Im Schatten des Dämons
diesen
Einbrechern gibt’s ja auch psychopathische Spinner. Die verwandeln ihre
Komplexe in Gewalttätigkeit und drohen nicht nur mit dem Messer, sondern
stechen auch zu.
Es war ein heißer Tag, fast noch
schwüler als gestern. Für den Nachmittag hatte der amtliche Wetterfrosch wieder
Unwetter-Gewitter angesagt.
Man war geneigt, ihm zu glauben.
Der Unterricht in der 9b — und allen
anderen Klassen — schleppte sich zäh dahin.
Nur noch der Schulleiter bekleidete
sich mit manierlicher Jacke. Die anderen Pauker trugen T-Shirt und Polo-Hemden.
Der dicken Dr. Barbara Foggeschmidt war
es peinlich, daß sie sich die ersehnte Bikini-Figur noch nicht erhungert hatte.
Normalerweise hielt die
Sahnetorten-Liebhaberin ab Mai Diät.
Hitzefrei — wurde diskutiert, aber
nicht durchgesetzt.
Doch die sechste Stunde war frei.
Karl und Klößchen warteten vor der Telefonzelle
Besenkammer, während das Pärchen sich hineinklemmte.
Gabys und Tims nackter Arm berührten
sich zwangsläufig, und der TKKG-Häuptling stellte entzückt fest, wie kühl doch
die Haut seiner Freundin war.
„Kathi Wihold“, meldete sich die Frau
des Musikalien-Händlers.
„Wir sind’s“, sagte Tim. „TKKG. Wir
wollen nur nachfragen: Ist alles in Ordnung? Oder macht sich Bonzemann zausig?“
Ein Seufzer antwortete.
Da ist was passiert, dachte Tim und
blickte in Gabys Blauaugen.
„Es ist was passiert“, sagte Kathi.
„Und ich nehme schon an, daß Bonzemann dahintersteckt.“
„Um Himmels willen! Reden Sie!“
„Nichts an Leib und Leben, zum Glück.
Aber an unserem Auto wurden alle vier Reifen zerstochen.“
„Wo? Als es in der Garage stand?“
„Nein. Robert ist vorhin mit Struppi
zum Stadtwald gefahren. Wie immer in der Mittagszeit bei schönem Wetter. Eben
kommen beide mit dem Taxi zurück. Robert hat unseren Audi an der Birkenheide
geparkt, wo jetzt der Parkplatz angelegt wurde für Spaziergänger und Jogger.
Die beiden haben ihre Runde gemacht. Als sie zurückkamen, waren die Reifen
zerfetzt.“
„Sieht sehr nach Älche aus“, knirschte
Tim durch die Zähne. „Um die kümmern wir uns. Rufen Sie Kommissar Glockner an.“
„Das haben wir vor.“
Karl und Klößchen erfuhren, was anlag.
„Dann war deine gestrige Warnung“,
meinte Karl zu Tim, „ein Schuß in den Ofen. Weder Bonzemann noch die Älchs
lassen sich abhalten vom Terror.“
„Eine Warnung“, erwiderte Tim, „ist die
Stufe eins. Aber wir können ja auch anders. Frieder Älch hat sowieso die Hose
voll. Und Hubert, genannt Tiger, der ältere Bruder, wird bald glauben, ihn
knutsche ein Elch. Willi, ich lasse den Mittagsfraß ausfallen.“
„Schon wieder“, stöhnte Klößchen. „Mal
gibt’s mittags nichts zu pappen, mal abends nichts. Das läuft hinaus auf
Mangelernährung.“
„Bei dir nicht.“ Tim spuckte in die
Hände, aber nur symbolisch. „Die Älchs wohnen in der Kirchgasse. Dort, wo wir
sie gesehen haben, Gaby. Ist eine Hinterhof-Wohnung, wo die beiden mit ihrer
Mutter hausen, einer alten Schlampe. Die ist aber meistens nicht da, sondern
hängt rum bei den Wermut-Brüdern. Schlimme Verhältnisse! Wären die beiden nicht
volljährig, kämen sie ins Kinderheim! Ich düse hin und lasse mir mal das Messer
zeigen, mit dem man Autoreifen zerstechen kann. Wer schließt sich an?“
„Ich“, sagte Gaby. „Aber vorher muß ich
zu Hause anrufen.“
Sie trat in die Besenkammer, um das zu
erledigen.
Karl grinste. „Dabei ergibt sich eine
Schwierigkeit. Gaby ist mit dem Bus gekommen.“
„Kein Problem“, sagte Tim. „Willi leiht
ihr sein Zweitrad. Ja, das hat er jetzt. Im Ernst. Gestern abend beim Würfeln
gewonnen. Oswald Fischer-Mettmann wollte unbedingt seinen Drahtesel einsetzen.
Ich nehme an, damit die Eltern einen neuen kaufen müssen. Er spitzt auf ein
teures Mountain-Bike. Willis Gewinn ist eine alte Mühle. Aber für jetzt reicht
sie.“ Gaby kam zurück.
„Alles klar. Aber ich kann nur auf dem
Gepäckträger mitfahren.“
Sie wurde eines anderen belehrt.
Klößchen witterte in Richtung
Speisesaal.
„Ich glaube, es gibt überbackene Nudeln
mit Bologna-Fleischsoße und italienischem Salat. Wenn wir eine Viertelstunde
später bei den Älchs antanzen, wäre...“
„Gaby, Karl und ich fahren sofort“,
wurde er von Tim unterbrochen. „Entscheide, was dir wichtiger ist: Überbackene
Nudeln — oder den Älchs eins überzubraten.“
„Schon gut, schon gut. Ich bin ja
geübt, wenn es um Verzicht geht. Aber erst bringe ich meine
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