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Im Schatten der Tosca

Im Schatten der Tosca

Titel: Im Schatten der Tosca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kaiser
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lachte er gutmütig: »Ja, also, soganz entspricht das meiner Traumvorstellung zwar nicht: einen Quasi-Ehemann als Quasi-Schwager. Aber mich hat er auch gleich rumgekriegt, deinen strengen, sturen Bruder. Na, so nimm denn meinen brüderlichen Quasi-Segen, Schwesterherz.« Welch eine Erleichterung!
    Auch Mariana erschien noch einmal zu einer weiteren Vorstellung, ebenfalls in Begleitung – und zwar von Georges Goldberg. Er stürzte nach dem letzten Vorhang hinter die Bühne und presste Elia an die Brust, auch Carlos und Enrico bekam er zu fassen, er schüttelte und drückte und küsste die drei, dass ihnen die Luft wegblieb. Der Eboli, dem Posa und dem Großinquisitor wedelte er von Weitem eine Kusshand zu. »Eine reizende Familie, der liebevolle Ehemann, die glückliche Gattin und der wohlgeratene Sohn! Ich habe eine Gänsehaut gekriegt. Wenn es nach mir geht, dann machen wir so einen ›Carlos‹ oder eine ähnliche Konstellation auch mal zusammen«, rief er enthusiastisch.
    Zunächst allerdings hatte es Georges auf Elia abgesehen. Schon seit Längerem suchte er nach einer glaubhaften Butterfly, jetzt hatte er sie gefunden. »Ich finde, Elia hat alles, das Kindhaft-Zerbrechliche, Unschuld, Herzenstiefe, Würde, Stolz. Dazu eine hochinteressante Stimme, das habt ihr wirklich gut gemacht. Und Elia und Carlos passen hervorragend zusammen, auch stimmlich, selbstverständlich werden sie oft zusammen auf der Bühne stehen, das bietet sich an. Gerade darum tut es Elia gut, wenn sie unabhängig von ihm bleibt. Sie muss weiterhin auf eigenen Füßen stehen, sonst verliert sie ihre Sicherheit«, erklärte er Mariana später.
    Das imponierte ihr so an ihrem alten Freund: Ein paar Eindrücke genügten, und schon spürte er das Wesentliche heraus. Sogar, dass Elia jetzt aufpassen musste, nicht von Carlos überrollt zu werden, hatte er gleich erkannt. Aber vielleicht spielte da auch Eifersucht mit, Georges war ein berühmt-berüchtigter Menschenfänger und Seelenfresser – und nicht zuletzt darum ein so fabelhafter Dirigent.
    Allerdings war es um Elias Selbständigkeit recht gut bestellt. Was hatte sie sich in der kurzen Stockholmer Zeit schon alles erarbeitet, Georges unterschätzte das vielleicht. Björn Eksell war tollkühn gewesen und hatte Elia vieles ausprobieren lassen, mit ganz verschiedenen Partnern, allen voran Ferdinand Schönbaum. Mit ihm würden sich Elia noch ganz neue Welten erschließen, eine ›Zauberflöte‹ war schon geplant, auch wenn es im Moment noch um Puccini und Verdi ging.
    Mit einer anderen Vermutung lag Georges dagegen richtig: Schon vor der ›Don Carlos‹-Premiere waren mehrere Opernhäuser, darunter Rom, Venedig, Florenz und Barcelona mit verlockenden Angeboten auf Elia und Carlos zugekommen, auch die jetzige Produktion wurde wieder von Neapel übernommen, und an einer Südamerikatournee wurde auch schon gebastelt.
    Bevor Mariana mit Georges nach Rom zurückfuhr, nahm sie Elia fest in die Arme: »Elia, Kleines, Marcello Rainardi und Georges Goldberg, sie waren auch meine getreuen Wegbegleiter, und jetzt nehmen sie dich unter ihre Fittiche, ich bin gerührt und auch stolz, weißt du, sehr viel höher geht es nicht in einem Sängerleben!« Vielleicht gehörte Jens Arne Holsteen auch noch in diese erlauchte Riege, aber wie gemein der sich Dorle gegenüber benommen hatte, das würde ihm Mariana nicht vergessen. Wenn es nach ihr ginge, dann bräuchte Elia ihn nie kennenzulernen.
    Nach der letzten Vorstellung, beim Abschiedsessen mit Enrico und Giancarlo, kippte Elia vor lauter Munterkeit viel zu viel Wein in sich hinein, sie plapperte und fuchtelte mit Händen und Füßen, sie unterhielt den ganzen Tisch mit ihren Schnurren und bestand zum Schluss noch auf einem Grappa und dann noch einem. Oben in ihrem Zimmer fing der Boden unter ihren Füßen an zu wanken, ihr wurde speiübel, und so hing sie die halbe Nacht über der Kloschüssel, schlotternd vor Kälte, mit fliegendem Puls. Nie im Leben war ihr das passiert, sonst brachte sie gar nicht mehr Alkohol hinunter, als ihr bekam,zu mehr als einem kleinen Schwips hatte es noch niemals gereicht. Carlos fand das Ganze auch noch komisch, er war selbst etwas angeschlagen und ließ sich nicht davon abhalten, ein Katerfrühstück aufs Zimmer zu bestellen.
    Und wie war es um ihre Zukunft bestellt? Für Elia und Carlos gab es bis jetzt nur eine Reihe von Plänen, bei denen es noch um die Koordination ihrer verfügbaren Termine ging – und als längst

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