nachrichten sind von dem Jungen; in der ersten bestätigt er die Verabredung. In der zweiten lässt er sie wissen, dass er vor dem Haus wartet. In der dritten fragt er, wo sie steckt. In der vierten schreibt er, dass sie zum Henker gehen soll. Ziemlich prophetisch, nicht wahr?«
    Er unterbrach sich, um sich eine Zigarette anzuzünden, und verharrte noch einen Moment in Schweigen. Von den anderen traute sich niemand, etwas zu sagen.
    »Dazwischen hat sie mit einer Freundin telefoniert: Fusco verhört sie gerade. Na gut, ich muss jetzt los, zur Leichenhalle. Aber wo ich schon mal hier bin, kann ich ja auch noch eine Kleinigkeit essen. Meine Frau erwartet mich heute ohnehin nicht zu Mittag.«
    »Wo haben Sie sie denn gelassen? Nicht, dass Sie Ihnen noch Hörner aufsetzt«, sagte Del Tacca verschmitzt.
    »Sie ist in den Thermen von Saturnia, in der Schönheitsfarm. Alle drei, vier Monate fährt sie hin; weiß der Teufel, was sie dort macht. Wie auch immer, meistens ist sie gut gelaunt, wenn sie zurückkommt, wirkt erholt und ist wesentlich ruhiger.«
    Und du bist auch ruhiger, dachte Massimo, auch wenn du es dir nicht eingestehst. Massimo hatte mit seiner Exfrau in dieser Hinsicht keine Probleme gehabt: Er durfte machen, was er wollte, vorausgesetzt, er setzte ihr keine Hörner auf. Und das hatte er auch nicht getan, dafür hatte sie ihm dann welche aufgesetzt, dieses Miststück.
    »Klar, weil sie Sie eine Woche lang nicht gesehen hat«, sagte Del Tacca, noch immer zu Scherzen aufgelegt, »aber kaum ist sie zurück und sieht Sie, wird sie wieder depressiv. Einer schönen Frau wie der Ihren setzen manche Dinge halt zu. Wer weiß, warum sie immer wieder zurückkommt …«
    »Keine Ahnung, aber ich belasse es dabei, es zu würdigen. Massimo, machen Sie mir eine Spezialfocaccina?«
    »Sofort, einen Augenblick noch bitte. Zuerst muss ich noch einen dringenden Anruf erledigen.«

    Massimo ging ins Hinterzimmer, hob den Hörer vom Wandtelefon und wählte Fuscos Nummer. Eine Stimme mit sizilianischem Akzent meldete sich: »Kommissariat Pineta, guten Tag.«
    »Guten Tag, mein Name ist Massimo Viviani. Ich würde gern mit Dottor Commissario Fusco sprechen.«
    Das »Dottor« war Massimo herausgerutscht, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Zum Glück schien dem anderen sein ironischer Unterton entgangen zu sein.
    »Dottor Commissario Fusco führt gerade ein Verhör einer Zeugin bezüglich der Mordsache Costa durch. Wollen Sie, dass ich ihn umgehend von Ihrem Anruf benachrichtige?«
    »Ja, bitte.« Und um nicht minder bürokratisch zu klingen, fügte Massimo hinzu: »Bitte unverzüglich.«
    Eine kurze Pause, dann hörte Massimo am anderen Ende der Leitung Fuscos Stimme, die einen konspirativen Ton anschlug: »Ja, was gibt’s?«
    »Guten Tag, Commissario. Hören Sie, ich muss Sie dringend sprechen. Heute Morgen hat mir jemand in der Bar eine Information gegeben, die

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