Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ich.“
    Mein Bauchnabel schielt! dachte Tim.
Ich bluffe ihn mit meinem... was habe ich gesagt? Harakiri... Egal! Und dieser
geistige Spätaufsteher kommt gleich mit der richtigen Message rüber.
    „Aha!“ nickte Tim und streifte seine
Freunde, die rechts neben ihm standen, mit einem Blick. „Wo war das?“
    „Erst im Knast. Zweimal. Und jetzt noch
mehrmals in der Praxis.“
    „Im Knast?“
    „Der Doktor operiert auch im Knast. An
den Ohren und im Hals. Nase auch, glaube ich. Bei mir sind’s die Rachenmandeln.
Da hilft Hypnose besonders gut, sagt er. Und tut kein bißchen weh.“
    „Das erklärt den
Harakiri-Pallawatschigen Kreis. Und du kannst die Sache vergessen. Kein
sauschlechtes Zeichen, sondern ein gutes. Wer ist denn der Arzt?“
    „Dr. Prunk.“
    „Am Frischmeier-Platz?“
    Älch nickte.
    „Vielleicht gehe ich mal hin“,
sinnierte Tim. „Wegen meiner Nase. Mit der kann ich nämlich Fährten aufnehmen
wie ein Jagdhund. Das ist ja nicht normal für die menschliche Rasse. Und stört
bei Waldspaziergängen enorm. So, dann wollen wir also mal glauben, daß du
nichts am Hut hast mit den zersäbelten Autoreifen. Auch für die Zukunft gilt:
Finger weg von den Wiholds!“
    Tim wandte sich ab, trat zu seinem Rad,
wartete, bis Gaby und Klößchen vor ihm waren und folgte ihnen dann auf die
Kirchgasse.
    Hubert Älch glotzte ihnen nach, ehe er
ins Haus humpelte. „Enorm!“ krähte Klößchen, als sie außer Hörweite waren. „Was
den Dämon betrifft, haben wir eine heiße Fährte.“
    „Es sieht so aus“, nickte Tim.
    „Vielleicht wäre es doch ganz
zweckmäßig gewesen“, meinte Gaby, „wenn mir dieser Dr. Prunk gestern die Ohren
untersucht hätte. Dann wüßten wir jetzt, was für ein Typ das ist.“
    „Wer Bonzemann als Patienten hat“,
lachte Tim, „kann kein guter Arzt sein. Jedenfalls kein ehrenwerter, höchstens
ein Quacksalber. Den Prunk sehen wir uns noch an. Aber zunächst mal zu Wiholds
Autoreifen. Was meint ihr?“
    „Ich hatte nicht den Eindruck“, sagte
Klößchen, „daß dieser Tiger mit den Zahnlücken lügt.“
    Gaby nickte. „Ist auch meine Meinung.“
    „Dann stimmen wir drei überein.“ Tim
dachte nach. „Aber wer hat die Reifen zerstochen? Es fällt mir schwer, da an
einen Zufall zu glauben. Nicht bei dieser Situation, in der die Wiholds sich
befinden.“
    „Vielleicht Bonzemann selbst?“
überlegte Klößchen.
    „Der überläßt die Dreckarbeit anderen.“

13. Eine Spende für die Rattenplage
     
    Bevor Manfred Tiggel, der
Mundwinkelzucker, zum Telefon griff, trug er die wichtigsten Daten in seine
Liste ein — unter Nummer 29.
    Den Namen trug er ein, geschätztes
Alter, Adresse und das heutige Datum.
    Die Summe, die er fordern würde, ließ
er noch offen.
    Das hing ab vom Fingerspitzengefühl.
    Tiggels Forderungen schwankten zwischen
1000 und 5000 Mark.
    Denn alle seine Opfer — ältere, alleinstehende
Frauen — gehörten nicht zu den Großverdienern oder Beziehern protziger Renten.
    In dem Glasschrank an der Wand sah er
sich. Die Scheibe spiegelte.
    Wie immer klebte das blauschwarze Haar
am schmalen Schädel — und duftete nach Öl.
    Tiggel schloß die Lippen über den
vorstehenden Zähnen und wählte die Rufnummer.
    Zur Zeit war er pleite, saß total auf
dem Trocknen, was die Knete betraf.
    War er doch — wie er meinte — beklaut
worden. Gestern. Während des Gewitters. Als er sich draußen rumgetrieben hatte
— zum Teufel!, wo war er gewesen? Dieser verdammte Filmriß. Die Erinnerung war
weg.
    Nach dem zweiten Läuten wurde
abgehoben.
    „Annemarie Lippstedt“, meldete sich die
sanfte Stimme der älteren Frau.
    Tiggel grinste. Mit der konnte er
umspringen. Das spürte er.
    Aber zunächst mal Zurückhaltung! Für
Drohungen war immer noch Zeit.
    „Sie kennen mich nicht“, sagte er. „Sie
haben mich nie gesehen, Oma. Begegnet sind wir uns auch noch nicht. Trotzdem
bin ich Ihr Mörder.“

    Das verblüffte Schweigen dauerte einige
Sekunden. Annemarie Lippstedt, die ehemalige Nachtschwester im
Professor-Gödderglaich-Krankenhaus, war von den Socken.
    „Sie sind falsch verbunden“, sagte sie
dann. Aber sie legte nicht auf.
    „Keineswegs.“ Tiggel lachte häßlich ein
paar Töne aufwärts. „Sie heißen Annemarie Lippstedt. Ich beobachte Sie seit
langem. Was meinen Sie: Wird sich die Polizei wegen Ihrer Leiche die Beine
ausreißen?“
    „Was soll das heißen, Sie Flegel!
Unsere Polizei ist emsig und zuverlässig. Und ein Mord so wichtig wie der
andere.

Weitere Kostenlose Bücher