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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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„Wieso?“
    „Bombe!“ plärrte Kolbe. „Eine Höllenmaschine.
Ich... habe sie...“

    Seine Augen drehten sich aufwärts. Man sah
nur noch das Weiße. Er kippte nach hinten. Und wieder war er bewußtlos.
    Entgeistert starrte der Arzt seine
Helferin an, dann Tim.
    Für einen Hypnotiseur, dachte Tim,
hatte er die richtigen Augen. Aber für einen Dämon ist er zu chic.
    „Wenn das zutrifft“, sagte Tim, „und es
ist ratsam, daß wir davon ausgehen, bleibt höllisch wenig Zeit. Können Sie ihn
wach machen? Damit er sagt, wo der Knaller versteckt ist. Nein? Dann sollten
wir alle dieses Gebäude verlassen. Und zwar sofort.“
    Tim machte kehrt und wäre beinahe gegen
seine Freunde geprallt, die hinter ihm standen und mitgehört hatten.
    „Wahnsinn!“ rief Klößchen. „Wenn da nur
nicht der Bonzemann dahintersteckt. Erst sprengt er das Haus, und dann baut er
es wieder auf. So macht der seine Geschäfte.“
    Tim sah ins Wartezimmer. „Schnell, Frau
Bonzemann! Wir müssen runter auf die Straße. In zweieinhalb Minuten fliegt
dieses Haus in die Luft.“
    Dr. Prunk und die Helferin waren
bereits am Ausgang.
    Tim rannte in den zweiten
Ordinationsraum zurück und warf sich den Bewußtlosen über die Schulter.
    Im Treppenhaus stolperte der
TKKG-Häuptling und wäre beinahe gestürzt. Gerade noch rechtzeitig konnte er
sich auf Klößchen stützen.
    „Die anderen im Haus“, keuchte Tim.
„Die müssen gewarnt werden.“
    „Die Zeit reicht nicht mehr“, rief
Gaby.
    Als sie durch den Eingang ins Freie
stürmten, hatten Dr. Prunk und seine Helferin schon 20 Meter Vorsprung.
    Sie hielten zu auf die kleine, begrünte
Verkehrsinsel in der Mitte des Frischmeier-Platzes. Die TKKG-Bande folgte.
    Tim legte den Bewußtlosen ins
abgas-fettige Gras.
    Eben kam Frau Bonzemann aus dem Haus.
    Sie hatte an ihren Regenschirm gedacht
und spannte ihn auf.
    Tim rannte zurück.
    „Karl!“ brüllte er. „Du mußt mir
helfen.“
    Sofort war der Freund an seiner Seite.
    „Es gibt nur eine Möglichkeit“, haspelte
Tim, „um die gesamte Haus-Besatzung zu warnen. Die Gegensprechanlage am
Eingang! Wir drücken gemeinsam auf die Klingelknöpfe. Mit 20 Fingern schaffen
wir’s. Und dann... Aber das mache ich.“
    Die Anlage befand sich seitlich des
Eingangs, war eingelassen in die Wand.
    Zig Klingelknöpfe, und dazwischen die
Metallrippen.
    „O Mann!“ keuchte Karl. „Jetzt sind’s
nur noch anderthalb Minuten. Höchstens. Außerdem gehen diese Bombenzünder nicht
immer genau. Und es regnet und regnet. Die Wasserscheuen machen vielleicht gar
nicht mit.“
    „Jetzt!“ sagte Tim.
    Und sie preßten, was sie an Fingern und
Händen hatten, auf die Klingelknöpfe der Praxen, Büros, Kanzleien und sonstigen
Geschäftsräume.
    Kurz darauf schallte Stimmen-Salat unter
den Metallrippen hervor. Jede Firma meldete sich. Sekretärinnen, Empfangsdamen
und Helferinnen taten ihre Pflicht.
    „Verlassen Sie sofort dieses Gebäude!“
sagte Tim mit überdeutlicher Aussprache. „Das Haus explodiert in etwa 90
Sekunden. Irgendwo ist eine Bombe versteckt. Warnen Sie alle, die sich in Ihrer
Nähe befinden. Bitte, beeilen Sie sich. Dies ist kein Scherz. Es besteht
Lebensgefahr.“
    Er wartete drei Sekunden.
    In der Gegensprechanlage war die Hölle
los.
    Dann wiederholte er seine Warnung — mit
demselben Wortlaut.
    „Keine Minute mehr“, sagte Karl. „Wir
sollten uns abseilen.“
    Tim sprach seine Warnung zum dritten
Mal.
    Karl, dem der Angstschweiß ausbrach,
drückte auf ein Dutzend Klingelknöpfe.
    Und jetzt kamen sie.
    Der erste Pulk aufgeregter Menschen stürzte
sich die Treppe herunter, quoll aus dem Lift, kam aus den Räumen des
Erdgeschosses und hetzte ins Freie.
    Zu Dutzenden trampelten sie durch den
Eingang, an den beiden Jungs vorbei.
    „Scheint zu stimmen.“ — „Doch, da sind
sie.“ — „Die wären sonst längst weg.“ — „Bombe, eine Bombe! Bestimmt
Terroristen!“ — „Oh, mir wird schlecht.“ — „Dieser Regen! Und gestern war ich
beim Frisör.“ — „Himmel, die retten uns das Leben.“ — „Ich wandere aus. Ich
hasse dieses Land.“
    Gehirnkrankheit! dachte Tim. Was die
Leute so schwafeln, wenn die Zeit knapp wird.
    Immer noch leerte sich das Gebäude wie
ein steinernes Monster mit Dünnpfiff.
    „Verlassen Sie sofort...“, wiederholte
Tim seine Warnung.
    „Wenn du noch lange redest“, japste
Karl, „sind wir beide die einzigen Opfer.“
    Jetzt kam niemand mehr.
    War das Haus leer?
    Tim blickte über die

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