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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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um ihr Geld erleichtert zu werden. Die adligen Damen hatten nur Schmuck, Kleider und Tratsch im Kopf. Ihm, dem einfachen Sohn eines Müllers, schenkten sie keine Beachtung.
    Maureen bedachte Rutherledge mit einem kühlen Nicken und fragte ohne Umschweife: »Was haben Sie mit Lord Linnley vor?«
    Rutherledge wich einen Schritt zurück. »Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?«
    »Mein Name tut nichts zur Sache. Ich möchte von Ihnen die Information, ob Lord Linnley bereits in das Geschäft mit der East India Company investiert hat.«
    Rutherledge zuckte kaum merklich zusammen, hatte seine Gesichtszüge jedoch gleich wieder unter Kontrolle.
    »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Ich achte in meiner Branche auf Diskretion.«
    »Richtig, mich persönlich geht es vielleicht nichts an, es sollte Sie jedoch interessieren, dass ein Wort von mir zu Linnley oder zu Seelwood Ihre windigen Geschäfte nicht nur platzen lassen würde, sondern Sie sich im Gefängnis wiederfinden könnten«, behauptete sie kühn. »Allerdings ist mir daran nicht gelegen.«
    Maureen hatte seine Neugierde geweckt. Rutherledge ließ sich dazu herab, ihr den einzigen Stuhl anzubieten, er selbst setzte sich auf die Bettkante.
    »Ich denke, ich verstehe Sie nicht«, sagte er zögernd. »Ein Grundsatz meiner Geschäftspraktiken ist absolute Verschwiegenheit. Meine Kunden vertrauen mir, und ich werde sie nicht enttäuschen.«
    »Ach, Mister Rutherledge, wir wissen doch beide, Linnley, Seelwood und wie sie alle heißen mögen, werden in Kürze sehr enttäuscht sein, oder?« Erleichtert stellte Maureen fest, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, denn Rutherledge Blick verfinsterte sich. Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr sie schnell fort: »Wenn Sie daran denken, mir etwas anzutun, so sollten Sie wissen, dass meine Zofe vor dem Haus wartet. Sie kennt Ihren Namen und weiß genau, warum ich Sie aufsuche. Zusätzlich habe ich alle Informationen in einem verschlossenen Umschlag bei einem Advokaten in Bodmin deponiert.« Das Erstere entsprach der Wahrheit, das Letztere hatte Maureen just in diesem Moment erfunden.
    »Was wollen Sie von mir?« Rutherledge klang nun etwas bereitwilliger.
    »Ich weiß ebenso wie Sie, dass Linnley, wenn er Ihnen seinen Besitz überschreibt, binnen kurzer Zeit bankrott sein wird. Sie wissen, was das für den Mann bedeutet?« Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. »Ich wollte dem Mann, der skrupellos andere Menschen ins Unglück stößt, einmal in die Augen sehen.«
    Rutherledge schnappte nach Luft. Was für ein Weibsstück war sie? Eine Dame? Oder nur eine Hochstaplerin? Welche Rolle spielte sie und was wusste sie wirklich von seinen Geschäftspraktiken?
    »Das haben Sie nun getan und können wieder gehen.« Zum Zeichen, dass er ihre Unterhaltung für beendet erachtete, erhob er sich, aber Maureen blieb sitzen und sah ihn weiterhin herablassend an.
    »Ich schätze Sie als Mann ein, der zur Durchsetzung seiner eigenen Interessen nicht zimperlich vorgeht«, fuhr sie fort. Auf keinen Fall durfte sie Mitleid mit Linnley haben und musste sich vor Augen führen, was er ihrer Mutter angetan hatte. »Ich werde Lord Linnley kein Wort von dem Betrug sagen, wenn Sie versprechen, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu erledigen. Ich gebe Ihnen maximal eine Woche.«
    Rutherledge räusperte sich unbehaglich. Offenbar hatte die Unbekannte ihn und Linnley in der Hafenkneipe belauscht, obwohl in der Schenke keine Frau gewesen war. Er konnte sich nicht erklären, wie sie sonst zu der Information gekommen war, und noch weniger, woher sie wissen konnte, dass er keinesfalls vorhatte, dass ihm anvertraute Geld der East India Companie zukommen zu lassen. Unwillkürlich dachte er an den Schotten, der in London seine Pläne beinahe durchkreuzt und ihn an die Miliz ausgeliefert hätte. Rutherledge hatte keine Ahnung, wie der Mann hinter seine dubiosen Geschäfte gekommen war. Das Problem mit dem Schotten hatte er gelöst, dieser würde niemandem mehr verraten können, was er wirklich vorhatte. Der Boden begann unter seinen Füßen zu brennen. Es war an der Zeit, in Cornwall seine Geschäfte abzuschließen und England so schnell wie möglich zu verlassen. Rutherledge hatte in den letzten Monaten genügend Geld erschwindelt, um einige Jahre unbeschwert in Südfrankreich oder in Italien sein Auskommen zu haben.
    »Sie werden sich Linnley Park überschreiben lassen?«, riss ihn Maureen aus seinen Gedanken.
    »Der Besitz ist mir egal«, räumte

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