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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Seufzer aus.
    »Wie geht es Mylady?«, fragte Maureen.
    »Ich glaube, wir haben es gerade noch geschafft. Sie wird in den nächsten Wochen liegen müssen, damit sie das Kind behält.« Müde sah sie Maureen an. »Sie können gehen, ich werde den Rest der Nacht bei Mylady bleiben.«
    Mit der Nachricht, die Herrin würde wieder genesen und ihr Kind habe keinen Schaden erlitten, ging Maureen zu dem Personal in die Küche. Nun saß sie hier und wartete seit Stunden auf eine Nachricht über das Befinden Murdochs. Der Butler Golham und der Kammerdiener Harris waren immer noch oben, während Clarice bei den Kindern wachte.
    »Möchte jemand eine Tasse Tee?«, fragte die Köchin, erhob sich schwerfällig und hängte den Kessel über das Feuer. Niemand antwortete, Maureen griff aber wenig später dankbar nach der Tasse mit dem heißen, starken Getränk. Ihr Herz klopfte in banger Erwartung. Nicht, dass sie über Murdochs möglichen Tod Bedauern empfunden hätte, ganz bestimmt nicht, er durfte aber nicht sterben. Noch nicht, denn nur er wusste die Namen der zwei anderen Schänder ihrer Mutter. Wie sollte sie diese jemals in Erfahrung bringen, wenn Murdoch starb?
    »Wo ist eigentlich dieser Burns abgeblieben?«, fragte die Köchin plötzlich. »Oh, was hat dieser Mann für Leid über dieses Haus gebracht!«
    Maureen konnte sich nicht zurückhalten und entgegnete scharf: »Soviel mir bekannt ist, war er unbewaffnet, als Murdoch ihn angriff und ihn töten wollte.«
    »Wie sprechen Sie über den Herrn?«, fuhr die Köchin auf. »Sein Name ist für Sie immer noch Mylord oder Sir Murdoch. Tatsache ist, dass Mylord in seinem eigenen Haus zutiefst beleidigt worden ist. Kein Wunder, dass er sich das nicht gefallen lassen wollte.«
    »Burns ist fort«, bemerkte eines der Hausmädchen. »Ich sah, wie Harris ihm in den Gig half, dann ist er davongefahren, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Hoffentlich kommt er niemals wieder in unsere Gegend.«
    Der Morgen graute bereits, als Doktor Bellamy, gefolgt von dem erschöpften Butler und dem Kammerdiener, in die Küche trat. Wieder fragte die Köchin: »Tee?«, doch Golham antwortete: »Ein Gin wäre jetzt besser.«
    Drei Gläser wurden gefüllt, und Maureen bedauerte, als Frau nicht auch eines verlangen zu können. Sie blieb ruhig in der Ecke sitzen, um den Butler nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen. Golham könnte sonst auf die Idee kommen, sie nach oben in die Kinderzimmer zu schicken.
    »Mylord Murdoch lebt«, brach Harris endlich das Schweigen. »Es ist ein Wunder, aber er lebt.«
    Ein allgemeines Aufseufzen ging durch das Personal, weniger aus Sympathie für den Hausherrn, es galt eher der Sicherung ihrer Arbeitsplätze. Stürbe Murdoch, so ginge Mylady mit den Kindern sicher in ihr Elternhaus zurück. Was geschähe dann mit Murdoch Hall und dem Personal? Der Arzt stürzte den Gin mit einem Schluck hinunter.
    »Ob wir allerdings für dieses Wunder dankbar sein sollen, bleibt dahingestellt«, sagte er dann leise. »Die Kugel steckt noch in seinem Kopf, und ich sehe mich nicht in der Lage, sie zu entfernen, ohne sein Leben zu gefährden.«
    »Wie kann das sein?«, rief die Köchin. »Kein Mensch kann mit einer Pistolenkugel im Kopf überleben.«
    Doktor Bellamy setzte eine bedenkliche Miene auf.
    »Es ist selten, aber nicht unmöglich. Bei einem Frankreichfeldzug, ich war damals ein noch junger Arzt, erlebte ich einen ähnlichen Fall, auch hörte ich von zwei weiteren Fällen im Land. Niemand kann beurteilen, wie lange Mylord leben wird. Es können nur noch ein paar Stunden, aber auch Tage, Wochen oder sogar Jahre sein.«
    »Das verstehe ich nicht«, mischte sich Golham ein und genehmigte sich ein zweites Glas Gin. »Sie sagten, er ist über den Berg.«
    »Vorerst, nur vorerst«, entgegnete der Arzt. »Im Moment scheint die Kugel an einer Stelle zu sitzen, wo sie keine lebenswichtigen Funktionen bedroht. Wenn sie nicht zu wandern beginnt, besteht keine Gefahr, aber die kleinste Bewegung kann dazu führen, dass sich das verteufelte Metallding einen Weg ins Gehirn sucht und sein Leben auslöscht.«
    »Sie wollen damit sagen ...«, Harris stockte, »Mylord muss bewegungslos liegen bleiben? Vielleicht für immer?«
    Der Arzt nickte.
    »Sie haben es erkannt, mein Freund. Die kleinste Bewegung könnte seinen Tod herbeiführen. Momentan ist sein Zustand stabil, aber ...«
    »Das ist ja schrecklich!«, fuhr die Köchin auf. »Der arme Herr!«
    Obwohl Murdoch sich gegenüber

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