Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
jedenfalls aus
logischer Sicht.“
    „Red keinen Unsinn, Ladlo! Der Mann
sagt, er sei Mörder. Und er erpresst mich.“
    „Am besten wäre, du erzählst
Einzelheiten, Oma Marie“, schlug Karl vor.
    Das tat sie, und als sie damit fertig
war, zupfte Ladlo an seiner Unterlippe.
    „Es ist ein rein sprachliches Problem“,
meinte er. „Soll man einen Mörder, der erpresst, noch Mörder nennen, obwohl er
noch gar nicht gemordet hat — was wir unterstellen müssen oder einigen wir uns
gleich auf die Bezeichnung Erpresser.“
    „Ladlo!“ sagte Karl. „Das ist doch
jetzt völlig wurscht. Der Saukerl will deiner Mutter was anhaben. Darum
geht’s.“
    „Richtig!“ nickte Ladlo. „Es ist eine
alte Schwäche von mir. Ich nähere mich den Problemen immer erst von der
theoretischen Seite. Dabei übersehe ich das Nächstliegende. Genauso wie die
Tüte für deinen Karton, Karl. Denn ich bin mir sicher, daß hier irgendwo eine
rumliegt.“
    „Ich will dem Kerl eine Lehre
erteilen“, sagte Annemarie. „Und wie?“ fragte Karl.
    „Ladlo soll mir eine Bombe basteln.“
    „Eine Bombe?“
    „Eine Briefkuvert-Bombe. Die kriegt er
— nicht die 1800 Mark, die ich sowieso nicht habe.“
    „Um Himmels willen!“ rief Karl. „Du
kannst doch den Erpresser nicht umbringen.“
    „Kannst du nicht“, nickte Ladlo. „Die
Strafe wäre zu hart. Außerdem ist Selbstjustiz hierzulande nicht üblich.“
    „Wer redet denn davon!“ Annemarie
stemmte die Fäuste in die Hüften. „Die Briefbombe soll knallen und ihm ein
bißchen die Finger verbrennen. Mehr nicht. Ich bin sicher, daß dieser Kerl ein
Spinner ist. Wahrscheinlich hat er sich darauf eingerichtet, alte Menschen
einzuschüchtern und ihnen Geld abzuknöpfen. Dieser Typ muß eins draufkriegen.
Wenn er dann dasteht mit verbrannten Fingern, soll die Polizei sich um ihn
kümmern.“
    „Also morgen nachmittag um 17Uhr im
Hülle-Fülle“, vergewisserte sich Karl.
    Annemarie nickte.
    Ladlo sagte: „Ich mach dir die
Briefbombe. Natürlich nur ganz schwache Dosierung. Ins Hülle-Fülle käme ich ja
gern mit. Aber ich muß morgen früh nach Brüssel — zur Euro-Tagung der
Siphonaptera-Zirkus-Unternehmen. Wahrscheinlich werde ich in den Vorstand
gewählt.“
    Karl wußte sofort, worum es sich handelte.
    Aber Annemarie fragte erstaunt: „Was
für ein Sifonapf?“
    „Floh-Zirkus“, erklärte Karl. „Ein
Siphonaptera ist ein flügelloser Sauger, ein Floh.“
    Annemarie verzog das Gesicht und
kratzte sich am Arm, ohne sich dessen bewußt zu werden.
    „Da ich also nicht mit kann“, sagte
Ladlo, „solltest du dich von Karl und seinen Freunden begleiten lassen, Mutter.
Das ist der totale Schutz für dich.“
    „Aber ja“, rief Karl. „Machen wir wahnsinnig
gern. So, jetzt flitze ich, sonst kassiert der Dämon das Geld pur.“
     
    *
     
    Tim, Klößchen und Gaby warteten im
Frischmeier-Park.
    Sie saßen auf der Bank, hinter der das
Geld unter der Steinplatte lag.
    Tim hatte sich davon überzeugt, daß es
noch da war: eingewickelt in die erste Seite der gestrigen Tageblatt-Zeitung.
    Klößchen vertilgte Schoko.
    In einem Anfall von Großzügigkeit
wollte er auch die Spatzen damit füttern.
    Aber Gaby verwehrte ihm das.
    „Hör auf! Sollen sie krank werden —
oder aussehen wie du?“
    „Mit einem Spatz würde ich mich niemals
vergleichen“, meinte Klößchen.
    Tim sah auf die Uhr.
    „Karl macht langsam. Hoffentlich hat er
Ladlo angetroffen.“
    „Eigentlich brauchten wir die rote
Farbe nicht mehr“, sagte Klößchen. „Weil uns der Hypnotiseur namentlich bekannt
ist.“
    „Dr. Prunk hat Hubert Älch
hypnotisiert“, stellte Tim richtig. „Das beweist aber nicht, daß er ihm
zusätzlich fern- oder posthypnotische Befehle erteilt, die den Ganoven zum
gefügigen Instrument machen — und ihn zwingen, seine Beute abzuliefern. Erst
wenn Prunk rote Hände hat, ist erwiesen: Er hat das Geld genommen. Er ist der
Dämon.“
    „Soweit habe ich nicht gedacht“,
seufzte Klößchen. „Dazu brauchte ich noch eine halbe Tafel Schoko.“
    Besorgt blickte Gaby zum Himmel.
    Es war erst mittlerer Nachmittag, aber
über der Stadt wurde es Nacht. Schwarze Wolken verdickten sich zu einer
reglosen Masse. Kein Lüftchen wehte. Die Schwüle war enorm.
    „Das wird ein Gewitter wie gestern“,
meinte Tim, der ihren Blick bemerkte und die Gedanken erriet. „Ich mag das.
Unwetter überhaupt. Da ist doch was los in der Luft. Das peppt durch und
durch.“
    „Man wird naß bis auf die

Weitere Kostenlose Bücher