Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
hier.
Unfall? Ohnmacht? Überfall? Wir wissen es nicht. Kolbe war für einen Moment bei
sich und hat verlangt, daß wir ihn zu Dr. Prunk bringen. Wohin jetzt?“
    „Am... am besten, du legst ihn...“, sie
kam aus der Anmeldung heraus und erwies sich als ziemlich klein, etwa 153 cm,
„...legst ihn ins Kein-Zutritt.“
    Das war ein schlichtes
Ordinationszimmer mit weiß bezogener Untersuchungsliege.
    Tim breitete den Bewußtlosen dort aus.
    „Wir warten im Warteraum“, sagte er zu der
Helferin. „Damit wir dem Herrn Doktor die näheren Umstände schildern können.
Und nun stehen Sie nicht rum wie ein Bundeskanzler-Denkmal, sondern sagen Sie
dem Gurru Gescheid!“
    Sie steckte den Anpfiff ein, ohne sich
dagegen zu verwahren, sauste zum eigentlichen Ordinationsraum, klopfte und trat
ein.
    Die vier vom TKKG grinsten.
    Gaby öffnete die Wartezimmer-Tür und
blickte hinein.
    „Tag, Frau Bonzemann!“ hörte Tim seine
Freundin sagen.
    Hinter Gaby drängten die Jungs in den
Warteraum.
    Bis jetzt hatte ihn nur die Frau des
Baulöwen bevölkert, kein weiterer Patient.
    Sie lächelte unbestimmt.
    Auch Tim grüßte und bemühte sich um
einen ausgesucht höflichen Ton.
    „Tag, Frau Bonzemann!“ sagten Karl und
Klößchen zweistimmig.
    Sie legte ihr Journal weg, nahm es aber
gleich wieder auf den Schoß, während sich die vier nassen Gestalten auf die
Sessel nieder ließen.
    „Mir sind Sie sicherlich böse“, sagte
Tim, „weil ich gestern Ihren Gemahl verwarnt habe. Aber das galt nur ihm, nicht
Ihnen. Das soll mal gesagt sein. Weil wir durchaus den Eindruck haben, daß Sie
sich zum Terror nicht eignen. Im übrigen hat man die bedrohten Wiholds heute
trotzdem schikaniert. Vier Autoreifen wurden ihnen mittags zerstochen. Von
Unbekannten. Die Älche, die gestern Erwähnten, sind es offenbar nicht gewesen.
Und daß Ihr Mann es eigenhändig macht — für so unpraktisch halte ich ihn nicht.
Fällt Ihnen jemand ein, Frau Bonzemann, der das Vertrauen Ihres Gatten genießt
— wenn es um heikle Dreckarbeit geht?“
    Sie hatte Tim mit zunehmender
Verblüffung zugehört.
    „Du erwartest doch nicht wirklich“,
sagte sie jetzt, „daß ich dir darauf antworte.“
    „Nein, das erwarte ich nicht.“
    „Warum fragst du dann?“
    „Uns interessiert, wieweit Sie
beteiligt sind an den Gaunereien Ihres Mannes.“
    „Von Geschäften verstehe ich nichts.
Ich halte mich grundsätzlich raus.“
    Tim nickte.
    „Mein Freund“, sagte Gaby zu der Frau,
„kann Unrecht und Ungerechtigkeit auf den Tod nicht vertragen. Das gilt auch
für uns anderen. Und Ihr Mann scheint Spezialist zu sein für Unrecht. Das muß
ich leider sagen.“
    Die Frau blickte in ihr Journal.
    „Dein Gehör ist immer noch in Ordnung?“
fragte sie. „Oder hast du Beschwerden?“
    „Wir haben einen Notfall hergebracht,
einen Bewußtlosen.“
    „O je.“ Sie faßte sich an die Stirn.
„Ja, bei diesem Wetter fällt manch einer um. Ich kann froh sein, daß es bei mir
nur Migräne ( Kopfschmerzen ) auslöst. Dr. Prunk behandelt mich mit einer
neuen Methode. Mit Hypnose.“
    „Mit Hypnose?“ fragte Tim.
    „Ja, er hypnotisiert mich.“
    Klößchen begann zu grinsen. „Haben Sie
in letzter Zeit Geld vermißt?“
    „Wie meinst du das?“ fragte sie
erstaunt.
    „Er meint, ob Ihnen auf unerklärliche
Weise ein paar Tausender abhanden gekommen sind“, ergänzte Karl. „Ob plötzlich
Geld fehlt?“
    „Nein. Aber weshalb fragt ihr?“
    „Willi macht manchmal Witze“, sagte
Tim, „und Karl steigt dann voll ein. Wir...“
    Weiter kam er nicht.
    Draußen, auf dem Flur oder im KEIN
ZUTRITT-Zimmer, zerriß ein Schrei die Arzt-Praxis-Stille.
    Eigentlich war es ein Gebrüll; es kam
aus einer männlichen Kehle.
    Man hätte Tim annageln müssen, um ihn
auf seinem Platz zu halten.
    Die Tür zum zweiten Ordinationsraum
stand offen.
    Die Helferin lehnte am Türrahmen und
kämpfte mit ihrem Schrecken.
    Kolbe war bei Bewußtsein, größtenteils
jedenfalls. Immerhin hatte er sich aufgerichtet, saß auf der Untersuchungsliege
und krallte sich mit einer Hand an dem Arztkittel fest.
    Es war der Kittel eines großen,
geschniegelten Typs, dessen wäsche-blaue Augen jetzt mopsig hervortraten. Eine
graubraune Strähne hing ihm in die faltenlose Stirn.
    „Was?“ jaulte Kolbe. „15.52 Uhr?
Neiiiiin! In... in...“, wieder schien die Ohnmacht mit Blutleere im Kopf nach
ihm zu greifen, „in... drei Minuten... explodiert dieses Haus.“
    „Waaaaas?“ schrie der Arzt.

Weitere Kostenlose Bücher