Im Schatten Der Wälder: Roman
Norden fahren.
Und in dieser Ruhephase würde er Perrys enttäuschenden Fehler über ihren Blog und ihre Website beobachten. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde er diesen Fehler korrigieren – das war die einzige Bezahlung, die Perry von ihm erwartete, der Preis dafür, dass er seinen Käfig geöffnet hatte.
Er freute sich schon wie ein Kind auf Perrys Zustimmung, wenn er Fiona Bristow erwürgte und begrub.
Die nächsten zwei Kilometer stellte er sich ihr Gesicht vor, während der Schweiß über sein Gesicht und seinen Körper rann. Er wurde belohnt, als der Nachrichtensprecher berichtete, dass im Klamath National Forest die Leiche einer jungen Frau gefunden worden war.
Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte Eckle.
Am Sonntagmorgen kam Mai mit ihren Hunden zu Besuch. In der Nacht hatte es geregnet, und die Luft war kühl und frisch wie Sorbet. Die jungen Hartriegel an der Brücke zeigten die ersten grünen Blattspitzen. Das Gras funkelte feucht, und die Hunde tollten vergnügt umher.
Auf einer Skala von faulen Sonntagmorgen bekam dieser eine glatte zehn, dachte Fiona, während sie mit Mai bei Mochachinos und Cranberry Muffins, die die Tierärztin aus dem Ort mitgebracht hatte, auf der Veranda saß.
»Es ist wie eine Belohnung.«
»Hmm?« Träge brach Mai sich ein weiteres Stück von ihrem Muffin ab.
»Ein solcher Morgen ist wie eine Belohnung für den Rest der Woche. Ständig muss man früh aufstehen, sich an die Arbeit machen, alles geschafft kriegen. Aber das hier ist die Karotte vor der Nase, der Preis in der Cornflakes-Schachtel.«
»Im nächsten Leben möchte ich ein Hund sein. Die kriegen jeden Morgen den Preis in der Cornflakes-Schachtel.«
»Aber keine Mochachinos auf der Veranda.«
»Das stimmt, aber Wasser aus dem Klo schmeckt bestimmt genauso gut.«
Fiona betrachtete ihre Kaffeetasse. »An was für einen Hund denkst du?«
»An einen Pyrenäenhund, wegen der Größe und der Majestät. Ich finde, ich habe ihn verdient, weil ich in diesem Leben so klein bin.«
»Gute Wahl.«
»Na ja, ich habe ja auch lange genug darüber nachgedacht. « Mai gähnte und streckte sich. »Sheriff Tyson hat mich übrigens heute früh angerufen. Walters Zustand ist wieder stabil. Sie behalten ihn noch für ein paar Tage im Krankenhaus, aber wenn es ihm weiter so gut geht, kann er wieder nach Hause. Die Tochter und ihre Familie kümmern sich bereits um eine Pflegerin.«
»Das sind ja gute Nachrichten. Soll ich sie weitergeben?«
»Ich habe Chuck Bescheid gesagt, er kümmert sich schon darum. Ach übrigens, deine Bäume gefallen mir.«
»Sind sie nicht schön?« Fiona strahlte. »Ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon viel früher darauf gekommen bin. Ich habe mir überlegt, ob ich nicht ans Ende der Einfahrt ebenfalls irgendwas Spektakuläres pflanzen soll. Das wäre dann auch so eine Art Erkennungszeichen für neue Kunden.«
Mai schob ihre Sonnenbrille herunter und blickte Fiona über den Rand hinweg an. »Kommst du etwa aus deiner Deckung heraus? Ich habe nämlich schon überlegt, ob du nicht besser ein Tor installierst.«
Fiona trank einen Schluck Kaffee und sah den Hunden zu. »Wegen Vickie Scala?«, fragte sie und nannte den Namen des jüngsten Opfers. »Ein Tor würde mir gar nichts nützen.«
Sie würde trotzdem darüber nachdenken.
»Es macht mich krank, an diese Mädchen und ihre Familien zu denken. Und ich kann nichts tun, Mai. Rein gar nichts.«
Mai drückte Fionas Hand. »Ich hätte besser den Mund gehalten.«
»Nein, ist schon okay. Ich muss ja auch ständig daran denken. Und ich habe Angst. Du bist wahrscheinlich die Einzige, bei der ich das einfach so zugeben kann.« Fiona hielt Mais Hand einen Moment lang fest. »Ich habe Angst, weil er herkommen
könnte. Ich habe Angst, weil ich nichts tun kann. Ich habe Angst, weil es Jahre gedauert hat, bis sie Perry erwischt haben, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, dass das Muster wiederholt wird. Wenn ich das zu Syl oder meiner Mutter sagen würde, kämen die beiden vor Sorge um.«
»Okay.« Mai nickte. »Du wärst dumm, wenn du keine Angst hättest, und dumm bist du nun wahrhaftig nicht. Und wenn du es nicht ständig im Kopf hättest, würdest du es ja nur verdrängen – was sollte das nützen? Und dass es dich krank macht, wenn du an diese Mädchen denkst, ist ebenso normal, du bist ja schließlich nicht herzlos.«
»Siehst du«, erwiderte Fiona erleichtert. »Das ist genau der Grund, warum ich mit dir
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