Im Schatten der Tosca
und nachts miteinander ins Bett, ein ganz banales Opernverhältnis, wenn man so will.«
Mariana seufzte: »Und mit Jens Arne, glaubst du, soll das anders werden? Na gut, er ist inzwischen recht sesshaft geworden, und ich gebe zu, als Musiker imponiert er mir auch. Vielleicht hat sich sein Charakter auch ein wenig verändert, obwohl ich nicht glaube, dass so etwas möglich ist. Das eine schwör ich dir, wenn er dich unglücklich macht, dreh ich ihm eigenhändig den Hals um.«
Ihre Mutter informierte Elia am Telefon. Sie reagierte gelassener, wenn auch nicht gerade begeistert. Dafür brachte sie ein neues Problem auf: »Wann soll denn die Hochzeit sein und wo?«
»Das weiß ich nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, stammelte Elia.
Schon eine Stunde später rief Robertino sie an: »Mamma hat gesagt, du willst heiraten, gratuliere, Schwesterherz, Zeit wird es ja so langsam. Aber ehrlich, Mädchen, musste das sein, einen Mann, doppelt so alt wie du und zigmal geschieden. Könnt ihr überhaupt kirchlich heiraten? Elia, du bist unser bestes Stück, die ganze Familie ist stolz auf dich, deine Hochzeit wollen wir mit Glanz und Gloria feiern, mit Bischof oder lieber gleich Kardinal und einem meterlangen Brautschleier durchs ganze Kirchenschiff.«
Sein Ton war halb ernst, halb lustig, Elia hörte aber die Besorgnis heraus. »Warum nicht gleich den Papst? Aber wenn der nicht will, dann bitten wir eben die Königin von England, Jens Arne geht bei ihr ein und aus«, versuchte sie ihn zum Lachen zu bringen.
Doch Robertino biss nicht an: »Lach du nur, aber vergissnicht, Mädel, ich bin dein großer Bruder, mach uns keine Schande, sonst komm ich und sehe nach dem Rechten. Wenn dein Zukünftiger sich schlecht benimmt, bekommt er es mit mir zu tun.«
»Du bist schon der Zweite, der ihm heimleuchten will«, sagte Elia verwirrt.
Noch einen Anruf erhielt Elia. Es war Carlos. »Du willst Jens Arne heiraten, ist das wahr? Bist du wahnsinnig geworden, diesen eitlen Affen?«, schrie er regelrecht ins Telefon.
»Ja, es stimmt. Und woher, bitte, weißt du das?«, fragte Elia kühl. »Ha, er rennt in ganz London herum und erzählt es jedem: ›Signora Corelli ist meine Braut!‹ Mir wird schlecht, wenn ich daran denke«, geiferte er. Doch dann flehte er mit seiner süßesten Stimme: »Elia, bitte, tu das nicht, ich liebe dich doch. Ich liebe meine kleine Capretta. Er hat dich eingewickelt, aber du liebst ihn doch nicht! Das kann doch nicht sein!«
»Du bist der Letzte, der das versteht. Du, ich muss jetzt meine Koffer packen, wir sehen uns dann in Barcelona, ciao und auf bald«, sagte Elia trotzig und hängte ein.
Nur Julia schien sich zu freuen. Elia hatte ihr geschrieben und erhielt rasch eine Antwort: »Glück auf! Wir Leute vom Theater bleiben eben am besten unter uns, dein Carlos hat mir schon sehr gut gefallen, aber deine neue Wahl ist auch nicht ohne. Schau mich an: Umberto wäre mit mir als Wirtin aufgeschmissen gewesen, ich umgarne mein Publikum lieber auf der Bühne als in der Wirtsstube. Jetzt lebe ich mit Lasse Lagerberg zusammen, der ist Regisseur, und wir drehen Film auf Film, spielen Theater und reisen in der Weltgeschichte herum. Kein schlechtes Leben, sag ich dir. Warum soll es mit deinem berühmten Jens Arne Holsteen nicht auch so gehen?«
Eine kirchliche Trauung, so stellte sich heraus, war tatsächlich nicht möglich. Und sich in Italien nur standesamtlich trauen lassen, das konnte Elia der Familie nicht antun. Die Trauung fand schließlich auf einem Londoner Standesamtstatt. Elia hatte sich Mariana als Trauzeugin gewünscht, aber die sagte unter einem fadenscheinigen Grund ab. Sie wollte diesen Bund, den sie nicht gutheißen konnte, nicht auch noch durch ihre Zeugenschaft bekräftigen. Massimo wäre wohl gerne für sie eingesprungen, aber er konnte wegen Martina nicht wegfahren, und so bat Elia Julia, als Trauzeugin zu kommen. Sie brachte einen Überraschungsgast mit, ihre Mutter, Erna, den zierlichen Singvogel aus dem »Trio Infernal«, zur großen Freude von Elia, und auch Jens Arne fühlte sich geschmeichelt. Einen weiteren Überraschungscoup konnte er selbst mit seinem Trauzeugen landen, nämlich Björn Eksell, der etwas zweideutig sagte: »Für unsere geliebte Elia tue ich alles.« Schweden war also würdig vertreten, und Elias gesamte Familie, sogar Großmutter Alina, war gekommen, hielt die Ehre Italiens hoch, unterstützt von Signor Ruteli, der lachend zu Elia sagte: »Kindchen, weiß der
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