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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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die Höhe.
    Auf dem Flur erklangen Stimmen.
    Die Polizei war eingetroffen, samt
Notarzt.
    Auch ein riesenhafter Mann war dabei,
der sich etwas linkisch benahm.
    Gaby vermutete, daß es sich um den Hausmeister
Dotz handelte. Von dem wußte sie lediglich, daß es ihn gab. Gesehen hatte sie
ihn noch nicht.
    Die Polizisten kamen vom hiesigen
Revier — nicht aus dem Präsidium, weshalb Gabys Vater — Kommissar Glockner —
nicht dabeisein konnte.
    „Ah, die Gaby!“ sagte der behäbige Typ
in Zivil.
    „Tag, Herr Kölbl!“ grüßte Gaby erfreut.
    Kölbl war ein Kollege ihres Vaters,
ebenfalls im Range eines Kommissars.
    Während sich der Notarzt um Johanna
Demschlag kümmerte, berichteten Gaby und Julia, was sie beobachtet hatten und
von der Überfallenen wußten.
    „Der Täter ist verschwunden“, sagte
Kölbl. „Wie kann er entkommen sein, frage ich mich, obwohl Herr Dotz unten im
Hinterhalt lag? Sogar mit seinem Gewehr. Ungeladen, zum Glück. Es ist irgendwie
rätselhaft. Bei Dotz kam niemand vorbei. Andererseits glaube ich nicht, daß
sich der Täter in Luft aufgelöst hat. Meine Leute untersuchen jetzt die unteren
Etagen. Denn Dotz meint, der Kerl müsse noch im Haus sein. Über die Treppe ist
er nicht runtergekommen. Den Lift hat er nicht benutzt. Na ja, wenn er da ist,
dann finden wir ihn. So, Frau Demschlag, und jetzt zu Ihnen.“
    Auch sie machte ihre Aussage.
    Zwei Beamte untersuchten das Türschloß
und entdeckten Kratzer.
    „Der Täter muß sehr gute Nachschlüssel
haben. Die Spuren sind gering.“
    Johanna konnte den Verbrecher nur
unzureichend beschreiben. Auch was Gaby und Julia durch den Spion gesehen
hatten, half nicht weiter.
    Kölbl verbarg seine Enttäuschung und
ging in die unteren Etagen hinunter.

9. Da bleibt beinahe das Herz stehen
     
    Seufzend schloß Julia ihre Wohnungstür.
    „Es regnet nicht mehr“, stellte Gaby
fest und ging in den Wohnraum, wo sich der Eistee allmählich erwärmt hatte.
    Freilich — draußen war die Schwüle
gewichen. Zwischen den Häusern hing schwadiger Dunst.
    „Ich bewundere Frau Demschlag“, sagte
Julia. „Wie schnell sie sich erholt hat. Und keine Angst, allein zu sein — in
ihrer Wohnung. Sie gehört zu den Witwen, die unbedingt fest auf ihren Füßen
stehen wollen - egal, was kommt. Andere Frauen, die ihren Mann verlieren,
werden weinerlich, trauern alten Zeiten nach und sind zu nichts mehr fähig.“
    „Ich weiß nicht, wie ich wäre“, sagte
Gaby. Sie trat zum Fenster und blickte in die Häuserschlucht hinunter. Von hier
oben — aus dem sechsten Stock — war es wirklich eine Schlucht. „Vermutlich
hängt es von dem Partner ab, den man gehabt hat.“
    „Hm.“ Julia knabberte an einem Keks.
„Ich weiß auch nicht.“
    Gaby beugte sich vor.
    Unten fuhren die drei Polizeiwagen ab.
    Den Tüten-Maskierten hatte man nicht
gefunden. In keiner der Wohnungen unten, nirgendwo im Haus, auch nicht im
Keller.
    Vielleicht war der gewaltige Dotz doch
etwas zu tranig gewesen. Oder er hatte nur die Angabe rausgehängt und
absichtlich getrödelt, um dem — möglicherweise bewaffneten — Täter nicht zu
begegnen.
    „Ich überlege gerade“, sagte Gaby.
„Frau Demschlag sagte, sie komme sonst immer später zurück — vom Einkauf. Ob
das der Täter gewußt hat? Oder war es Zufall, daß er bei ihr eindrang — gerade
jetzt? Sich ins Haus einzuschleichen, war — wie wir wissen — kein Kunststück.
Aber der Tüten-Maskierte hat keine andere Wohnung aufgeknackt, sondern nur die
drüben.“
    „Manche fangen oben an — in der
höchsten Etage, habe ich gelesen, und arbeiten sich dann abwärts. Es sei denn,
ihnen fällt gleich die große Beute in die Hand.“
    „Das ist richtig“, nickte Gaby. „Aber
wie verhält es sich mit der Tüte als Maske? Das sieht doch irgendwie nach
Improvisation aus (ohne Vorbereitung, aus dem Stegreif). Vielleicht hat
er sich den Plastiksack erst übergestülpt, als er — der Kerl — von Frau
Demschlags Rückkehr überrascht wurde.“
    „Ja“, sagte Julia.
    Dann fiel ihr das Glas mit dem Eistee
aus der Hand.
    Riesengroß wurden die Augen.
    Der entsetzte Blick ging an Gaby
vorbei, die jetzt am Tisch stand.
    Ein Lufthauch war zu spüren.
    O nein! dachte Gaby. Das darf nicht
wahr sein! Hinter mir ist die Eßzimmertür.
    Julias Gesicht wurde fahl wie das
Tischtuch.
    Gaby drehte sich um. Aber sie hatte
noch nie so lange für diese eine Bewegung gebraucht.
    Der Mann hielt ein Messer in der Hand.
Das war als Drohung genug. Er hatte die

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