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Im Schatten Der Wälder: Roman

Im Schatten Der Wälder: Roman

Titel: Im Schatten Der Wälder: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts , Margarethe van Pée
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der Fahrräder saß eine Frau mittleren Alters und las einen Groschenroman, während sie in die Pedale trat. Er achtete sorgfältig auf den richtigen Zeitpunkt – er wollte weder der Erste noch der Einzige im Fitness-Studio sein.
    Er ging auf das andere Laufband, stellte ein Programm ein und schaltete den iPod aus, um die Nachrichten auf dem Fernseher in der Ecke zu verfolgen.
    Es würde bestimmt darüber berichtet werden, dachte er.
    Als jedoch der Nachrichtensprecher über Ereignisse aus aller Welt redete, begann er zu laufen und ließ seine Gedanken abschweifen zu der letzten Korrespondenz von seinem Mentor. Er hatte jedes Wort auswendig gelernt, bevor er den Brief wie alle anderen vorher vernichtete.
    Lieber Freund, ich hoffe, es geht dir gut. Deine bisherigen Fortschritte freuen mich, aber ich möchte dir raten, dich nicht zu schnell zu bewegen. Genieß deine Reisen und deine Leistungen. Du weißt, dass meine Unterstützung und meine Dankbarkeit dir sicher sind, während du dich darauf vorbereitest, meinen dummen, enttäuschenden Fehler zu korrigieren.
    Schule deinen Körper und deinen Geist. Sei diszipliniert. Du bist die Macht, du hast die Kontrolle. Benutze beides weise, und du wirst mehr Ruhm, mehr Furcht und Erfolg ernten als jeder vor dir.
    Ich freue mich von dir zu hören. Wisse, dass ich bei dir bin, auf jedem Schritt deiner Reise.
    Dein Führer
    Das Schicksal hatte ihn in jenes Gefängnis gebracht, dachte Eckle, wo George Allen Perry die Zelle aufgeschlossen hatte,
in der er sein ganzes Leben lang eingesperrt gewesen war. Bei den ersten Schritten in Freiheit war er noch getorkelt wie ein kleines Kind, aber sein Gang war zunehmend sicherer geworden, und schließlich war er gelaufen. Und jetzt, jetzt hungerte er nach dem Geschmack dieser Freiheit wie Atemluft. Sein Hunger wurde so groß, dass er begann, an den Regeln und Vorschriften zu rütteln, die Perry für ihn aufgestellt hatte.
    Er war nicht mehr der weichliche, ungeschickte Junge, der unbedingt von den anderen gemocht werden wollte. Nicht mehr das Kind, das wegen seiner egoistischen Hure von Mutter von Hand zu Hand gereicht wurde.
    Nicht mehr der picklige, übergewichtige Teenager, den die Mädchen ignorierten oder auslachten.
    Sein ganzes Leben lang hatte er in diesem Käfig gelebt. Sei still, gehorche, lerne und gib dich mit dem zufrieden, was die Stärkeren, die Attraktiveren, die Aggressiveren dir übrig lassen.
    Wie oft hatte er innerlich vor Wut geschäumt, wenn er schon wieder bei einer Beförderung oder einer Gehaltserhöhung von einem Mädchen übergangen worden war? Wie oft hatte er, alleine im Dunkeln, Rachepläne geschmiedet gegen Kollegen, Studenten, Nachbarn, ja sogar gegen Fremde auf der Straße?
    Er hatte diese Reisen, wie Perry es genannt hatte, schon begonnen, bevor sie sich kennenlernten – aber er hatte seinen Käfig mit sich getragen. Er hatte hart gearbeitet, um seinen Körper zu disziplinieren, und hatte Schmerzen, Frustration und Entbehrungen ertragen. Innerlich hatte er sich völlig unter Kontrolle gehabt, und doch war er in vieler Hinsicht ein Versager gewesen. Nach wie vor war er in jenem Käfig eingesperrt. Und wenn sich eine Frau einmal herabgelassen hatte, mit ihm zu schlafen, war er dazu nicht in der Lage gewesen,
sondern musste sich demütigen und mit Huren wie seiner Mutter schlafen.
    Das war Vergangenheit. Perry hatte ihn gelehrt, dass der Sexualakt die Macht eines Mannes verringert. Stattdessen ging die Macht auf die Frau über, und sie würde sie immer – immer – gegen ihn verwenden. Erleichterung verschaffte man sich auf andere, wirkungsvollere Arten, die nur wenige durchzuführen wagten. Diese Art von Erleichterung steigerte Macht und Lust.
    Und jetzt, da der Käfig geöffnet war, verspürte er auf einmal Appetit und Fähigkeit zu dieser Erleichterung und der Macht, die er dabei empfand.
    Aber die Macht brachte auch Verantwortung mit sich – und damit konnte er nur schwer umgehen, wie er sich eingestehen musste. Je mehr er errang, desto mehr wollte er. Aber Perry hatte natürlich recht. Er musste sich disziplinieren und die Reise genießen.
    Und doch …
    Während er immer schneller auf dem Laufband lief, schwor Francis sich und seinem abwesenden Mentor im Stillen, dass er sein nächstes Opfer frühestens in zwei Wochen suchen würde.
    Stattdessen würde er ein wenig herumreisen, damit seine Macht sich neu aufladen konnte. Und er würde seinen Geist mit Büchern trainieren.
    Noch würde er nicht nach

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