Im Schatten der Wandlung (German Edition)
ihnen auseinander gehen.“
„Ich denke, das kriegen wir hin.“
Caitlin schien mich gar nicht zu beachten, sie starrte mit offenem Mund und aufgerissenen Augen direkt geradeaus.
„Was ist los?“
Sie hob ihre linke Hand und zeigte nach vorn, direkt in die Mitte des Campus.
„Das ist der Junge aus dem Freeway. Den Eric an dem Abend nach Hause gebracht hat.“
Jetzt sah ich ihn auch.
„Sollen wir mit ihm reden? Wir könnten ihn fragen, was genau an dem Abend passiert ist. Vielleicht weiß er ja auch was über Darryl?“, fragte ich.
„Ja. Aber wie? Ich meine, was sollen wir denn sagen?“
„Komm einfach mit.“
Zielstrebig lief ich auf den Jungen zu, drehte mich nicht nach Caitlin um, weil ich mich darauf verließ, dass sie mir folgen würde. Und genau das tat sie auch. Als wir näher an ihn heran traten, fielen mir seine tiefen, violetten Augenringe auf. Zudem machte er einen sehr zerbrechlichen und ausgemergelten Eindruck. Ich fasste mir ein Herz und sprach ihn einfach an.
„Hallo, ich bin Sam und das ist Cailtin. Ich weiß, du kennst uns nicht, aber wir würden uns trotzdem gerne kurz mit dir unterhalten, wenn es okay ist?“
Unsicher und etwas skeptisch sah er uns an. Nickte dann jedoch und sagte: „Okay.“
„Okay, schön. Wie heißt du?“, fragte Caitlin.
„Oh, äh, ich heiße Nathan.“
„Schön dich kennen zu lernen“, sagte ich.
Wieder nickte er. „Was genau wollt ihr denn?“
Die Frage wirkte nicht unhöflich, sondern eher ängstlich.
Caitlin kam direkt auf den Punkt. „Neulich hab ich dich in einer mir nicht klar zu deutenden Situation im Freeway gesehen. Du warst umgeben von einigen Frauen, die, so schien es mir, an dir herum geknabbert haben.“
Mit vor Angst geweiteten Augen sah er erst Caitlin und dann mich an. Er sagte aber kein Wort.
Also hakte ich nach. „Was ist da passiert Nathan?“
Wieder keine Antwort.
„Bitte sag uns was passiert ist. Ein Freund von uns ist vor Kurzem gestorben. Wir würden gerne wissen, ob es da vielleicht irgendeine Verbindung gibt“, sagte Caitlin.
„Meint ihr etwa Darryl?“
„Ja. Weißt du irgendwas darüber?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Hört zu, ich will damit nichts mehr zu tun haben. Ich möchte das Ganze so schnell wie möglich vergessen. Und ihr solltet euch da nicht einmischen. Es ist zu gefährlich, hört ihr. Geht da nicht mehr hin!“
Man sah ihm deutliches Entsetzen, gemischt mit Angst an.
Ich startete einen letzten Versuch. „Nathan hör zu. Wir wollen dich nicht in Schwierigkeiten bringen oder so was. Wir brauchen einfach nur deine Hilfe. Es ist uns sehr wichtig heraus zu finden, was vor sich geht. Du willst doch bestimmt auch nicht, dass noch jemand stirbt?“
Das war fast schon Erpressung, aber er ließ mir keine andere Wahl.
„Nein, natürlich nicht. Aber ihr wisst nicht, worauf ihr euch da einlasst. Es wäre am besten für euch, wenn ihr es einfach vergessen würdet.“ Er sprach leise und gedankenverloren weiter. „Vergesst es einfach, zu eurer eigenen Sicherheit.
„Okay, wenn du uns nicht weiter helfen willst, dann müssen wir eben selbst Nachforschungen anstellen – im Freeway“, sagte Caitlin.
Wohl wissend, was sie damit bezwecken wollte, hoffte ich, dass es funktioniert.
„Nein! Tut das auf keinen Fall!“
„Tja, leider lässt du uns keine andere Möglichkeit. Komm Sam, wir gehen zum Unterricht.“
Ich trat auf sie zu und wartete gespannt auf Nathans Reaktion.
„Wartet! Das kann ich nicht zulassen. Ihr habt gewonnen. Aber lasst uns nicht hier reden. Treffen wir uns in der Mittagspause im Probenraum des Orchesters, okay?“
„Wir werden da sein“, sagte Caitlin, die das `wir` meiner Meinung nach etwas zu stark betonte.
Und so machten wir uns auf zu unseren Montagmorgen-Qualen:
Innerbetriebliche Finanzplanung.
Ich konnte mich noch weniger konzentrieren als sonst. Meine Gedanken waren noch bei unserem Gespräch mit Nathan. Ich war so darauf gespannt, was er uns erzählen würde, dass ich gar nicht merkte, dass die Doppelstunde bereits vorbei war. Es waren somit nur noch zwei Stunden bis zu unserem Gespräch mit Nathan.
***
Er war bereits da, als wir den Probenraum über die Bühne betraten. Als wir bei ihm waren, fragte er:
„Wie kommt es eigentlich, dass ihr ins Freeway geht?“
Mit einem Blick der bedeuten sollte `sag ja nichts von Eric`, sah ich meine Freundin an. Sie erwiderte:
„Das Gleiche könnten wir dich auch fragen.“
„Was ist an dem Abend
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