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Im Schatten der Pineta

Im Schatten der Pineta

Titel: Im Schatten der Pineta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Malvaldi
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trommeln.
    »Ziemlich merkwürdig. Was so viel heißt wie: Das Mädchen wurde zwischen halb fünf und fünf Uhr morgens dorthin geschafft. Ein ziemlich schmales Zeitfenster. Gut. Ferner«, fuhr er fort, »wissen wir aufgrund des Obduktionsberichts, dass das Mädchen zwischen Mitternacht und ein Uhr ermordet wurde – und in diesem Punkt ist der Befund absolut präzise –, was wiederum bedeutet, dass der Mord an einem Ort geschehen ist, der höchstens vier, fünf Stunden Autofahrt von dem Müllcontainer entfernt liegen kann. Was heißt, dass die ganze Toskana, Umbrien, Ligurien und der nördliche Teil von Latium infrage kämen.«
    Ach so, mehr nicht?, dachte Massimo. Was hat der eigentlich für ein Auto? Einen Trabant mit einem Wohnwagen voller Steine hinten dran?
    »Gut«, sagte Fusco, »ich danke Ihnen. Sie können dann an Ihre Arbeit zurückkehren. Aber vorher schauen Sie bitte bei Agente Tonfoni vorbei und unterschreiben Sie Ihre Aussage, denn das wurde letztes Mal vergessen. Einen schönen Nachmittag noch.«

    Draußen erwartete ihn, neben dem üblichen Schwall kochender Luft, das Mädchen. Sie weinte nicht mehr. Als sie ihn erblickte, heftete sie sich an Massimos Seite, der es nicht erwarten konnte, das schattige Pinienwäldchen zu erreichen, und in großen Schritten davoneilte.
    »Entschuldigen Sie, darf ich Sie etwas fragen?«
    »Nur zu.«
    Massimo verlangsamte seinen Schritt. Dennoch musste das Mädchen, das nicht besonders groß war, eilig neben ihm herstöckeln; sie tat dies jedoch mit einer Geschicklichkeit, die ihn sprachlos machte. Und auch wenn sie fast noch ein Kind zu sein schien, hatte sie mit ihrem Gang und ihrer Haltung eher das Zeug zum Model als die fünfundzwanzigjährigen Schaufensterpuppen, die zu den Aperitifzeiten seine Bar bevölkerten und Luft und Pommes frites konsumierten. Seine Exfrau, das Miststück, hatte sich nicht so elegant auf hochhackigen Schuhen bewegen können. Einmal hatte sie sich eigens für einen Theaterbesuch High Heels gekauft, mit den Worten: »Du wirst sehen, Massimo, wie gut sie zu dem rosa Kleid und der ausgeschnittenen Jacke passen werden.« Doch die im Stand unzweifelhafte Eleganz des Ensembles geriet gefährlich ins Wanken und wurde schließlich vollends ruiniert, als sie sich in Bewegung setzte – das Bild erinnerte ein wenig an ein Auto mit Handschaltung, das von einem Amerikaner gefahren wird.
    »Sie, ähm, Sie waren doch gerade beim Commissario … Kennen Sie ihn gut?«
    »Nein, nicht besonders«, erwiderte er. »Er kommt hin und wieder in die Bar.«
    »Was für ein Typ ist er denn so?«, fragte das Mädchen und warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Also …«
    Das Mädchen sah ihn abermals an. Sie hatte grüne Augen, und das tränenverschmierte Make-up betonte sie auf beinahe brutale Weise, so als würden sie in der Hitze schmelzen.
    Massimo beschloss, ihr eine ehrliche Antwort zu geben.
    »Um die Wahrheit zu sagen, er ist ein bisschen ein Arschloch.«
    Schweigend erreichten sie das Pinienwäldchen. Das Mädchen sah zu Boden, dann zur Seite, blieb stehen und begann erneut leise zu weinen. Massimo, dem das peinlich war, schaute sich suchend um. Er erblickte eine Bank, führte die Kleine dorthin und hoffte inständig, dass sie mit dem Weinen aufhörte. Bloß um irgendetwas zu tun, fischte er die Zigarettenpackung aus der Hosentasche und steckte sich eine an.
    Das Mädchen zog die Nase hoch und sagte gleichzeitig etwas, das mit »-uno« endete. Massimo, der nichts verstanden hatte, fragte: »Wie bitte?«
    »Er hat’s auf Bruno abgesehen.«
    »Den Jungen, der auf dem Kommissariat ist?«
    »Sie hatten sich gestern verabredet und wollten miteinander ausgehen.«
    Einen Augenblick lang hatte Massimo das komische Bild vor Augen, wie Fusco ungeduldig mit einem großen Blumenstrauß vor einem Restaurant auf den Jungen wartete, doch dann riss er sich zusammen und kehrte rasch wieder in die Wirklichkeit zurück.
    Das Mädchen sah sich um und fragte Massimo: »Könnte ich bitte eine Zigarette haben?«
    »Aber sicher.« Er hielt ihr die Packung hin. »Und sag bitte du.«
    Sie brachte die Andeutung eines Lächelns zustande. »Also gut.«
    »Woher weißt du, dass Alina und dein Freund zusammen ausgehen wollten?«
    »Er ist nicht mein Freund, er ist mein Bruder.« Ein Zug an der Zigarette, kleine Pause. »Alina hat mich gestern angerufen. Sie hat mir gesagt, dass sie mit jemandem zum Abendessen geht, aber nicht, mit wem. Da habe ich sie gefragt, ob es ihr Freund ist, woraufhin

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