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Im Schatten des Dämons

Im Schatten des Dämons

Titel: Im Schatten des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sprach nicht weiter.
    „Sie haben lange nachgedacht während
der Nacht“, half Tim ihm und dämpfte die Stimme, „und sind zu der Einsicht
gelangt, daß es besser sei, hier die Platte zu putzen. Aber sie hatten sich
schon zu sehr festgelegt auf heldenhaften Widerstand. Sie wollten sich nicht
blamieren vor Ihrer Frau — und die Position nicht aufgeben ohne handfesten
Grund. Diesen Grund lieferten Sie sich nun selbst — bevor Bonzemann damit
anfangen konnte — , indem Sie Ihre eigenen Reifen aufschlitzten. Daß schon
wenig später ein bezahlter Killer aneiert, war ja nicht vorauszudenken.“
    Wihold atmete schwer.
    Den Kopf hielt er gesenkt: das Bild
eines beschämten Mannes.
    „Habe ich recht?“ fragte Tim.
    „Ich glaube jetzt“, Wihold flüsterte,
„es war idiotisch, sowas zu machen.“

    „Um die Reifen ist es schade.“
    „Es war dumm. Kathi hätte es
verstanden, wenn ich plötzlich — einfach so — gesagt hätte, komm, wir hauen ab.
Weiß du, Tim, wir verstehen uns gut. Wir vertrauen einander.“
    „Glaube ich unbesehen“, nickte der
TKKG-Häuptling. „Trotzdem veranstaltet man hier und da ein kleines Theater. Sie
wollen also auch nach Mallorca?“
    „Eigentlich schon lange.“
    „Sie wollen, Ihre Frau will, das schöne
alte Haus verursacht nur Unkosten. Struppi verträgt Sonne, Ihre Frau wird sich
auf Mallorca um herrenlose, verwahrloste Tiere kümmern. Somit ist also alles in
Butter. Sogar Bonzemann kann sich freuen. Aber an den denken wir jetzt nicht.“

23. Kathi wacht auf
     
    Der Nachmittag neigte sich dem Abend
entgegen. Der Himmel war aufgeklärt. Die Luft kühlte etwas ab.
    Über Parks und Grünanlagen waberten
Schwaden. Die Rush-Hour kam auf Touren. Fußgänger wurden von vorbeifahrenden
Wagen bespritzt. Radler hoben die Beine, wenn’s durch Pfützen ging. Schnecken
krochen über die Gartenwege; in den Knäuel-, Kamm-, Pfeifen- und Rispen-Gräsern
zitterten die Regentropfen wie besonders zarte Gelee-Kapseln.
    Tim hielt vor einer Telefonzelle.
    Was das abgefeimte Spiel betraf, hatte
er seine Freunde informiert.
    Klößchen staunte noch.
    Karl schüttelte immer wieder den Kopf,
teils mißbilligend, teils verständnislos.
    „Sowas von kompliziert!“ meinte er.
„Die Charaktere geben Rätsel auf. Wihold geht einen Umweg mit Sachschaden.
Kathi inszeniert eine Krimi-Oper. Und das alles, statt einfach einander ins
Gesicht zu sagen, was Sache ist.“
    „Manche Menschen sind eben so“, sagte
Tim. „Finden wir uns damit ab. Ergo (somit) habe ich keine Hemmungen,
wenn wir unsererseits ein bißchen Theater machen.“
    „Theater ist immer gut“, meinte
Klößchen, „ich spiel’ den Hanswurst.“
    „Was hast du vor?“ wurde Tim von Karl
gefragt.
    „Ich versuche festzustellen, ob der
Dämon seinen Schatten auch auf Kathi ausgedehnt hat.“
    Karl nahm seine Brille ab, holte ein
Taschentuch hervor und putzte die Gläser.
    „Du meinst, sie steht bereits unter
Hypnose.“
    „Wie Hubert Älch“, nickte Tim. „Ich
habe ja gehört, wie er den Kontakt schildert, den der Dämon mit ihm aufnimmt:
Anruf. Geklopfe. Dann immer die gleichen Sätze: Ich bin dein Dämon. Du kennst
den Befehl, Gehorche! Sonst erstickst du.“
    „Puh!“ meinte Karl. „Es wird immer
verrückter.“
    „Das hat Dämonie ( Besessenheit )
so an sich.“
    „Und wenn es nicht klappt?“
    „Dann habe ich Pech gehabt.“
    „Kathi lacht dich aus.“
    „Das würde ich überleben. Doch um
wirksam zu sein, verzerre ich die Stimme.“
    „Klar!“ nickte Klößchen. „Ein Dämon
spricht niemals so halbfrisch und dreiviertel-deutlich wie du mit deiner
Stimmbruch-Stimme.“
    „Ich will ja nicht singen“, erwiderte
Tim.
    Er trat in die Telefonzelle, hielt die
Tür mit dem Fuß offen, damit Karl und Klößchen mithören konnten, und suchte die
Wihold-Rufnummer heraus.
    Er hatte Glück.
    Die Frau meldete sich.
    Poch — poch — poch — poch — poch...
    Dumpf wie der Big Ben ( Glocken-Uhr im
Londoner Parlamentsgebäude) klopfte Tim mit einem Markstück auf den Hörer:
gleichmäßig und bedrohlich.
    „Wer ist...“
    Ihre Stimme verstummte.
    Tim klopfte weiter, langsamer und
lauter.
    Zu blöd! dachte er. Aber es scheint zu
wirken. Der hypnotische Befehl ist ihr eingepflanzt. Sobald sie am Telefon das
Klopfen hört, lullt sich ihr Verstand zum Winterschlaf ein. Sie hat jetzt
sicherlich einen stieren Blick und vergißt die Umwelt ringsrum. Sollte Robert,
der Reifenstecher, neben ihr sein, fällt ihm die Butter vom

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