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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Verputz.
    Eine Armlänge entfernt war das Fenster,
hinter dem sich die beiden befanden: der eine bewußtlos — der andere von
Sinnen. Oder fand das ganze nur statt, um den jüngeren Bruder um seinen Anteil
zu prellen?
    In dem Raum schurrte etwas.
    Tim riskierte ein Auge am
Fensterrahmen.
    Das Wohnzimmer war mit alten Möbeln
vollgestellt.
    Frieder lag rücklings.
    Auf der Stirn schwoll eine Beule.
    Er war noch im Dämmerzustand, wurde von
Hubert bei den Füßen gepackt und in einen kleinen Raum geschleift, der im
Hintergrund ein vergittertes Fenster hatte.
    Die Tür war stabil.
    Hubert wollte abschließen.
    Aber im Schloß steckte kein Schlüssel —
weder auf der einen noch auf der anderen Seite.
    Hubert, genannt Tiger, hing die Zunge
zwischen den Zähnen hervor. Also doch irre geworden?
    Immerhin wußte er sich zu helfen, denn
er klemmte einen Stuhl unter die Türklinke.
    Damit war Frieder eingesperrt. Und es
würde ihm schwerfallen, das zu ändern. Für die Tür brauchte man eine Axt.
    „Laß mir Luft“, murmelte Hubert. „Ich
komme. Ich komme.“
    Ein Teppich aus der Zeit der
Völkerwanderung (ca. 4. bis 6. Jahrhundert) bedeckte den Boden und sah
aus, als wären sämtliche Germanenstämme drauf herumgelatscht.
    Hubert rollte ihn auf an einer Seite,
hob eine morsche Holzdiele an und holte eine Zigarrenkiste hervor.
    „Dämon, ich komme“, murmelte er.
    Die Kiste enthielt Geld.
    Hubert stopfte es unter sein Hemd und
wandte sich zur Tür.
    Mir fallen die Haare aus! dachte Tim.
Der macht ernst. Der glaubt an seinen Dämon. Und übergibt jetzt die Beute. Das
gibt’s doch nicht!
    Tim sprintete über den Hof, durch die
Einfahrt zur Kirchgasse und jagte zurück zu seinen Freunden.
    „Versteckt euch.“
    Karl und Klößchen verschwanden hinter
einer Mauer.
    Tim zog seine Freundin zu dem
vorgebauten Erker eines Hauses.
    Die Drahtesel parkten hintereinander am
Bordstein.
    „Was ist los?“ fragte Gaby.
    „Ganz durchschaue ich’s noch nicht.“
Tim kratzte sich am Kinn. „Hubert rastet aus, schlägt seinen Bruder groggy,
sperrt ihn ein, nimmt 5000 Mark aus dem Versteck, immerhin die Beute
gemeinsamer Straftaten, und will — allen Ernstes — die ganze Kohle bei einem
Dämon abliefern.“
    „Bei wem?“
    „Der Dämon gibt ihm telefonisch
Befehle.“
    Gaby fächerte mit ihren langen, dunklen
Wimpern. „Hexenkult?“
    „Möglicherweise. Hubert benimmt sich
jedenfalls, als wäre bei ihm ‘ne Schraube locker.“
    „Vielleicht steht er unter Rauschgift.“
    „Offenbar nicht.“ Tim sah um die Ecke.
„Er war wie in Trance ( Dämmerzustand ). Jedenfalls empfand das sein
Bruder so. Es könnte ein hypnotischer Befehl aus der Ferne sein. Eingepflanzt
in Hubert und auf Abruf bereit. Der Abruf erfolgt übers Telefon. Hubert fängt
sofort an zu träumen und zieht die Spendierhosen an. Das heißt, er muß die
Kohle rüberreichen. Weil er sonst Erstickungsgefühle kriegt.“
    „Ist ja Wahnsinn.“
    „Allerdings.“
    Tim lugte abermals.
    „Da kommt er, fußläufig! Wenn er auf
seiner Maschine säße, würden wir den Anschluß verlieren.“
    Kam Hubert in ihrer Richtung?
    Er kam.
    Tim und Gaby stahlen sich in einen
Hauseingang und beobachteten durch den Türspalt.
    Älchs knochige Gestalt stiefelte
vorbei.
    Das fettige Haar hing ihm auf die Schultern.
Er trug ein blutrotes Stirnband. An der Hüfte baumelte das Messer.

    Hubert, genannt Tiger, bemerkte Karl
und Klößchen, die geschickterweise die Köpfe zusammensteckten und in ihre —
leeren — Hände starrten, als würden sie Fotos, Handlinien oder Briefmarken
betrachten.
    Hubert schenkte den beiden keine
Beachtung.
    Zum einen hatte er mit seiner Atemnot
zu tun.
    Zum andern kannte er die Jungs nicht.
    Er bog ein in die Tross-Straße und
hielt sich links — tigerte also in Richtung Frischmeier-Platz.
    Die Verfolger hielten sich zurück.
    Karl und Klößchen erfuhren, was Tim
belauscht und beobachtet hatte.
    „Eindeutig ein hypnotischer Befehl“,
meinte Karl. „Ich habe eine Menge darüber gelesen. Es gibt Sachen, die glaubt
man nicht. Und hier haben wir also einen Hypnotiseur, der sich Dämon nennt. Da
liegt der Mißbrauch auf der Hand.“
    „Jedenfalls möchte ich wissen, wie es
weitergeht“, sagte Tim. „Das sehen wir uns an. Dann krallen wir ihn wegen
Wiholds Autoreifen.“

12. Ladlos Rot hält vier Wochen
     
    Hubert Älch ging nicht bis zum
Frischmeier-Platz, sondern bog vorher ab in den Reitweg.
    Der mündet nach etwa 100 Metern in

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