Im Schatten der Tosca
gehen, aber es kommt dann doch ständig etwas dazwischen. Und zudem, Melody ist stockunmusikalisch, ich glaube, sie kann ein Cello nicht von einer Kreissäge unterscheiden.« – »Na, dann passt ja der Name vorzüglich«, sagte Elia trocken und schaute Federico zum ersten Mal an, leichter Spott funkelte aus ihren Augen. Federico schien diesen Blick gewohnt, offenbar machte er sich nichts daraus: »Ich weiß, was du denkst. Aber von allem anderen abgesehen, mein Leben ist höchst vergnüglich, mit viel Geld lässt sich enorm viel machen, Autos, Häuser, Reisen, meine Polopferde, die Jacht hier, bitte sehr, kein Problem, und auch sonst fehlt es mir an nichts. Melody ist zwar rasend eifersüchtig, aber wenn es drauf ankommt, merkt sie nichts.«
Ja, das konnte sich Elia vorstellen, geschickt war er schon, auch die Art, wie er jetzt mit ihr plauderte, völlig unverfänglich, kein Mensch hätte ihnen angesehen, dass sie sich kannten, die zwei einzigen Italiener weit und breit, warum sollten die nicht miteinander Konversation machen?
»Das freut mich für dich. Dann ist ja alles bestens«, sagte Elia wie abschließend. Aber dann konnte sie sich doch nicht verkneifen: »Warum erzählst du mir das eigentlich alles?«
Jetzt wurde Federicos Ton etwas vertraulicher: »Tja, alteLiebe rostet nicht, wer weiß. Und du, was machst du so, wenn du nicht gerade singst? Dein Mann ist ja nicht mehr der Jüngste, und so rasend lustig wirkt er auch nicht. Ich hoffe doch für dich, dass du trotzdem auf deine Kosten kommst, Möglichkeiten dazu hast du ja jede Menge, ich nehme an, die Männer liegen dir zu Füßen.«
Elia war ehrlich schockiert und verärgert: »Hör mal, ich hab den Eindruck, du hast ziemlich altmodische Vorstellungen vom Lotterleben auf dem Theater!«
Federico war hingerissen: »Ach, süß, immer noch die gute alte Elia, stolz und sittenstreng! Kein Wunder, dass ich immer noch an dich denken muss.«
In diesem Augenblick kam Panaiotis die Treppe hoch: »Hallo, ihr zwei Schönen, ihr werdet vermisst.« Er warf Federico einen misstrauischen Blick zu: »Heda, das ist mein Revier, da hast du nichts verloren!«
Elias Laune besserte sich schlagartig, zufrieden hakte sie sich bei Panaiotis unter. Zu dritt gingen sie zurück in den Salon. Federico machte noch eine knappe Verbeugung vor Elia und eilte dann hinüber zu seiner Frau, die schon verdrossen nach ihm Ausschau hielt. Elia musste laut lachen, aus reiner Schadenfreude, ach, warum auch nicht. Das kam davon, wenn man seine Seele verkaufte! Sie hatte wirklich schon lange nicht mehr an Federico gedacht, und die Herzenswunde schien längst verheilt. Aber offenbar war sie doch noch empfindlich. Was Federico wohl so trieb, ob er irgendetwas arbeitete, oder jagte er nur den Vergnügungen nach und floh, so gut es ging, vor seiner Frau? Fast hatte sie jetzt Mitleid mit ihm, so ein hübscher, begabter Mensch.
»Kennst du ihn?«, fragte Panaiotis in ihre Gedanken hinein.
Sie schaute ihn an: »Rom ist ein Dorf. Aber ich habe nicht zu seinen feinen Kreisen gehört. Mein Vater war Chauffeur.«
»Und meiner Fischhändler«, antwortete er ruhig. »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, es schadet nichts, wenn man dasfrühzeitig lernt. Man muss nur ein Ziel haben, wissen, was man will – und fleißig sein, sehr fleißig, dann kommt der Erfolg schon dazu. Was ich jetzt bin, habe ich alles selbst zustande gebracht, ich verdanke niemand etwas, ich steh auf eigenen Füßen, und darum bin ich frei. Nur nicht abhängig sein, von nichts und niemand, auch nicht von einem Ehegatten, das schon gar nicht, so wie dein römischer Freund, der ist total verratzt.«
Elia schaute unwillkürlich zu dem Sessel hinüber, auf dem gerade noch Jens Arne gesessen hatte und der jetzt leer war.
»Ja, genau«, nickte Panaiotis. »Ich kenne mich nicht aus in Opernbelangen, aber da wird es auch nicht viel anders sein als überall. Du hast deine Karriere doch auch aus eigenen Kräften gemacht. Und auf dieses Schiff hier, zu uns tollen Gestalten, hättest du es auch noch alleine geschafft, vorausgesetzt, du hättest überhaupt Lust dazu gehabt, was ich fast bezweifle. Aber jetzt hängst du an seinem Rockzipfel, Elia, das tut auf die Dauer nicht gut, schau zu, dass du wieder selbständiger wirst.«
Elia runzelte die Brauen: »Aber die Ehe bedeutet doch auch Gemeinsamkeit; wenn jeder nur seinen eigenen Stiefel macht, dann braucht man doch gar nicht zu heiraten.«
Panaiotis ließ sich nicht beirren: »Ach was, da
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