Im Schatten Der Wälder: Roman
gewöhnen, und außerdem wäre meine Mutter stinksauer, wenn ich ihn weggeben würde.«
»Ich will ihn für das Programm. Ich will ihn für die Hundestaffel trainieren.«
Simon schüttelte den Kopf. »Ich habe deine Website und deinen Blog gelesen. Wenn du sagst, du willst ihn trainieren, meinst du eigentlich uns. Schon wieder diese verrückten Pronomen. «
»Du liest meinen Blog?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn mal überflogen. «
Sie lächelte. »Aber du interessierst dich nicht für die Hunderettungsstaffel? «
»Du musst alles stehen und liegen lassen, wenn ein Anruf kommt, oder?«
»Ja, das stimmt.«
»Das will ich nun gar nicht.«
»Das ist dein gutes Recht.« Sie zog ein Gummiband aus der Tasche und band sich die Haare zusammen. »Ich könnte ihn als Springer trainieren. Nur ihn. Auf mich reagiert er offenbar ganz gut. Außerdem sollte jeder Rettungshund auch anderen Haltern gehorchen. Es kommt immer vor, dass einer unserer Hunde verletzt ist oder krank.«
»Du hast drei.«
»Ja, weil ich drei wollte und weil immer einer meiner Hunde einspringen kann, wenn ein anderer ausfällt. Ich mache das jetzt schon seit Jahren, Simon, und dein Hund wäre wirklich gut geeignet. Sehr gut sogar. Du selbst brauchst überhaupt nicht bei der Einheit mitzumachen, ich würde nur deinen Hund trainieren. In meiner Freizeit. Und wenn nichts dabei herauskommt, hast du zumindest einen Hund mit herausragenden Fähigkeiten.«
»Wie oft musst du mit ihm arbeiten?«
»Ideal wäre es, wenn ich jeden Tag mit ihm trainieren könnte, aber mindestens fünf Mal in der Woche. Ich kann es bei dir zu Hause machen, damit du in Ruhe arbeiten kannst. Und ein paar Übungen willst du bestimmt auch mitmachen.«
»Vielleicht. Wir können es ja mal ausprobieren.« Simon spähte zu Jaws, der gerade einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachging: seinen eigenen Schwanz zu jagen. »Es ist deine Zeit.«
»Ja. Die Kunden kommen«, verkündete sie. »Wenn du willst, kannst du zuschauen. Ich werde mit ihm alleine arbeiten. «
»Ich bin so oder so hier.«
Es war interessant, dachte Simon. Fiona nannte es das Weglauf-Spiel, und alle – Hunde und Menschen – rannten über
Fionas Brücke aufs Feld. Sie arbeiteten zu zweit – je ein Hund und ein Mensch.
»Ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll«, sagte er, als Jaws an der Reihe war. »Er sieht doch, wohin ich laufe. Er müsste schon ein Idiot sein, um mich nicht zu finden.«
»Er lernt dabei, dich auf Kommando zu suchen und seinen Geruchssinn zu benutzen – deshalb laufen wir gegen den Wind, damit der Hund den Geruch in der Nase hat. Er wird mich auf jeden Fall finden. Du musst ihn ganz aufgeregt machen. «
Simon blickte auf seinen Hund, der heftig mit dem Schwanz wedelte. »Er wird schon aufgeregt, wenn nur einer in seine Richtung sieht.«
»Das ist nur zu seinem Vorteil. Rede mit ihm, sei ganz aufgeregt. Sag ihm, er soll mir hinterherschauen, wenn ich weglaufe. Schau auf Fee! Und wenn ich mich hinter dem Busch versteckt habe, lass ihn von der Leine und sag ihm, er soll mich suchen. Sag ihm die ganze Zeit, er soll mich suchen. Wenn er durcheinander ist, lass ihn meinen Geruch aufnehmen. Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, rufe ich ihn, damit er den Hinweis hört. Bist du bereit?«
Er fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. »Na ja, so schwierig ist das nun auch wieder nicht.«
Sie streichelte Jaws und ließ ihn schnüffeln. Dann richtete sie sich auf. »Hey, Jaws, hey!« Sie klatschte in die Hände. »Ich laufe jetzt weg. Pass gut auf, Jaws, pass gut auf! Sag ihm, er soll hinterherschauen! Benutz meinen Namen!«
Sie rannte davon.
Sie hatte nicht übertrieben, dachte Simon. Sie war tatsächlich schnell.
Und er hatte sich geirrt. Wenn sie lief, war sie schön.
»Schau auf Fee. Wohin läuft sie denn? Schau auf Fee. Sie läuft wie eine Antilope. Schau auf Fee!«
Sie versteckte sich hinter einem Busch.
»Such sie! Such Fee!«
Der Welpe rannte über die Wiese, wobei er aufgeregt bellte. Er war zwar nicht so schnell wie die Frau, dachte Simon, aber … Überrascht und stolz beobachtete er, wie er direkt auf sein Ziel zusteuerte.
Ein paar andere Hundehalter hatten ihren Hund rufen müssen, und einer musste sogar winken.
Aber Jaws schaffte es ganz alleine.
Er hörte Fiona lachen, als sie ihn überschwänglich lobte.
Nicht schlecht, dachte Simon. Wirklich nicht schlecht.
»Wir machen es gleich noch einmal. Lob und belohn ihn, und dann versuchen wir
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