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Im Schatten der Vergeltung

Im Schatten der Vergeltung

Titel: Im Schatten der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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seinen Kosenamen. »Vater kann Trenance nicht längere Zeit allein lassen. Damals waren wir viel zu lange in Schottland. Offenbar ist ein Verwalter nur dann tüchtig, wenn der Herr ihm auf die Finger sieht.«
    »Wem sagst du das«, stimmte Cedric zu. »Dein Vater ist noch jung. Er sollte wieder heiraten.«
    Frederica lachte laut auf. »Heiraten? Vater? Ja, wen denn? Er lebt wie ein Eremit, setzt in Gesellschaft ein abweisendes Gesicht auf und gibt selbst keine Einladungen. Wie soll er überhaupt eine passende Frau kennenlernen?«
    »Hm ...« Zärtlich knabberte Cedric an Fredericas Ohrläppchen. Ihm stand der Sinn nach ganz anderen Dingen, als über das Leben seines künftigen Schwiegervaters nachzudenken. Nur gut, dass es nur noch wenige Wochen waren, bis er Frederica endgültig zu seiner Frau machen konnte. Wenn er ihren biegsamen, weichen Körper in seinen Armen hielt, fiel es ihm von Tag zu Tag schwerer, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Ich glaube, Vater liebt Mama immer noch«, unterbrach Frederica seine Gedanken. »Es ist doch kein Unrecht, wenn ein Witwer wieder heiratet, auch wenn ich mir eine andere Frau auf Trenance Cove nicht vorstellen kann. Ich würde ja dann eine Stiefmutter bekommen, den Platz meiner Mutter wird aber niemals jemand einnehmen können.«
    »Die Mutter kann man nicht ersetzen«, antwortete Cedric mit einem Seufzer. »Du wirst die Erinnerung an sie immer in deinem Herzen tragen.« Langsam klang seine Erregung ab, und er schob Frederica ein Stück von sich, um sich nicht einer neuen Versuchung auszusetzen. »Dein Vater scheint an eine neue Ehe nicht einmal zu denken, obwohl er für sein Alter noch sehr agil und attraktiv ist. Er wird wissen, was er will, darum zerbrich dir dein hübsches Köpfchen nicht darüber. Überlege lieber, wie du deinen Ehemann in Zukunft glücklich machen kannst.«
    Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht, im Brustton der Überzeugung rief sie: »Er wird ja schon zum glücklichsten Mann auf dieser Erde, weil er mich zur Frau bekommt.«
    Cedric zog sie in seine Arme und küsste sie erneut. Sechs Wochen waren wirklich noch eine lange Zeit!

19. Kapitel
    E s war nicht David Linnleys Art, sich in finsteren Hafenkneipen aufzuhalten. Dieses Etablissement mit dem erdgestampften Boden, der rußgeschwärzten Balkendecke und den kleinen, schmutzigen Fenstern, durch die kaum Tageslicht fiel, war von der übelsten Sorte. Über den Geruch von schalem Bier und den Ausdünstungen ungewaschener Seeleute rümpfte Linnley angewidert die Nase. Warum hatte der Mann ausgerechnet eine solche Spelunke als Treffpunkt vorgeschlagen? An einem Tisch saßen drei finstere Gestalten, das Gesicht des einen zierte von der Stirn bis zur Wange eine wulstige Narbe. Der bullige Kerl war wohl einem Entermesser zu nahe gekommen. Die drei Männer starrten ihn unfreundlich an, und Linnley war erleichtert, als ein anständig gekleideter Herr aus dem Halbdunkel trat und ihn fragend ansah.
    »Seid Ihr der Mann, der mir von Lord Seelwood empfohlen worden ist?«
    »Mein Name ist David Linnley«, entgegnete Linnley leise und sah sich um. » Können wir hier ungestört sprechen? Seelwood sprach von völliger Geheimhaltung. Habt Ihr deswegen diese Kneipe gewählt?«
    Der Mann nickte. »Die Wahrscheinlichkeit, hier auf jemanden zu treffen, dem Ihr bekannt seid, ist gering. Mein Name ist Stanley Rutherledge, ich bin erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen.«
    Linnley folgte ihm zu einem Tisch in der Ecke, die an zwei Seiten von der steinernen Wand und an der dritten von einem hölzernen Sichtschutz umgeben war und damit wie ein Versteck wirkte. Unwillkürlich fragte Linnley sich, wie viele unlautere Geschäfte hier schon abgewickelt worden waren. Rutherledge bestellte zwei Bier, und die Männer warteten, bis die Krüge gebracht wurden. Jeder nahm einen Schluck, dann kam Linnley auf den Grund dieses Treffens zu sprechen:
    »Lord Seelwood sagte mir, Ihr habt ein interessantes Geschäft anzubieten. Ich hoffe doch, es bewegt sich alles im Rahmen der Legitimität?«
    »Sicherlich, Mylord, Ihr habt mein Wort darauf«, versicherte Rutherledge gekränkt.
    »Warum dann diese Umgebung? Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich die Kneipe ohne ein Messer im Rücken wieder verlassen habe.«
    Rutherledge beugte sich vor und senkte seine Stimme zu einem Flüstern: »Weil das, was ich Euch anbiete, Mylord, alle wollten, wenn es publik werden würde. Dann wäre es aber kein gutes Geschäft mehr. Darum

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